Im Hofladen der Familie Bay hat alles mit selbst gebackenem Vollkornbrot angefangen.
Erdmannhausen - Wenn acht Leute im Laden stehen, ist es schon ganz schön voll. Der Hofladen der Familie Bay in Erdmannhausen ist ziemlich winzig – was aber nicht heißt, dass das Angebot nicht groß wäre. Es gibt so gut wie alles in dem Geschäft in der Poppenweiler Straße – von der Grillsauce über Konserven bis hin zu Kaffee und Schokolade – alles in Demeter- oder zumindest in Bio-Qualität.
Das Herzstück des Ladens befindet sich aber direkt hinter der Verkaufstheke rechter Hand: das Brot. Dreierlei bieten Uschi Bay und ihre Mitarbeiterin den Kunden an, ein Weizenvollkornbrot und ein Dinkelvollkornbrot aus eigenem Getreide sowie ein Bauernbrot aus Demeter-Mehl der Spielberger Mühle. Hinzu kommen dienstags Brötchen aus Dinkelvollkornmehl und freitags Brötchen aus Weizenvollkornmehl sowie ein Dinkelvollkornzopf.
Mit den Backwaren hat damals auch alles angefangen. „In den 1980er Jahren begann meine Schwiegermutter, Vollkornbrot zu backen“, berichtet Uschi Bay. Damals wurde der Hof auch auf Demeter-Landwirtschaft umgestellt. Demeter ist der älteste Bioverband in Deutschland und geht auf Impulse Rudolf Steiners zurück. Die Felder müssen biodynamisch bewirtschaftet werden. Eine „lebendigen Kreislaufwirtschaft“ wird angestrebt, die die Demeter-Landwirtschaft extrem nachhaltig macht.
Zwar wurde in den Anfängen nur für die Familie Vollkornbrot gebacken, „aber das hat sich ein bisschen rumgesprochen“, weiß Uschi Bay. Schon wollten auch andere das frische Brot. Und folgender Gedanke kam auf: Wenn man dann noch Milch anbieten könnte und ein bisschen Salat . . ., also das, was so zum täglichen Bedarf gehört . . .
Also wurde 1992 der Laden aus dem ehemaligen Stall gebaut. Gebacken wird noch immer zweimal die Woche und an genau diesen Tagen hat auch der Hofladen geöffnet. Und zwar ab 11 Uhr. Denn: „Das Brot muss ja erst noch gehen und gebacken werden“, erklärt Uschi Bay. Dementsprechend gibt es an den beiden Tagen jeweils ganz frisches Brot. Und die Kunden müssen sich auch etwas überraschen lassen, denn – wie es halt so ist ohne Automat – mal geht es gut auf, mal nicht so. „Es ist handgemacht und hat immer seinen eigenen Charme“, sagt die Chefin des Ladens lachend. Letztlich sei wohl für jeden Geschmack etwas dabei – mal ist das Brot eben dunkler, mal heller . . .
Und das kommt an. „Die meisten Kunden kommen wegen des Brotes“, weiß Uschi Bay. Und sie nehmen dann noch anderes mit. Die Auswahl an Bio-Produkten ist riesig. Sie sind zwar hochpreisiger als herkömmliche Lebensmittel, „aber das ist es in unseren Augen wert“, sagt die Erdmannhäuserin. Und in den Augen der Kunden offenbar auch.
Die Auswahl wird immer größer. Letztlich muss auf nichts verzichtet werden, nur weil es bio sein soll. Essig und Öle stehen ebenso in den Regalen wie Tee oder Trockenobst. In der Kühltheke gibt es Käse, Milch, Joghurt, Wurst, Räucherforellen oder Schupfnudeln. Als Familie Bay 1992 mit dem Laden angefangen hat, war das nicht der Fall. „Die Produktvielfalt gab es damals noch nicht“, erinnert sich Uschi Bay. Eben sowenig übrigens wie die Vielfalt in anderen Läden, die „bio“ im Angebot haben. Oder vermeintliches bio. „Man sollte das schon hinterfragen“, findet Uschi Bay.
Der moderne Begriff Regionalität – für Familie Bay versteht sich das von selbst. „Bei mir gibt es im Winter eben auch mal keine Tomaten“, sagt Uschi Bay. Bis aus Marokko müsse man das Gemüse ja nicht holen. „Und es schmeckt ja auch nicht richtig gut“, findet sie. So könne man sich guten Gewissens auf den Sommer und die Tomatenzeit freuen.
Einiges an Gemüse und Obst bietet Familie Bay auch aus eigenem Anbau im Laden an – wenn es Saison hat: Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln, Äpfel und Birnen. Eigener Apfelsaft rundet das Angebot ab. Ebenso wie eigenes Rindfleisch, denn Mastbullen gehören auch zum Bay’schen Hof. Dreimal pro Jahr wird selbst geschlachtet und das Fleisch dann im Hofladen verkauft.
Ganz neu gibt es Hühner auf dem Hof der Familie Bay. Seit Ende Oktober tummelt sich das Federvieh – in so genannten mobilen Ställen. 450 Hühner sind es derzeit, weitere sollen noch dazukommen. Ihre Eier werden – klar – im eigenen Laden verkauft, aber auch in anderen Hofläden sowie in Stuttgart auf dem Markt.
Die „neuen“ Eier sind auch großes Thema im Laden. Überhaupt wird viel geredet – darüber, wo die Produkte herkommen zum Beispiel. Oder was man mit ihnen machen kann. Uschi Bay und ihre Mitarbeiterin haben auch immer ein paar Rezepte auf Lager – falls es eine Idee braucht, was man mit einem bestimmten Gemüse so kochen könnte . . .