Fast 2500 Menschen wurden bei dem Erdbeben getötet, die Zahl dürfte noch steigen. Foto: dpa/Khaled Nasraoui

Dass Marokko vorerst keine Krisenhilfe aus Deutschland annehmen will, sorgt hierzulande für Kritik. Doch es wäre voreilig, Marokko diese Entscheidung vorzuwerfen, meint unsere Hauptstadtkorrespondentin Rebekka Wiese.

Die Helferinnen und Helfer standen schon bereit. Doch jetzt sieht es so aus, als würde die Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW) in Marokko gar nicht gebraucht. Dort kam es am Samstag zu einem schweren Erdbeben, die Zahl der Toten lag zuletzt bei fast 2500, Tendenz: steigend.

Trotzdem nimmt Marokko nur die Hilfe von vier Ländern an: Spanien, Katar, die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate schicken Unterstützung. Alle anderen Angebote wurden vorerst abgelehnt – auch das aus Deutschland. Das führte zu Kritik: Von „falsch verstandenem Nationalstolz“ sprach der FDP-Abgeordnete Carl-Julius Cronenberg im „Tagesspiegel“.

Nicht politisch aufladen

Doch dass Marokko die Unterstützung aus politischen Gründen abgelehnt hat, ist bislang nur eine Spekulation. Deshalb wäre es voreilig, dem Land nun Vorwürfe zu machen. Die Krise sollte nicht politisch aufgeladen werden. Das gilt für Marokko ebenso wie für die Länder, deren Helferinnen und Helfer nun zu Hause bleiben.

Tatsächlich ist es gut möglich, dass Marokko die Hilfe aus praktischen Gründen abgelehnt hat. Laut Medienberichten soll das marokkanische Innenministerium erklärt haben, dass man befürchte, die vielen Einsatzkräfte aus verschiedenen Ländern nicht koordinieren zu können – was bei internationalen Kriseneinsätzen tatsächlich ein Problem sein. Zudem haben sich Marokko und Deutschland zuletzt eher wieder angenähert. Auch ein Sprecher des Auswärtigen Amtes der Deutschen Presse-Agentur, er glaube, dass man politische Gründe ausschließen könne.

Das THW hält sich nun weiter bereit und überlegt, auf welchem Weg man Marokko sonst noch helfen könnte. Es ist richtig, dass Deutschland seine Hilfe anbietet. Aber es ist auch legitim, wenn Marokko das ausschlägt – solange es dafür sachliche Gründe gibt. Das Land deshalb nun unter Druck zu setzen, würde niemandem helfen.