Bei Bosch geht alles Richtung E-Mobilität. Foto: bluedesign/Adobe Stock

Auf den Dieselskandal reagiert Bosch mit strengen Leitlinien für Mitarbeiter in der Entwicklung. Der größte Autozulieferer möchte zunächst am Verbrennungsmotor festhalten. Man müsse ihn nur weiterentwickeln, um ihn nahezu abgasfrei machen zu können.

Ludwigsburg - Im Jahr 2025 werden 85 Millionen Neufahrzeuge mit Benzin und Diesel und zusätzlich 20 Millionen Hybride und Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein. So sieht das Zukunftsszenario der Firma Bosch aus. „Es wird eine große Vielfalt bei den Antriebsarten geben“, sagt Thomas Pauer, der technische Vorstand am Standort Schwieberdingen.

Dass auch Bosch in die Diesel- und Autokartell-Affäre involviert ist, „lässt hier niemanden kalt“, sagt Pauer. „Was passiert ist, können wir nicht mehr ändern, die Zukunft schon.“ Dazu gehöre ein strenger Kodex und eine entsprechende Schulung aller Entwicklungsmitarbeiter. Das Unternehmen sei sehr gut ins erste Halbjahr 2017 gestartet, sagt der kaufmännische Vorstand Hans Hoffmann. „Ins zweite Halbjahr gehen wir deutlich vorsichtiger.“ Gründe dafür seien die möglichen Folgen des Brexit und unkalkulierbare geopolitische Verwerfungen.

Die Zahl der Mitarbeiter sei in den letzten Jahren weiter angestiegen. Allein in Deutschland beschäftigt Bosch 134 000 Mitarbeiter, am Standort Schwieberdingen sind es 6400. Mit der organisatorischen Zusammenlegung der Standorte Schwieberdingen, wo an der Technologie für Benzin- Gas-, Äthanol- und Hybrid-Systeme geforscht wird, und Feuerbach, wo der Schwerpunkt auf Dieselfahrzeugen liegt, habe man die Weichen für die Weiterentwicklung in Richtung Elektro- und Hybrid-Antrieb gestellt, sagt Hoffmann. Eine Reaktion auf den Dieselskandal sei das nicht: „Es geht darum, die kreativen Kräfte zu bündeln“, sagt der Vorstand.

Der Brexit und die Geopolitik

Am Standort Schwieberdingen hat Bosch zusätzlich Freiräume geschaffen, die die Kreativität der Mitarbeiter weiter fördern sollen. Zum einen gibt es jetzt sogenannte Denkzellen, in die sich einzelne Kollegen zurückziehen können, um ungestört Gespräche führen zu können, zum anderen wurde der Büro- um einen Aufenthaltsbereich mit Kaffeetheke, Tischkicker und Sitzecke ergänzt. „Hier sollen sich die Mitarbeiter auch einmal ganz entspannt zusammensetzen können“, sagt Pauer.

Kreative Ideen aus dem Kickstarter

Im Mai wurde in der obersten Etage des Bosch-Hochhauses in Schwieberdingen eine neue Spielwiese für Kreative eingerichtet, die wie eine Mischung aus Büro und Werkstatt gestaltet ist: In diesen Kickstarter genannten Thinktank darf sich zurückziehen, wer glaubt, eine bahnbrechend neue Idee zu haben. „Es geht um Ideen in einem sehr frühen Stadium“, sagt Pauer. „Wir machen da keine Vorgaben.“ Die betreffenden Mitarbeiter dürfen sich für drei Monate in den Kickstarter zurückziehen und ihr Idee reifen lassen. Danach sagt ein Gremium, ob das Projekt drei weitere Monate weiterverfolgt oder abgebrochen wird.

Die Zukunft des Autos liege in der Elektromobilität, sagt Pauer. Dennoch dürfe sich die Politik nicht auf einen Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor festlegen. Das Stromauto werde noch lange die Unterstützung durch Sprit nötig haben. Ziel von Bosch sei es, Aggregate zu entwickeln, die es ermöglichen, fast abgasfrei zu fahren.

Am Standort Schwieberdingen wurde 1968 das erste Gebäude eröffnet. „Das war ein einzelnes Haus auf der grünen Wiese“, sagt Hoffmann. Inzwischen ist das 45 Hektar große Gelände dicht bebaut und im Sommer 2018 soll das 50-Jahre-Jubiläum gefeiert werden.