Bahnhof Stuttgart-Feuerbach, Gleis 1: Wo sonst Berufspendler auf die S-Bahn warten, haben Güterwaggons den Bahnsteig durchpflügt und ein Vordach heruntergerissen. Foto: Michele Danze

Stuttgart - Drei 200 Tonnen schwere Güterwaggons sind am Freitagmorgen am Stuttgarter S-Bahnhof Feuerbach entgleist. Die Waggons waren herrenlos und unbemerkt auf ein Schnellgleis gerollt. Ein Mitarbeiter der Bahn bemerkte den Geisterzug und leitete ihn gegen 4 Uhr zu einem Prellbock im Bahnhof Feuerbach um. Ein Waggon krachte daraufhin auf den Bahnsteig und beschädigte einen Dachpfeiler. Die andere Wagen blieben im Gleisbett liegen. „Wie durch ein Wunder ist niemand zu Schaden gekommen“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Der Bahnsteig war um diese Uhrzeit noch menschenleer, nur zwei Stunden später hätten hier wohl Dutzende Pendler gestanden.

 

Zur Unfallursache lagen bis zum Abend noch keine Angaben vor. Im Regional- und S-Bahnverkehr kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen. Noch ist unklar wie lange der S-Bahn-Verkehr eingeschränkt bleibt, wie lange Intercity-Züge (IC) und einzelne Regionalzüge (RE) den Stuttgarter Hauptbahnhof nicht mehr anfahren. „Die Aufräumungsarbeiten werden sicher einige Tage dauern“, sagte ein Bahnsprecher.

Nach Angaben von Bahn und Bundespolizei stammen die Waggons vom Güterbahnhof Kornwestheim, dem zweitgrößten Rangierbahnhof des Landes Baden-Württemberg. Warum die Waggons losrollen konnten und weshalb dies zunächst nicht bemerkt wurde, wird nun ermittelt.

Die Höhe des Schadens ist noch unklar, er dürfte aber in die Millionen gehen. Das Bahnhofsgebäude wurde zwar wieder freigegeben, allerdings sind bei dem Aufprall der Waggons Risse an der Fassade entstanden und in dem von Mietern bewohnten Trakt Gasleitungen beschädigt worden.

Mindestens bis zum Wochenende gilt ein Ausweichfahrplan. Die Regionalzüge nach Karlsruhe, Heidelberg, Würzburg und Neckarelz halten vorerst in Kornwestheim oder Bietigheim-Bissingen. IC-Züge nach Karlsruhe, Frankfurt, München und Salzburg halten nicht am Stuttgarter Hauptbahnhof, sondern in Esslingen und Vaihingen/Enz.