Eine gelegentliche 60-Grad-Wäsche ist ratsam. Foto: mago/Shotshop/Monkey Business

Warum moderne Waschmaschinen müffelnde Wäsche begünstigen und wieso auf die angegebenen Waschtemperaturen kein Verlass ist.

Angesichts steigender Energiepreise überlegen viele, wie sie auch beim Waschen Strom sparen können. Doch das kann zu Problemen führen. Wir beantworten wichtige Fragen dazu.

 

Ein Tipp lautet: Nicht alles mit 60 Grad waschen. Fördert das müffelnde Wäsche? Wenn gesunde Personen im Haushalt leben und die Wäsche normal verschmutzt ist, reichen auch niedrige Temperaturen. Eco-Programme sparen zusätzlich. „Sie machen geringere Temperaturen und weniger Wasser durch mehr Mechanik und damit längere Laufzeiten wett“, sagt Dirk Bockmühl, Professor für Hygiene und Mikrobiologie an der Hochschule Rhein-Waal. Alle paar Wochen braucht es aber mindestens ein 60-Grad-Programm mit Vollwaschmittel in Pulverform. Das verhindert, dass sich die Bakterien, die über die Wäsche sowie über Luft und Wasser in die Maschine gelangen, zu stark vermehren. Denn deren Stoffwechselprodukte verursachen die unangenehmen Gerüche.

Wenn 60 Grad an der Waschmaschine stehen, wäscht sie doch auch so heiß, oder? „Das ist inzwischen leider nicht mehr unbedingt der Fall“, sagt Bockmühl. Die Angabe bedeute häufig: wäscht so gut wie ein 60-Grad-Programm. Für die optische Sauberkeit stimme das, aber nicht für das Abtöten von Mikroben. Viele Hersteller haben die Waschtemperaturen wegen der neuen Energieverbrauchskennzeichnungen, die seit März 2021 gelten, weiter gesenkt – nicht nur in den Eco-Programmen. War ein Gerät vor der Reform bei A angesiedelt, findet es sich nun bei C oder D wieder. Das hat die Anbieter unter Druck gesetzt, den Stromverbrauch und damit die Temperaturen weiter zu senken, um mit mehr Geräten in die neue Klasse A zu kommen. „Einige Hersteller haben es hier übertrieben mit dem Temperaturabsenken, das ist schade“, sagt Bockmühl. „Es bringt für die Umwelt auch nichts, wenn ich die Waschmaschine nach ein paar Jahren entsorgen muss, weil sie wegen der Bakterien stinkt und nicht mehr sauber zu bekommen ist.“

Warum hilft Vollwaschmittel in Pulverform besser gegen Bakterien? Nur Pulver-Vollwaschmittel enthalten Bleiche. In Flüssigwaschmitteln sind Bleichmittel nicht lange haltbar. Die Bleiche setzt Sauerstoff frei, der antimikrobiell wirkt. „Auch ökologisch spricht alles für Pulver-Waschmittel. Bei der Herstellung braucht es weniger Wasser, und es lässt sich auch umweltfreundlicher verpacken“, sagt Bockmühl. Colorwaschmittel – egal ob als Pulver oder flüssig – enthalten keine Bleiche.

Welche Rolle spielt die Dosierung? Auch hier werden Bockmühl zufolge Fehler gemacht. Zwar geben die Hersteller die Dosierung an – je nach Wasserhärte und Verschmutzungsgrad der Wäsche. Doch viele Verbraucher kennen die Wasserhärte nicht, die man leicht bei der Gemeinde oder dem Wasserversorger erfragen kann, und dosieren nach Gefühl.

Was ist von Bio-Waschmitteln zu halten? Die Inhaltsstoffe variieren stark. Der Verbraucher-Service Bayern weist darauf hin, dass manche Bio-Waschmittel ihre volle Wirksamkeit erst ab 40 Grad entfalten, konventionelle Waschmittel dagegen schon bei 20 Grad. Für die Umwelt sind Bio-Waschmittel nicht automatisch besser. Die Tenside, die den Schmutz von der Wäsche lösen, müssen bei allen Produkten seit 2014 leicht biologisch abbaubar sein. Worauf Öko-Hersteller in der Regel mehr achten, ist die Herkunft und Umweltverträglichkeit der Inhaltsstoffe, allerdings müssen sich Verbraucher genau informieren. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfiehlt nur die Umweltsiegel Ecolabel, auch Euroblume genannt, und den Blauen Engel zur Orientierung.

Hilft Weichspüler gegen üble Gerüche? „Nein, das überdeckt die Gerüche nur, löst aber das Problem mit den Bakterien nicht“, sagt Bockmühl. Weichspüler kann das Problem sogar vergrößern. Denn viele Weichspüler enthalten Talg, welcher die Fasern weich werden lässt. Der Talg ist aber auch ein prima Nährboden für Bakterien und Pilze. Wer auf weiche Wäsche nicht verzichten will, kann stattdessen Natron verwenden – das neutralisiert auch gleich Gerüche. Den fehlenden Duft können ätherische Öle ersetzen.

Durch falsches Waschen stinken Wäsche und Waschmaschine bereits. Was hilft? Hat sich erst einmal ein großer Bakterienzoo in der Waschmaschine breitgemacht, ist es schwer, ihn wieder loszuwerden. „Eigentlich hilft da nur Schrubben, aber man kommt eben leider nicht in alle Ecken einer Waschmaschine hin“, sagt Bockmühl. Recht einfach reinigen lassen sich die Gummidichtungen, das Bullauge oder die Einspülkammer. „Um schlechten Wäschegeruch in den Griff zu kriegen, kann man als Sanierungsmaßnahme auch mal zu einem Hygienespüler greifen. Diese Produkte sind ökologisch allerdings nicht unbedenklich“, sagt Bockmühl.

Sind Bakterien in der Waschmaschine auch ein Problem für die Gesundheit? „Es ist recht schwer, aus der Waschmaschine krank zu werden“, sagt Bockmühl. In der Regel verteilen sich beim Waschen Umweltkeime auf der Wäsche, die es in jeder Pfütze gibt. Außerdem fehlt ein Infektionsweg, „dazu müsste man ja beispielsweise an einem Handtuch lutschen“, so Bockmühl. Eine Ausnahme stellt Fußpilz dar, hier muss bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, um andere Familienmitglieder nicht über die Wäsche anzustecken. Auch bei sensiblen Gruppen wie Schwangeren, Babys und Senioren sind mindestens 60 Grad empfehlenswert.

Temperatur, Mechanik, Chemie und Zeit

Prinzip
 Waschen funktioniert nach dem sogenannten Sinnerschen Kreis: Eine Kombination aus Temperatur, Mechanik, Chemie und Zeit sorgt demnach dafür, dass die Wäsche sauber wird.

Ausgleich
Nimmt man etwa weniger Waschmittel, würde die Wäsche nur dann auch sauber werden, wenn man andere Faktoren wie Zeit oder Temperatur erhöht. Letzteres ist aber im Eco-Programm nicht der Fall.