Verteuerung bei den Brennstoffen verunsichert die Verbraucher. Sollen sie auf sinkende Preise im Frühjahr und genügend Öl im Tank setzen oder doch noch vor Beginn der kalten Jahreszeit nachordern?
Untertürkheim. - Viele Hausbesitzer und Mieter stecken in einem Dilemma. Ein eventuell kalter Winter steht vor der Tür, gleichzeitig erreichten die Gas- und Heizölpreise vergleichsweise schwindelerregende Höhen. Auf günstigere Angebote im Frühjahr warten und riskieren, dass die Vorräte im Tank bedrohlich zur Neige gehen oder doch vorsichtshalber den Tank vor Weihnachten nochmals füllen lassen? Das fragen sich derzeit viele Verbraucher.
Im Vergleich zu 2020 ein „fast normaler November“
„Wie immer im Herbst hat die Nachfrage spürbar angezogen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist es momentan aber ein fast normaler November“, sagt Michael Maier von der Erwin Maier GmbH Mineralölhandel in der Wangener Kesselstraße. Vergangenen Herbst herrschte Endspurtstimmung. Jeder wollte bei den damals sehr günstigen Preisen zugreifen. Wegen des fast weltweiten Coronalockdowns gab es damals ein Überangebot an Mineralöl auf dem Weltmarkt. Die Preise waren so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Aber es war abzusehen, dass Heizen teurer wird: Von 1. Januar 2021 an wurde sowohl bei Benzin als auch beim Heizöl eine Abgabe von 25 Euro je Tonne auf den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid fällig. Für die Heizölpreise bedeutete dies einen Aufschlag von etwa sieben Cent. Deswegen ließen viele Heizölkunden kurz vor Jahresende 2020 nochmals ihre Tanks füllen. „Da wir danach etliche recht kalte Wintertage erlebten und heizen mussten, sind die Vorräte bei vielen niedrig“, sagt Hans-Dieter Bubeck von Bubeck Heizöl aus Obertürkheim.
Preise für Gas und Rohöl wegen hoher Nachfrage stark gestiegen
Beim Blick auf die aktuellen Heizölpreise stehen viele nun vor einer schwierigen Abwägung. Auf Nummer sicher gehen oder abwarten? Die Heizölpreise haben seit August ungeahnte Höhen erreicht. Sie lagen Anfang November bei über 90 Euro pro 100 Liter. Das bedeutet eine Verdoppelung zum Herbst vor einem Jahr. Damals mussten die Verbraucher 40 bis 50 Euro berappen. „Verschiedene Faktoren führen zu dieser Verteuerung: Erstens ist im Preis die Kohlendioxidabgabe in Höhe von sieben Cent enthalten, zweitens hat sich der Wechselkurs gegenüber dem Dollar zu unseren Ungunsten verändert, drittens müssen die Verbraucher wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen und zudem sind auf den Weltmärkten die Preise für Gas und Rohöl wegen der gestiegenen Nachfrage stark gestiegen“, analysiert Maier. In den vergangenen Tagen beobachten die Experten zwar eine Konsolidierung oder sogar einen leichten Rückgang der Ölpreise. Ob dies ein Zeichen für die Preisumkehr ist, wagt aber niemand vorherzusagen. „Wer nicht dringend nachordern muss“, dem rät Maier zur Geduld. Zwar kommen Anfang 2022 weitere zwei bis drei Cent Kohlendioxidabgabe pro Liter hinzu, aber diese seien im Vergleich zur Inflation auf dem Weltmarkt nicht bedeutend. Maier hofft, dass sich die Preise mittelfristig auf einem Niveau von 70 Euro – wie im Jahr 2019 – einpendeln.
Keine Engpässe im Tanklager
Alle, die angesichts der Minustemperaturen der vergangenen Nächte kalte Füße bekommen haben, beruhigt er. „Wir haben normale Lieferzeiten von vier bis sechs Wochen. Wir lassen aber keine Kunden im Kalten sitzen. Im Notfall helfen wir“, sagen Maier und Bubeck. An Nachschub fehlt es nicht. Im Tanklager Stuttgart sind die Tanks gefüllt. Regelmäßig werden Brennstoffe per Zug und Schiff geliefert. „Es gibt keine Engpässe. Wir können den Bedarf erfüllen. Bei den Preisen sind wir allerdings vom Weltmarkt und den Abgaben abhängig“, sagt Peter Meyer, der Leiter des Tanklagers am Ölhafen.