Produktion von Brennwertgeräten bei Bosch Thermotechnik in Wernau Foto: Bosch

Vom Smartphone von unterwegs die Heizung steuern, dass es kurz vor der Ankunft kuschelig warm ist? In einigen Jahren dürfte das allgemein üblich sein – dabei geht es nicht um Spielereien, sondern um Energieeffizienz und Kosteneinsparungen.

Vom Smartphone von unterwegs die Heizung steuern, dass es kurz vor der Ankunft kuschelig warm ist? In einigen Jahren dürfte das allgemein üblich sein – dabei geht es nicht um Spielereien, sondern um Energieeffizienz und Kosteneinsparungen.

Stuttgart - Klassische Geräte werden internetfähig und bekommen weitere Funktionen. Der für den Geschäftsbereich Energie- und Gebäudetechnik zuständige Bosch-Geschäftsführer Stefan Hartung spricht vom „Megatrend Vernetzung“: Das Internet der Dinge befähige Geräte und Systeme miteinander zu kommunizieren. Im privaten Umfeld werde das in die Hunderte, im gewerblichen Umfeld in die Tausende gehen, schätzt Hartung - das reicht etwa von vernetzten Fahrzeugen über Stromzähler bis zu Überwachungskameras.

Beispiel Heizung: In Schweden bietet Bosch Thermotechnik – dazu zählen die Marken Buderus und Junkers – eine App an, die für den Betrieb von Elektro-Wärmepumpen den jeweils günstigsten Stromtarif ermittelt. In den Niederlanden ist Bosch mit einem internetfähigen Raumregler am Markt. Nutzer können ihre Heizung per Smartphone steuern. Das ist komfortabler. Es ermöglicht laut Bosch durch Nutzung aktueller Wetterdaten aus dem Internet auch noch Energieeinsparungen von fünf bis zehn Prozent.

Schon wegen der technischen Möglichkeiten sieht Bosch gute Wachstumschancen in der Energie- und Gebäudetechnik. Bis 2015 dürften rund 75 Prozent der Menschen Zugang zum Internet haben – und mehr als sechs Milliarden Dinge mit dem Internet verbunden sein. Das werde den Markt verändern, neue Dienstleistungen und Geschäftsmodelle ermöglichen, sagt Manager Hartung. Bosch hat bereits mehr als 25 000 vernetzte Heizungsprodukte am Markt, 2014 rechnet man mit dem Verkauf von 50 000 internetfähigen Heizthermen. Bei Sicherheitssystemen erzielt Bosch schon mehr als die Hälfte des Umsatzes in der Videoüberwachung mit internetfähigen Kameras.

Auch steigende Energiekosten und höhere rechtliche Anforderungen seien wesentliche Gründe für das weltweit starke Marktwachstum bei Energie- und Gebäudetechnik, sagt Hartung. Bosch will den Umsatz in dem Unternehmensbereich von heute 4,6 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020 auf acht Milliarden Euro steigern. Allein mit Unternehmens-Dienstleistungen will man dann eine Milliarde Umsatz erzielen. „Das sind große Märkte, in denen wir kleine Nischen besetzen“, sagt Hartung. Der Weltmarkt für Energie- und Gebäudetechnik für private Kunden beziffert er auf rund 60 Milliarden Euro, bei jährlichen Wachstumsraten von 4,5 Prozent, für gewerbliche Gebäude sind es 63 Milliarden Euro, bei Dienstleistungen rund 19 Milliarden Euro.

Der Energiebedarf steigt weltweit und hat sich von 1973 bis 2012 verdoppelt. Auch die Anforderungen an Komfort, Energieeffizienz und Sicherheit steigen. „Moderne technische Lösungen werden in China genauso nachgefragt wie in Deutschland, sie sehen aber anders aus“, sagt Hartung.

Rund 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs entfallen auf den Gebäudebestand, 32 Prozent auf die Industrie, 28 Prozent auf Transport und Verkehr. „Damit bieten Gebäude das größte Energiesparpotenzial“, sagt Hartung. Der Wärmemarkt habe den größten Anteil am Energiemarkt. 75 Prozent aller installierten Heizanlagen seien nicht energieffzient.