Teammanager Oliver Bierhoff (links) mit Bundestrainer Joachim Löw. Foto: dapd

Angeführt von Podolski startet Rumpfkader von elf Spielern in die EM-Vorbereitung - ohne Löw.

München - Die Titelmission beginnt - von einem richtigen EM-Start der Fußball-Nationalmannschaft kann trotzdem nicht die Rede sein. Ein von Lukas Podolski angeführter Rumpfkader von lediglich zehn Akteuren wird an diesem Freitag teilweise in Begleitung der Partnerinnen von Frankfurt ins erste Trainingslager nach Sardinien reisen. Als Nummer elf kommt noch Per Mertesacker hinzu, der direkt von London auf die italienische Ferieninsel fliegt. 16 Spieler aus dem vorläufigen 27-köpfigen EM-Aufgebot fehlen dagegen beim Start - auch der Platz von Joachim Löw im Charterflieger wird leerbleiben.

Der Bundestrainer nutzt lieber die Chance, am Samstag beim DFB-Pokalfinale in Berlin zwischen Meister Borussia Dortmund und Rekordchampion FC Bayern gleich 13 seiner EM-Kandidaten beobachten zu können. Löw wird dabei neutral, aber keinesfalls entspannt auf der Ehrentribüne des ausverkauften Olympiastadions sitzen.

„Wir haben noch die Unwägbarkeiten der ausstehenden Spiele. Es kann zum Beispiel Verletzte geben“, beschrieb er die Gefahrenquelle, die ihn auch noch beim anschließenden Champions-League-Finale der Bayern am 19. Mai gegen den FC Chelsea in Atem halten wird. „Ich muss nicht daran erinnern, was in der Vergangenheit schon alles passiert ist“, bemerkte Löw. Vor der WM 2010 verletzten sich gleich drei Akteure, angefangen mit dem damaligen Kapitän Michael Ballack, den es im englischen Pokalfinale erwischte. Fuß kaputt - Südafrika adé!

Schwierigkeiten bei Vorbereitung auf EM

Die Vorbereitung auf sein drittes großes Turnier als Chefcoach stellt Löw auch so vor erhebliche Schwierigkeiten. „Wir haben dieses Mal keine einfache Aufgabe zu lösen“, betonte der 52-Jährige. Erst am 25. Mai, wenn die acht Bayern-Profis ins zweite Trainingscamp nach Südfrankreich kommen, hat er den kompletten Kader beisammen. Nur 15 Tage später steht der erste EM-Ernstfall gegen Portugal an.

Allein Sonne, Strand und Meer wird für die Vorhut um Podolski im Fünf-Sterne-Luxushotel Romazzino an der Costa Smeralda nicht auf dem Programm stehen. „Jeder Trainingstag ist wichtig“, erklärte Löw. Zweimal täglich sollen die Spieler individuell trainieren, die Gruppe wird sich dabei von Tag zu Tag vergrößern. Miroslav Klose soll schon am Morgen nach seinem letzten Saisonspiel mit Lazio Rom an diesem Sonntag anreisen. Die fünf Dortmunder Pokalfinalisten Hummels, Götze, Schmelzer, Gündogan und Sven Bender werden am Dienstag erwartet, die beiden spanischen Meister Mesut Özil und Sami Khedira am Mittwoch.

Klose und Mertesacker auf Turnierprüfstand

Neben Klose wird der ebenfalls lange verletzte Mertesacker in Sardinien ganz besonders auf den Turnierprüfstand kommen. „Per wird von uns ganz besonders im individuellen Bereich gefordert. Er muss bei uns auf Wettkampfniveau kommen“, kündigte Löw an. Nach drei großen Turnieren als Stammspieler (WM 2006, EM 2008, WM 2010) ist Mertesackers Position als Abwehrchef extrem infrage gestellt.

Löw hat mit seiner Kaderzusammenstellung dafür gesorgt, dass auch ohne den Bayern-Block vom ersten Tag an Zug in der Vorbereitung sein sollte. Die Hinzunahme des Gladbachers Marc-André ter Stegen sorgt für einen heißen Torhüter-Dreikampf um die zwei Positionen hinter Manuel Neuer, der unangefochtenen Nummer 1. Neben einem Torwart muss Löw darüber hinaus bis zum Meldeschluss des endgültigen 23-Mann-Kaders am 29. Mai drei Feldspieler aussortieren.

Da Löw Abwehr (7 Spieler) und Angriff (3) zahlenmäßig am unteren Limit besetzt hat, wird es wohl drei Mittelfeldspieler treffen. Für den 18 Jahre jungen Schalker Julian Draxler ist das Trainingslager als hoch talentierter Neuling vor allem als Schnupperkurs gedacht. Die Bender-Zwillinge Lars und Sven sowie Ilkay Gündogan dürften einen Dreikampf um einen EM-Platz ausfechten. Dabei geht der Leverkusener Lars Bender mit einem Vorteil ins Rennen: „Er könnte auch als Außenverteidiger eingesetzt werden“, betonte Löw.