So sah es auf der Fanmeile am Brandenburger Tor bei der Fußball-WM 2010 aus. Foto: dpa

Große Menschenmassen sind ein Paradies für Taschendiebe – und leider nicht nur für sie. Deswegen hat die Berliner Polizei für Deutschlands größte EM-Party beim Brandenburger Tor eigene Sicherheitshinweise veröffentlicht.

Berlin - Die Leinwände werden seit Donnerstag aufgebaut, und wenn am 12. Juni die größte Fanmeile Deutschlands am Brandenburger Tor in Berlin eröffnet, dann soll hier das ganz große Fußballfest steigen: Zehntausende Fans werden erwartet. Nach dem Terror von Paris und den Angriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln sind aber auch die Sicherheitsbehörden während der Europameisterschaft in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Berliner Polizei hat vor dem Start der Großveranstaltung nun eine Reihe von Sicherheitshinweisen und Empfehlungen veröffentlicht.

Das Problem sind die sogenannten Antänzer

Generell rechnet die Polizei mit zwei Tatphänomenen, die sowohl einzeln als auch kombiniert vorkommen: Im Fokus stehen zum einen die sogenannten Antänzer – junge Männer, die bei großen Veranstaltungen auf ihre Opfer zukommen, ihnen vielleicht den Arm um die Schulter legen und sie dadurch ablenken, während ein Komplize einen Taschendiebstahl begeht.

Diese Form des „Antanztricks“ ist den Ermittlern seit Jahren bekannt, entsprechende Banden sind schon länger ein Problem. Neu ist, dass sich das Antanzen mit sexuellen Übergriffen aus der Gruppe heraus mischt, wie sie in der Kölner Silvesternacht für Hunderte Frauen zum Horror wurden. Die Opfer werden umringt, können nicht ausweichen oder flüchten und sehen sich üblen sexuellen Nötigungen ausgesetzt.

In Berlin existiert seit April eine eigene Sonderkommission, die sich sowohl mit den reinen Diebstählen als auch mit den Übergriffen oder der Kombination von beidem beschäftigt. An Pfingsten kam es auch beim traditionellen Karneval der Kulturen in Kreuzberg wieder zu einer kleineren Serie von Übergriffen, die an den Tathergang von Köln erinnerten. Neun Frauen erstatteten Anzeige, weil sie von mehreren jungen Männern umringt, bedrängt und betatscht worden waren. Die Frauen waren zwischen 16 und 48 Jahre alt. Sie berichteten, die Täter hätten sie beim Tanzen vor einer der Bühnen umkreist und an den Brüsten, am Po oder im Schritt angefasst. Die Polizei nahm vier Tatverdächtige fest. Es handelte sich allesamt um Berliner, zwei 17-Jährige mit türkischem Pass und einen 14-Jährigen mit ausländischen Wurzeln sowie einen 40-jährigen Türken. Außerdem wurden mehrere Verdächtige festgenommen, denen Trickdiebstahl mit Antanzen vorgeworfen wird.

Übergriffe beim Karneval der Kulturen

Vorfälle wie diese und auch Taschendiebstahl generell könnten in Großveranstaltungen und Menschenansammlungen immer vorkommen, sagte der Polizeisprecher Thomas Neuendorf unserer Zeitung. „Natürlich gilt das auch für Public Viewing.“ Es sei gut, wenn nach der Kölner Silvesternacht die Wachsamkeit und Sensibilität für Übergriffe gewachsen sei. So könne die Polizei schneller einschreiten. Bei großen Veranstaltungen mit mehr als 100 000 Besuchern könne die Polizei nicht alles überwachen. Daher sei es besonders wichtig, dass Betroffene schnell die Polizei rufen und direkt vor Ort Anzeige erstatten. „Nur so haben wir eine gute Chance, die Täter zu ermitteln“, betont Neuendorf.

In ihren Sicherheitshinweisen für die Fanmeile rät die Berliner Polizei den Besuchern, sich von Gruppen oder einzelnen Personen, die aggressiv wirken, fernzuhalten. Falls Besucher von anderen Menschen ohne Zustimmung angefasst würden, sollen sich die Betroffenen wehren und auf sich aufmerksam machen.

„Weisen Sie klar und unmissverständlich darauf hin, dass Sie bestimmte Dinge, wie zum Beispiel zu dichtes Herankommen oder Anfassen, nicht wünschen“, heißt es in der Empfehlung der Berliner Polizei. „Nehmen Sie möglichst keine Wertgegenstände und nur wenig Bargeld mit. Lassen Sie Gegenstände, auch Getränke, nie unbeaufsichtigt.“

Getränke nie unbeaufsichtigt lassen

Auf der Fanmeile selbst, die von einem privaten Veranstalter verantwortet wird, gelten zudem verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Der komplette Bereich ist mit Zäunen abgesperrt, die Eingänge sollen strenger als bisher kontrolliert werden. Verboten sind große Taschen, Glasflaschen, Pyrotechnik und Alkohol. Eröffnet wird die Fanmeile am 12. Juni zum Spiel Deutschland gegen die Ukraine. In der Vorrunde werden die Deutschlandspiele gegen Polen und Nordirland am 16. und 21. Juni gezeigt, danach alle Spiele bis zum Finale am 10. Juli.