Großer Zuspruch bei der WM 2006: Der Schlossplatz beim Spiel um Platz drei zwischen Deutschland und Portugal . Foto: dpa//Marijan Murat

Fanfest während der Fußball-Europameisterschaft oder die Jazz Open? Oder beides? Der Streit, welche Veranstaltung 2024 auf dem Schlossplatz stattfindet, geht in die nächste Runde. Stuttgarts OB Frank Nopper setzt auf eine endgültige Klärung mit dem Land.

Sicher ist: Am 14. Juni 2024 beginnt die Fußball-EM. Dann wird in München die deutsche Elf gegen einen Gegner kicken, der noch ausgelost wird. Wo allerdings in Stuttgart auf großen Leinwänden das Spiel geschaut werden kann, ist noch unsicher. Geplant hat die Stadt wie bei der WM 2006 mit einem Fanfest in der Innenstadt.

Warum der Streit?

Mehrere Plätze will man bespielen und auf dem Schlossplatz wieder gemeinsam Fußball schauen. Public Viewing heißt das auf Neudeutsch. Und meint im Englischen unter anderem das Aufbahren eines Leichnams. Das ist in diesem Falle womöglich zutreffend, droht dem schönen Plan doch der Todesstoß. In Stuttgart sind Mitte Juli traditionellerweise die Jazz Open auf dem Schlossplatz. Nun streiten die Stadt und Opus, der Veranstalter der Jazz Open, um den Schlossplatz. Dieser gehört dem Land und wird vom Finanzministerium verwaltet. Die Terminkollision bereitet nun allen Beteiligten Kopfzerbrechen.

Was sagt OB Nopper?

Stuttgarts OB Frank Nopper sagt: „Ich werde Finanzminister Dr. Bayaz bitten, alle Beteiligten – die Verantwortlichen von der in.Stuttgart, Herrn Schlensog als Leiter des Festivals Jazz Open sowie den Oberbürgermeister – an einen Tisch zu rufen. Diese Runde darf erst wieder auseinandergehen, wenn weißer Rauch aufsteigt und eine gute Lösung für die ganze Stadt gefunden wurde.“ Stuttgarts Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann und Andreas Kroll, Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, die das Fanfest organisiert, glaubten, weißen Rauch gesehen zu haben. Sie waren vor einem Jahr bei Bayaz und waren sich hernach sicher, man habe eine Zusage für den Schlossplatz, den ganzen.

Was sagt das Land?

Beim Land hingegen erinnert man sich etwas anders. Es habe zwar eine Zusage für den Schlossplatz gegeben, das stimme, aber eben nicht für den Ehrenhof. Und just dort will Opus zehn Tage vor dem ersten Konzert der Jazz Open am 16. Juli mit dem Bau einer Tribüne beginnen. Was bedeutet, der Ehrenhof ist für das Fanfest anders als bei der WM 2006 nicht nutzbar. Es müsste deutlich kleiner ausfallen.

Was nun also tun? Beim Finanzministerium hofft man immer noch auf eine salomonische Lösung: „Die Gespräche mit allen Verantwortlichen laufen schon seit Herbst. Dabei hatte man sich darüber verständigt, dass beide Veranstalter ihre Planungen anpassen müssen, damit sowohl die Jazz Open, als auch das Public Viewing überlappend stattfinden können“, sagt Sprecher Sebastian Engelmann. „ Die Stadt rückt nun von dieser Verständigung leider wieder ab. Dann muss die Stadt auch eben deutlich sagen, ob die Jazz Open nun stattfinden soll, oder nicht. Wir sind weiterhin überzeugt, dass beide Veranstaltungen möglich sind und stellen dafür die Flächen zur Verfügung. Aber wir entscheiden als Land nicht darüber, welche Veranstaltung Vorrang hat.“

Wie viele Spiele sind in Stuttgart?

Das Konzept für das Fanfest soll die Stadt 38,4 Millionen Euro kosten und wurde vom Gemeinderat abgesegnet und gelobt. Es sieht vor, dass sich das Fanfest bis zum Ende der EM am 14. Juli durch die Innenstadt zieht, örtliche Vereine, Veranstalter und Künstler einbezogen sind. In Stuttgart sind fünf Partien. Am Sonntag, 16. Juni ist ein Gruppenspiel, am Mittwoch, 19. Juni, spielt ganz sicher Deutschland sein Gruppenspiel in der Mercedes-Benz-Arena, am Sonntag, 23. Juni und am Mittwoch, 26. Juni, sind Gruppenspiele, am Freitag, 5. Juli ist ein Viertelfinale in Stuttgart. Deshalb wird auch der Cannstatter Wasen benötigt, als Parkplatz und für die Logistik.

Was machen andere?

Was für andere Veranstalter Unbill bedeutet. So muss das Kessel-Festival auf dem Wasen statt Ende Juni nun Anfang Juni stattfinden. „Wir haben vor zwei Jahren mit der Stadt wegen des Termins gesprochen“, sagt Christian Doll von C2-Concerts, „da war klar, wir müssen ausweichen.“ Was man logischerweise getan habe, „wir alle haben schließlich ein Interesse daran, dass sich die Stadt bestmöglich präsentiert“.