Szene aus dem Spiel Babelsberg gegen Cottbus. Es kam zu Vorfällen, die bis heute nachwirken. Foto: Jan Kuppert

Jetzt auch der VfB Stuttgart: Neben anderen Clubs der Fußball-Bundesliga will sich auch der Aufsteiger an der Unterstützungs-Aktion für den SV Babelsberg beteiligen.

Stuttgart - Seit längerer Zeit schwelt ein Streit zwischen dem Norddeutschen-Fußball-Verband (NOFV) und dem Regionalligisten SV Babelsberg 03. Der Hintergrund: Die Vorfälle rund um das Spiel von Nulldrei gegen Energie Cottbus. Es wurde Pyrotechnik gezündet. Von Cottbusser Seite wurden Nazi-Parolen gerufen. Mehrfach wurde der Hitler-Gruß gezeigt. Was beim links-orientierten Umfeld der Babelsberger entsprechende Reaktionen hervorrief. „Nazischweine raus!“ rief eine „eine Person mit rotem Punkerhaarschnitt“ (Zitat NOFV-Urteil). Leuchtraketen flogen, Urteile vom NOFV-Verbandsgericht folgten. Die Groteske nahm ihren Lauf.

Denn: Der NOFV verurteilte die Pyrotechnik (7000 Euro Strafe an den SV Babelsberg), die Cottbusser Vergehen kosteten Energie ebenfalls eine stattliche Summe und ein Geisterspiel (vorhergegangene Vergehen aus der Vergangenheit wurden mit einbezogen). Soweit, so korrekt. Doch im Urteil des Gerichts mit Vorsitz von Stephan Oberholz wurde nicht mit einer Silbe auf die Parolen und Schmähungen der Cottbusser eingegangen. Nur der Punk und sein Rufen in Richtung Cottbusser Block fand Erwähnung. Ein eilig nachgelegtes Urteil des NOFV wegen „rechtsradikaler und antisemitischer Verfehlungen“ mit einer Strafmaß von 5000 Euro wurde nach Berufung von Energie jedoch aufgehoben.

Babelsberg droht weiterhin der Spielausschluss

Der SV Babelsberg setzt sich gegen all dies gegenüber dem Verband seit Wochen zu Wehr und wählte auch den Weg an die breite Öffentlichkeit. In einem offenen Brief bezog man klar Stellung. Die Strafe wurde nicht bezahlt. Mittlerweile droht dem Verein der Ausschluss aus dem laufenden Wettbewerb, doch immerhin wollen sich beide Seiten Anfang März an einen Tisch setzen und über eine Lösung des Problems debattieren.

Der Babelsberger Gang an die Öffentlichkeit, verbunden mit einem Spendenaufruf, den „Kampf gegen Rechts“ zu unterstützen, blieb nicht ohne Folgen. Bundesweit solidarisierten sich Einzelpersonen, Gruppen, Politiker, Parteien. 48 Stunden nach dem Aufruf verzeichnete Babelsberg bereits 120 neue Vereinsmitglieder. Aus dem ganzen Bundesgebiet. Schnell aufgelegte Soli-Shirts waren rasch gut nachgefragt, täglich trudelten weitere Spenden ein, in vielen Kurven gab es Solidaritätsbekundungen. Die Gruppe der Unterstützer wuchs stetig. Auch die ersten Bundesligisten stiegen nun ein, unterstützen den SVB und seine Kampagne #NazisRausAusDenStadien. Der SV Werder Bremen machte den Anfang, Borussia Dortmund zog nach, der 1. FC Köln ist ebenfalls dabei.

Was macht der VfB?

Und der VfB? Sendete am Donnerstag einen Tweet, indem es heißt: „Starke Aktion des @SVBabelsberg03! Gemeinsam für Vielfalt und Toleranz. Gemeinsam gegen Rassismus und Diskriminierung.“ Bislang hatte sich der Club in politischen Fragen eher zurückhaltend gezeigt und auf eigene Projekte verwiesen, die Toleranz und Vielfalt zum Ziel haben. So bündelt der Verein seit Jahren seine Aktionen für soziales Engagement unter dem Dach von „VfBFairplay“. Es gibt ein Projekt für inklusive Fußball-Förderung, mit „Fußball verbindet“ wurde ein Angebot für Migranten etabliert, „kicken & lesen“ setzt schon bei Kindern hinsichtlich Sozialkompetenz und Gewaltprävention an. Insgesamt 20 soziale Projekte sind es, die der VfB initiiert hat.

Vor einigen Wochen zog er sich dennoch den Unmut von Teilen der Fanszene zu. Damals gab es Irritationen um ein wegretuschiertes „FCK AFD“-Motiv auf einem im Stadionheft abgedruckten Bild. „Wir wollen in unseren Publikationen keine Beleidigungen und auch keine politischen Statements zulassen“, sagte VfB-Pressesprecher Tobias Herwerth damals. „Chance verpasst“, urteilten viele Anhänger im Nachgang. Die hätten sich eine eindeutigere Positionierung des Vereins gewünscht. Die erfolgt nun im Fall des SV Babelsberg. Mit den Verantwortlichen des Regionalligisten wurde bereits Kontakt aufgenommen. Auch der VfB erwägt, sich nicht nur an der Solidaritäts-, sondern auch an der Spendenaktion zu beteiligen.