Da ist das Ding: Vater und Sohn mit Stanleycup Foto: dpa

Nach seinem rasanten Aufstieg zum NHL-Profi will der neue Eishockeystar Tom Kühnhackl, Sohn des legendären Erich Kühnhackl, beweisen, dass er ein Großer ist. In der Nacht auf Donnerstag beginnt die neue NHL-Saison.

Stuttgart - Früher, so vor zehn Jahren, da war der kleine Tom nicht mehr als der Sohn der deutschen Eishockey-Legende Erich Kühnhackl. Doch der Filius hat sich mit 24 Jahren emanzipiert. Endgültig. „Jetzt sagt man halt über mich: Das ist der Vater vom Tom“, meinte Kühnhackl senior verschmitzt, als sein Sohn Mitte August den Stanley-Cup im Landshuter Rathaus präsentierte. Mit den Pittsburgh Penguins hatte er im Juni die Final-Play-off-Serie gegen San Jose Sharks gewonnen – Erich Kühnhackl, dem deutschen Eishockey-Jahrhundertspieler, war die absolute Krönung seiner Karriere nicht vergönnt gewesen. Zwar hatte der Senior einst ein Angebot aus der NHL, doch den Sprung ins gelobte Eishockeyland wagte er nicht.

Wenn in der Nacht zum Donnerstag die neue Saison in der Eishockey-Eliteliga NHL beginnt, zählt es nichts mehr, dass Tom Kühnhackl neun Monate hinter sich hat, die so atemberaubend waren, wie er es sich nie erträumt hätte. Im Januar feierte er sein NHL-Debüt, im Juni hielt er den Stanley-Cup in Händen, im September absolvierte er sein erstes Länderspiel und sicherte dem deutschen Team im letzten Spiel mit seinem Treffer die Olympia-Qualifikation 2018. Kein Traum, alles Realität; aber alles Schnee vom letzten Winter.

Die Penguins müssen auf ihren Superstar Crosby verzichten

Nun gehört Tom Kühnhackl mit der Rückennummer 34, wie es auf seinem Trikot steht, zu den gejagten Pinguinen, die jedes NHL-Team ordentlich checken und vom Eis schleichen sehen will.

Nun beginnt eine neue Zeitrechnung für den jungen Landshuter, und nicht nur in der NHL gilt wie in allen großen Sport-Profiligen, dass das zweite Jahr für einen Newcomer das schwierigere darstellt. „Jeder weiß, dass das zweite Jahr entscheidend ist – es ist doch klar, dass nun entsprechende Erwartungen an Tom gestellt werden“, sagt sein Jugendfreund Tobias Rieder, der seine Knochen für die Arizona Coyotes hinhält. Die Bewährungszeit für Major Tom, den Senkrechtstarter aus Germany, beginnt in der Nacht zum Freitag, wenn die Penguins die Washington Capitals empfangen; die Caps gelten als potenzieller Hauptkonkurrent im Kampf um die nordamerikanische Meisterschaft. „Das wird gleich richtig intensiv, sie werden heiß sein“, sagt Tom Kühnhackl über das Team aus der US-Hauptstadt.

Die Penguins aus der Stahlmetropole wären seit den Detroit Red Wings 1998 die erste Mannschaft, die den Stanley-Cup verteidigt – jedoch müssen sie vorerst auf ihren Superstar verzichten. Sidney Crosby fehlt wegen einer im Training erlittenen Gehirnerschütterung – dessen Abwesenheit bedeutet, dass mehr Verantwortung auf den Schultern von Tom Kühnhackl lastet. Breit genug sind sie bei 193 Zentimeter Körper verteilt auf 83 Kilogramm. Der Außenstürmer behält die Lässigkeit, die ihn in einem halben Jahr aus dem Reserveteam in nur 66 NHL-Partien bis zum Gipfel geführt hat. „Egal, was es ist. Ich mache alles, was die Trainer von mir wollen“, sagt der 24-Jährige.

Vater Kühnhackl ist überzeugt, dass sein Tom den neuen Anforderungen gewachsen sein wird. „Er hat so viel Erfahrung, dass er damit zurechtkommt“, sagt der knapp 66-Jährige. „Und wenn er Rat benötigt, weiß er, dass seine Familie hinter ihm steht.“ Auch der Oldie ist (noch) immer ein Thema in Übersee. Wenn die Reporter über Tom reden, fällt fast immer auch der Name Erich – denn eines hat der „Kleiderschrank auf Kufen“ seinem Sohn noch voraus: Er besitzt eine Olympiamedaille aus Bronze aus dem Jahr 1976. Und das zu erreichen, dürfte womöglich sogar für Tom Kühnhackl ein Ding der Unmöglichkeit darstellen.