Die Gemeinderäte wollen das Gebäude Eisgasse Foto: FACTUM-WEISE

Das Gebäude Eisgasse 5 soll abgerissen werden. Statt einer Sanierung favorisieren die Gemeinderäte einen Neubau. Doch dieser soll nach Meinung einiger Kommunalpolitiker nicht modern sein, sondern einem Fachwerkhaus nachempfunden.

Hemmingen - Am Ende machte Eberhard Kammerer von den Freien Wählern den Vorstoß. „Warum machen wir an der Eisgasse nicht einfach einen Neubau, der aussieht, wie saniert?“ Als Referenz für Neubauten im historischen Stil verwies Kammerer auf die Planungen für das Berliner Stadtschloss. Sofort pflichtete ihm Peter Huber bei. Auch der CDU-Gemeinderat kann sich wenig für einen modernen Neubau neben den frisch sanierten Ortshistorischen Räumen im Etterhof erwärmen. „Ein Fachwerkneubau muss doch möglich sein“, so Huber. Er argumentiert: Bereits eine Sanierung des Hauses Eisgasse 5 wäre quasi ein Neubau mit alten Versatzstücken.

Der Wunsch ist nicht neu

Neu ist dieser Wunsch nicht. Mehrfach schon hatten sich Gemeinderäte für die Variante des auf alt gemachten Neubaus ausgesprochen. Doch Ortsbaumeister Josef Lang gab sich zunächst abwartend. Konrad Kujau, Autor der Hitler-Tagebücher, sei der einzig legitime Fälscher gewesen, witzelte er. Bürgermeister Thomas Schäfer überlegte laut, ob dies nicht der Startschuss für den Ausbau Hemmingens zu einem Potemkinschen Dorf sei.

Trotz der Flachsereien – der Hintergrund der Überlegungen ist ein ernsthafter: Das Haus Eisgasse 7, in dem im Mai die Ortshistorischen Räume eröffnet haben, ist saniert. Das Haus daneben, die Eisgasse 5, ist ebenfalls in kommunaler Hand. Diesem Gebäude steht die Sanierung noch bevor. Deswegen haben die Gemeinderäte im Technischen Ausschuss jüngst über dessen Nutzung beraten – auch darüber, ob die Gemeinde das Haus sanieren oder abreißen und ein neues errichten solle. Neubau oder Sanierung – beides kostet nach ersten Schätzungen rund 580 000 Euro. Allerdings bezuschusst das Land eine Sanierung mit 60 Prozent. Bei einem Neubau rechnet Hemmingen derzeit lediglich mit Fördermitteln in Höhe von 65 000 Euro.

„Sonst gibt’s mehr Besprechungsräume als Besprechungen“

Dennoch sprachen sich die Kommunalpolitiker fraktionsübergreifend für einen Neubau aus. „Die Zuschüsse sind auch Steuergelder, die wir alle zahlen“, sagte Peter Huber von der CDU. Außerdem seien die Christdemokraten dagegen, im Erdgeschoss einen Besprechungsraum für Vereine einzurichten. Dem pflichteten die Freien Wähler bei. „Sonst gibt’s in Hemmingen mehr Besprechungsräume als Besprechungen“, sagte Wolfgang Gerlach. Abschließend ist die Nutzung des rund 20 Quadratmeter großen Raums im Erdgeschoss damit nicht geklärt. Als Varianten stehen der Ausbau zu einem Ein-Zimmer-Apartment und die Nutzung als ein von Ehrenamtlichen betriebenes Café im Raum. Gerlach und Huber sprachen sich zudem dafür aus, die Scheuer auf dem Gelände nicht zu einer „Feschtlesscheuer“ auszubauen. Dies hatte die Verwaltung angeregt, um den Vereinen einen Raum für kleinere Feste zu bieten. 50 000 Euro würde der Ausbau der Scheuer kosten – „bei der Höhe dieser Zahl bin ich erschrocken“, so Gerlach. Zudem: „Wenn man mit den Vereinsgranden spricht, hört man, dass Parkplätze wichtiger sind“, sagt Gerlach. Damit bezieht er sich auf den Vorschlag der Verwaltung, anstatt die Festlescheuer in der Eisgasse auszubauen, ein Wohnhaus an der Hauptstraße 4 abzureißen, das ebenfalls in der Hand der Kommune ist. Das frei werdende Grundstück soll 16 Stellplätze bieten. Außerdem soll es überdacht werden – und damit für Vereinsfeste nutzbar sein.

Weniger überzeugt von den Vorschlägen sind die Sozialdemokraten. Elke Kogler wunderte sich über den laut Gerlach so geringen Bedarf der Vereine an einer Scheuer. „Ich glaube eher, dass die großen Feste seltener werden, so schwierig wie es für die Vereine ist, Ehrenamtliche zu halten.“ Ebenfalls wenig angetan war Kogler von dem Gedanken eines Fachwerkneubaus. „Ich wünsche mir an der Stelle was Modernes mit viel Glas.“ Hermann Kugler, der beauftragte Architekt, wird in jedem Fall über die Ferien drei Pläne anfertigen: einen für den Fachwerkneubau und zwei moderne Varianten. „Zur Sicherheit“, wie er sagt.