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Der Bahnhof der Zukunft in Fellbach wird von den Stadträten endlich aufs Gleis gesetzt. Der i-Punkt bleibt aber im Rathaus.

Fellbach - Nach einem verbissenen Tauziehen um Standorte und Synergieeffekte haben die Fellbacher Stadträte am Dienstagabend einen Strich unter die seit mehr als vier Jahren andauernde Dis-kussion um die Aufwertung der Eisenbahnstraße gezogen – und den „Bahnhof der Zukunft“ endlich aufs Gleis gesetzt.

Ein Fahrradparkhaus mit 128 Stellplätzen

Hinter dem in etlichen Planvarianten beratenen Projekt mit dem hochtrabenden Titel verbirgt sich die Idee, in einem millionenschweren Kombibau nicht nur Bildungseinrichtungen von der Volkshochschule über die Jugendkunstschule bis zur Jugendtechnikschule unter einem Dach zu bündeln. In zusätzlichen Stockwerken sind 35 sozial geförderte Wohnungen geplant. Ein Fahrradparkhaus mit 128 Stellplätzen und einer kleinen Werkstatt soll die täglich 7000 Pendler verlocken, den Weg zur S-Bahn künftig per Drahtesel zu bestreiten.

Die Landkreis-Tochter Kreisbau steht längst in den Startlöchern, um das Großprojekt am Fellbacher Bahnhof in Angriff zu nehmen – und nach der Fertigstellung an die Stadt zu vermieten. Für den nach mehreren erfolglosen Anläufen auf eine Entscheidung hoffenden Geschäftsführer Johannes Berner wurde die Sitzung des Gemeinderats am Dienstag dennoch zur Geduldsprobe. Zwar herrscht unter den Fellbacher Bürgervertretern große Einigkeit, in verkehrsgünstiger Lage neuen Wohnraum mit einem Domizil für die Bildung zu kombinieren. Doch an der Frage, wie genau der Platz genutzt werden soll, schieden sich nach wie vor die Geister. Während sich die FW/FD-Fraktion dem Vorschlag der Stadtverwaltung anschloss und sich auch die Grünen mehrheitlich für das vom Ersten Bürgermeisterin Günter Geyer vorgelegte Raumkonzept erwärmen konnten, lösten die Pläne bei den Rats-kollegen weiter Bauchschmerzen aus.

Der Umzug der Jugendkunstschule ist umstritten

Die SPD beispielsweise wandte sich nicht nur gegen den in der Elternschaft und in Kulturkreisen heftig umstrittenen Umzug der Jugendkunstschule an den Bahnhof. Fraktionschef Andreas Möhlmann sprach sich auch vehement gegen die Ver-lagerung der Stadtinfo aus. In diese Kerbe hieb auch Hans-Ulrich Spieth von der CDU: „Die Mobilitätszentrale ist ein Überflussprojekt – und auch die Bürger fragen sich, wie man den sehr gut angenommenen i-Punkt aus dem Rathaus wegverlegen soll.“

Keine Probleme hatte Spieth mit der geplanten Verlagerung der Jugendkunstschule: „Ich sehe da überwiegend Vorteile“, sagte er. Auch FW/FD-Chef Ulrich Lenk lobte ausrücklich die durch die Bündelung entstehenden Synergieeffekte. „Nicht alle Einrichtungen müssen im Süden der Stadt rund ums Rathaus untergebracht sein“, wies er auf die bessere Erreichbarkeit für Besucher aus Schmiden und Oeffingen hin.

Nach Rathaus-Vorstellungen hätte der i-Punkt am neuen Sitz neben Ticket-verkäufen für Kulturveranstaltungen auch Fahrkarten der Deutschen Bahn an den Kunden bringen können. Geplant war, dass die Stadtinfo in eine „Mobilitätszentrale“ umgewandelt wird, die auch die Elektro-Fahrräder der Pedelec-Station vermietet, auswärtigen Gästen den Weg weist oder Touristen ein Hotelzimmer vermittelt.

Das Fahrradparkhaus wird verwirklicht

Für die Betreuung der Kultur-Abos sah der mit der Planung betraute Jens Mohrmann, als Direktor der Schwabenlandhalle auch mit dem Tourismus-Management befasst, eine ausschließlich samstags besetzte Filiale am Genussregal der Markthalle vor. Nachdem die Gespräche mit der Bahn, die kombinierte Mobilitätszentrale im Empfangsgebäude des Bahnhofs einzuplanen, gescheitert waren, rückte der Kombibau an der Eisenbahnstraße als Standort in den Blick. Doch die erhoffte Mehrheit gab es am Dienstag im Gemeinderat nicht: Weil sich 17 Bürgervertreter gegen den Umzug der Stadtinfo aussprachen, bleibt der Bahnhof der Zukunft ohne Mobilitätszentrale. Verwirklicht wird dafür das Fahrradparkhaus – und zwar nicht etwa auf dem Bauknecht-Areal, sondern am bereits im Sommer vorgesehenen Standort im Kombibau. Für den Wechsel der Jugendkunstschule stimmte am Dienstag ebenfalls eine Mehrheit.