Der Rewe-Markt am Sielminger Ortsrand hat Bestandsschutz Foto: Otto-H. Häusser

Im Sielminger Gewebegebiet Köller werden keine Geschäfte mehr angesiedelt, die zentrenrelevante Ware, wie beispielsweise Lebensmittel, haben. Mit dieser Änderung des Bebauungsplans soll der Ortskern geschützt werden.

Sielmingen - Das Gewerbegebiet Köller im Sielminger Norden hat schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich – obwohl es noch recht jung ist. Ursprünglich war dort der Einzelhandel ausgeschlossen. Vor allem Handwerksbetriebe sollten sich in dem Gewerbegebiet ansiedeln.

Als das nicht klappte, ließ man den Handel doch zu. Prompt siedelten sich dort ein Rewe-Markt und ein Café an. Doch dann wurde das Einzelhandelskonzept für ganz Filderstadt verabschiedet. Die Folge ist, dass zentrenrelevante Waren am Ortsrand nicht mehr verkauft werden sollen – zum Schutz der Ortskerne.

Deshalb musste der Bebauungsplan für den Bereich Köller erneut überarbeitet werden. Jetzt steht fest, dass dort keine neuen Geschäfte angesiedelt werden können, die zentrenrelevante Waren, wie beispielsweise Lebensmittel, verkaufen. Der Rewe-Markt und das Café genießen aber Bestandsschutz. Ihnen wird sogar erlaubt, die Verkaufsfläche bei Bedarf um zehn Prozent zu erweitern.

Boardinghäuser zulässig

Außerdem soll in dem Gewerbegebiet der Bau von Lagerhallen und Boardinghäusern zugelassen werden. „Damit erfüllen wir aber nicht die Wünsche der Grundstückseigentümer“, sagt Bürgermeister Reinhard Molt auf Anfrage. Das Stadtplanungsamt habe vielmehr die Idee gehabt, den Bau von Boardinghäusern zuzulassen. Weil das Gebiet an die S-Bahn angeschlossen werden soll, könne es durchaus Bedarf für solche Appartements geben. Das Planungsamt rechnet damit, dass vor allem Messepersonal und Saisonarbeiter vorübergehend solche Wohnungen suchen.

Die Krux dabei ist allerdings, dass im Geebiet schon jetzt viel Lärm herrscht – durch den Flugverkehr und die Landesstraße, die dort vorbeiführt. Die Boardinghäuser sollen deshalb so ausgerichtet werden, dass die Aufenthaltsräume Richtung Süden liegen und außerdem Schallschutzfenster eingebaut werden.

SPD-Stadtrat Willfried Nobel war im Gemeinderat mit dieser Planung einverstanden Er kritisierte jedoch, dass es im Vorfeld keine nicht-öffentliche Beratung gegeben hatte. Nobel zeigte sich überrascht von den Einwendungen, die Bürger bei der vorzeitigen Beteiligung erhoben hatten. Sie wollten erreichen, dass die Listen mit Waren, die nicht zentrenrelevant sind, erweitert werden. Ihrer Ansicht nach sollte Sportbekleidung genauso wie Sportgroßgeräte nicht zentrenrelevant sein.

Klare Linie erforderlich

Matthias Gastel (Grüne/FFL) wies darauf hin, dass alle Elemente, die zum Einzelhandelskonzept gehören, auch umgesetzt werden müssen. „Sonst wird das Ganze angreifbar“, sagte Gastel.

Dies hatte den Stadträten und auch Vertretern der BDS-Gruppen ein Anwaltsbüro bereits Anfang des Jahres erklärt. Vorausgegangen war dem eine Diskussion, ob der Norden von Sielmingen durch den kommenden S-Bahn-Anschluss zur neuen Mitte Sielmingens werden könnte. Diese Idee, die beinhaltet, dass zentrenrelevante Waren im Köller verkauft werden könnten, war von den Freien Wählern ins Spiel gebracht worden. Dies hatte zu einer heftigen Auseinandersetzung mit der Werbegemeinschaft „Bernhausen aktiv“ geführt. Die Freien Wähler lenkten schließlich ein und erklärten, dass sie zum Einzelhandelskonzept stehen. Bei der jetzigen Abstimmung über das Gebiet Köller enthielten sich vier Stadträte, darunter auch Freie Wähler.