Armin Veh ist trotz eines 0:0 gegen Bayern München verschnupft. Foto: dpa

Eintracht-Trainer Armin Veh mokiert sich über die hohe Erwartungshaltung in Frankfurt, der nächste VfB-Gegner FC Bayern München über den defensiven Gegner.

Frankfurt - Armin Veh hatte eigentlich allen Grund zur Freude. Mit der Nullnummer gegen den übermächtigen FC Bayern München hatte die Frankfurter Eintracht nicht nur verhindert, dass den Bayern mit dem elften Sieg in den ersten elf Spielen die Einstellung des europäischen Startrekords von Tottenham Hotspur aus der Saison 1960/61 gelang, sondern auch eine Überraschung geschafft. Diese hatte den Hessen nur drei Tage nach der peinlichen 0:1-Pokalpleite bei Drittligist Aue kaum jemand zugetraut.

Doch mit einer rigorosen Defensivtaktik im 4-5-1-System hatte Vehs Team die Bayern verzweifeln lassen. Statt sich über den Punktgewinn zu freuen, der auch bei den Fans zu einem Stimmungsumschwung führte, ließ der Eintracht-Trainer Dampf ab.

„Man kann uns wirklich kritisieren für das Pokalaus in Aue. Wir haben vielleicht nicht so gut gespielt in den letzten Spielen. Aber ich weiß nicht, ob wir Sechster oder Siebter werden müssen oder Fünfter. Das ist mir zu krass.“ Wie eine „Glocke“ liege die hohe Erwartungshaltung des Umfelds auf seinem Team. „Es ist gefährlich, eine Stimmung zu erzeugen, die meiner Mannschaft nicht guttut. Ich will ihr keinen Vorwurf machen, weil wir selbst teilweise schuld sind, aber wenn man will, dass man ganz unten reinrutscht, dann ist man auf einem guten Weg“, zürnte Veh.

VfB kann sich von der Eintracht etwas abschauen

Dabei waren es Veh selbst und andere Eintracht-Verantwortliche wie Vorstandschef Heribert Bruchhagen, die vor der Saison mit ihrem „Traum von der Europa League“ die hohe Erwartungshaltung geschürt hatten. Vor dem Bayern-Spiel rief der Coach dann plötzlich den Kampf gegen den Abstieg aus, nachdem er zuvor noch davon gesprochen hatte, dass sein aktuelles Team die beste Mannschaft sei, die er in seiner insgesamt dreieinhalbjährigen Amtszeit bei der Eintracht trainiert habe. Dass Veh mit seiner Kritik eine neue Baustelle eröffnete, verwunderte auch deshalb, weil der 54-Jährige bis zum Aue-Spiel mit Samthandschuhen angefasst wurde, was auch am guten Verhältnis des eloquenten Coachs zu den meisten Medienvertretern liegt.

Dass sich der Meistertrainer des VfB nun über die völlig berechtigte Kritik an der Mannschaft und seiner Arbeit beschwert, verwundert deshalb umso mehr. Eine Meldung der „Bild“-Zeitung, wonach Veh nach der Saison in den Eintracht-Vorstand aufrücken und U-19-Trainer Alexander Schur seinen Posten übernehmen soll, dieser „Geheimplan“ bei weiteren Misserfolgen aber gefährdet sei, trug zudem zur schlechten Laune des Augsburgers bei, der vor knapp einem Jahr beim VfB wegen Erfolglosigkeit hingeschmissen hatte.

Während er sonst immer nach der offiziellen Pressekonferenz im kleinen Kreis den Journalisten Rede und Antwort steht, verschwand Veh am Freitagabend wortlos. Seine schlechte Laune glich damit der des Rekordmeisters. „„Es hätte nicht sein müssen, dass die Eintracht 30 Meter vor dem Tor mit zehn Mann verteidigt. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, mokierte sich Innenverteidiger Jerome Boateng. Immerhin: Ein Gutes hatte der Abend, und zwar für den Rest der Liga. Die Eintracht hat gezeigt, wie es gehen kann gegen die Bayern. Der VfB, am Samstag (15.30 Uhr/Sky) nächster Gegner, wird sicher genau hingeschaut haben.