Der Synergiepark in Vaihingen – Stuttgarts größtes Gewerbegebiet – wächst noch einmal deutlich weiter. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das größte Gewerbegebiet im Synergiepark Vaihingen, der Umstieg auf umweltfreundliches Gas im Kraftwerk Münster oder die neue Rosensteinbrücke in Bad Cannstatt – Stuttgart entwickelt sich rasant weiter. Wir zeigen, wie sich Stuttgarts Außenbezirke verändern.

Laut Baubürgermeister Peter Pätzold hat die Baudynamik in den vergangenen Jahren zugenommen und das Stadtbild der Landeshauptstadt verändert dementsprechend rasant sein Gesicht. Kein Wunder, dass pro Jahr rund 20 000 Baustellen gezählt werden – von der kleinen Straßensanierung bis zu Großprojekten. Das betrifft natürlich nicht nur die Innenstadt. Vor allem in den Außenbezirken bietet sich ein Abbild des gesamten Spektrums der baulichen Anforderungen des gesellschaftlichen Lebens in der Landeshauptstadt. Von wichtigen Infrastrukturmaßnahmen über Freizeitflächen und Wohnbau bis zu Gewerbeflächen. Im zweiten Teil über die prägenden Baustellen Stuttgarts haben wir deshalb auch einen Blick in einige Außenbezirke geworfen.

 

Von 1 bis 9 die größten Baustellen in den Außenbezirken der Landeshauptstadt. Foto: stzn

1 Synergiepark Vaihingen

Foto: Lichtgut /Piechowski

Der Synergiepark Vaihingen ist mit mehr als 30  000 Beschäftigten Stuttgarts größtes Gewerbegebiet – und es soll noch weiter wachsen. Der Projektentwickler W 2 Development hat mit seinem Finanzpartner Competo Capital Partners ein rund 25 000 Quadratmeter großes Gelände am Wallgraben Ende 2019 erworben. Auf zwei von vier Bauteilen entsteht derzeit der neue Hauptsitz des Deutschen-Sparkassen-Verlags. Anfang 2026 soll das Gebäude 1400 Mitarbeitern als Arbeitsplatz und Treffpunkt dienen. Für den dritten, rund 14 500 Quadratmeter großen Bauteil laufen bereits Gespräche mit möglichen Nutzern. „Es ist aber noch nichts spruchreif“, betont W2-Gesellschafter Stefan Willwersch. Insgesamt soll rund 60 000 Quadratmeter neue Bürofläche entstehen.

2 Schoch-Areal Feuerbach

Foto: Max Kovalenko

Die Stadt hat das etwa 2,6 Hektar große Schoch-Areal in Nachbarschaft zum Feuerbacher Bahnhof mit dem Ziel erworben, es zu einem attraktiven Viertel zu entwickeln. Das Grundstück ist in drei Baufelder und zehn Lose aufgeteilt, die von verschiedenen Trägern entwickelt und bebaut werden. Spatenstich für das Projekt, bei dem rund 180 Wohneinheiten entstehen, war im März 2023. Seitdem hat sich das Baugebiet rasant „in die Höhe“ entwickelt. Geplant sind bis 2025 neben Einzelhandel, Gewerbe und Gastronomie unter anderem auch ein Beratungszentrum und eine Kita.

3 Stöckachplatz Stuttgart-Ost

Foto: Max Kovalenko

Der Stöckachplatz ist einer der Verkehrsknotenpunkte der Stadtbahnen in der Landeshauptstadt – und er verändert sein Bild. Seit Herbst 2023 errichtet die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft an der Ecke zur Hackstraße auf dem Gelände der ehemaligen Hauswirtschaftlichen Schule ein neues Quartier. Bis Mitte 2025 investiert das städtische Tochterunternehmen 30,5 Millionen Euro in 28 neue Wohnungen, ein Stadtteilhaus, Supermarkt und eine Kindertagesstätte. Im Anschluss will die Stadt den Platz baulich aufwerten: Die Parkplätze werden in die Tiefgarage des Neubaus verlegt, der Kiosk durch eine öffentliche Toilette erweitert.

4 Rosensteinbrücke Bad Cannstatt

Foto: Max Kovalenko

Seit Mai 2022 ist die Rosensteinbrücke in Bad Cannstatt für den Kfz- und Stadtbahnverkehr gesperrt. Der Grund: Die mehr als 70 Jahre alte Stahl-Beton-Konstruktion ist marode und muss durch einen Neubau ersetzt werden. Für den Rückbau wird die Brücke in Einzelteile zerschnitten. Die werden dann mit einem 100 Meter hohen Kran zum Abtransport ans Ufer gehievt. Zum Abschluss der Arbeiten muss dann die Neckarschifffahrt an zwei Wochenenden unterbrochen werden. Die Stadt errichtet dann an gleicher Stelle eine Interimsbrücke, bevor 2028 die neue Brücke gebaut wird. Geplante Eröffnung: 2031.

5 Lindenschulviertel Untertürkheim

Foto: Max Kovalenko

Es ist der erste große Schritt zum Landschaftspark Neckar: die Umgestaltung des Ufers im Untertürkheimer Lindenschulviertel. Bis 2025 wird der Damm in einer ersten Bauphase für 2,1 Millionen neu modelliert und verbreitert, zudem eine Stufenanlage als Sitzgelegenheit geschaffen, die bis zum Wasser reicht und in einen Holzsteg mündet. Auf der Neckarseite entsteht eine grüne Liegewiese. In weiteren Abschnitten werden die Verkehrs- und Freiflächen neu gestaltet, inklusive einer öffentliche Toilettenanlage. Das eigentliche Schmuckstück ist eine auf dem Neckar schwimmende Plattform mit zwei Schiffsanlegestellen.

6 Leuzeknoten Bad Cannstatt

Foto: Max Kovalenko

Der Rosensteintunnel ist eines der größten Straßenbauprojekt in der Geschichte der Landeshauptstadt. Es besteht aus zwei Bauabschnitten: Der B10-Rosensteintunnel, der am 26. März 2022 eröffnet wurde, und der Umbau des Leuzeknotens, der Ende 2025 fertig sein soll. Aktuell wird an der neuen Rampe gebaut, die den Verkehr aus Richtung Rosensteintunnel über die König-Karls-Brücke nach Cannstatt führen soll. Zudem müssen noch die bestehenden Leuzeröhren I und II instandgesetzt und betriebs- und sicherheitstechnisch nachgerüstet werden. Die Gesamtkosten liegen aktuell bei 456 Millionen Euro.

7 Vorplatz am Bahnhof Bad Cannstatt

Foto: Max / Kovalenko

Der Vorplatz des Cannstatter Bahnhofs erhält ein neues Gesicht. Die heruntergekommenen Flächen werden sortiert und neu angeordnet. Es gibt zudem mehr Grün und insgesamt 15 neue Bäume, schönere Sitzmöglichkeiten sowie komplette Barrierefreiheit. Die Durchfahrt über den Platz zwischen der Frösnerstraße und dem Parkhaus an der Eisenbahnstraße wird für den Kfz-Verkehr unterbrochen und die Eisenbahn-/Bahnhofstraße zu einer Fahrradstraße umgewidmet. Zudem erhält der Platz Fahrradgaragen. Insgesamt 8,7 Millionen investiert die Stadt in das Projekt, das bis zur Fußball-EM fertig sein muss.

8 Kraftwerk Münster

Foto: Max Kovalenko

Rund 250 Millionen Euro investiert die EnBW in das Kraftwerk Münster für den Umstieg von Kohle auf Erdgas, was allerdings nur eine Zwischenlösung ist. Denn Mittelfristig setzt der Energieversorger auf „grünen“ Wasserstoff und will so klimaneutral werden. Nach den ersten Vorarbeiten war 2023 Baubeginn. Die Fahrbahn der Neckartalstraße wurde stadtauswärts gesperrt, da sie für den Baustellenverkehr benötigt wird. Seitdem ist das Gelände beim Cannstatter Viadukt eine Großbaustelle. Auf 7500 Quadratmetern wird die neue Technik aufgebaut. Die neue Anlage mit bis zu 60 Meter hohen Schornsteinen soll mit Erdgas laufen, wobei die EnBW bis 2035 komplett klimaneutral sein will. Das neue Kraftwerk wird daher so konzipiert, dass auch Wasserstoff eingesetzt werden kann. Im zweiten Quartal 2025 soll die neue Anlage in Betrieb gehen.

9 Neckarpark Bad Cannstatt

Foto: Max Kovalenko

Die Umnutzung des 25 Hektar großen ehemaligen Güterbahnhof-Areal in Bad Cannstatt schreitet voran. Der Gebäude-Komplex der Stuttgarter Volksbank, das Sportbad, das Quartiersparkhaus und der Veielbrunnenpark sind längst fertig. Weit fortgeschritten sind auch die lärmdämmenden Riegelbebauungen der Bülow AG und der Münchner Dibag. Mit der Strenger-Gruppe (Ludwigsburg) ist auch das erste Wohnbauunternehmen 2023 auf Baustelle gegangen und das Bildungshaus Neckarpark feierte Ende Januar Richtfest. Neben Einzelhandel, Dienstleistung, Büros, Gastronomie und Hotels entstehen und 850 Wohneinheiten. Auch die Stuttgarter Branddirektion erhält für 64 Millionen Euro auf drei Grundstücken Neubauten für Verwaltung und eine Leitstelle. Gut 5000 Menschen sollen in dem neuen Stadtteil wohnen und arbeiten.