Jimi Hendrix – hier auf dem Cover seines „neuen“ Albums Foto: Sony

Posthum erscheint an diesem Freitag „Both Sides of the Sky“, der letzte Teil der Album-Trilogie mit bisher unveröffentlichten Songs von Jimi Hendrix.

Stuttgart - Am 16. Oktober 1968 erschien „Electric Ladyland“, das letzte der drei Studioalben, die Jimi Hendrix in seinem leider viel zu kurzen Leben eingespielt hat. Es war das einzige dieser drei Werke, das in seiner amerikanischen Heimat auf den ersten Platz der Charts kletterte, es enthält zwei seiner bekanntesten Songs, „Voodoo Child“ und Hendrix’ Version von Bob Dylans „All along the Watchtower“ – und trotzdem war der Gitarrenmagier nicht zufrieden.

 

„Wir wollten einen sehr speziellen Sound haben. Das ist dann beim Zusammenmischen verloren gegangen. Die Platte hätte so viel besser sein können, aber wir konnten nicht die Zeit, die wir gebraucht hätten, fürs Studio aufbringen. Das ist das schlechte an diesem Business. Du hast eine durchgeplante LP, und plötzlich bringen sie ,Crosstown Traffic’ als Single heraus. Hinter der LP steckt eine bestimmte Art zu denken – wir haben die Seiten aus bestimmten Gründen so eingespielt. Und es ist fast eine Sünde, wenn sie dann etwas aus der Mitte auskoppeln und als Single rausbringen, nur damit sie schnell mehr Geld einnehmen können“, sprach Hendrix dazu.

Schlechte Meinung über Plattenlabels

Der Autor Klaus Theweleit („Männerfantasien“) zitiert diese Sätze in seiner Biografie über Jimi Hendrix, und sie seien in dieser Länge auch hier zitiert, weil sie dreierlei schön illustrieren. Erstens den in Playlistzeiten längst zu den Akten gelegten Anspruch vieler Künstler, ein Album tatsächlich als Gesamtkunstwerk zu begreifen. Zweitens die Willfährigkeit der Musikindustrie, gegen den Wunsch des Künstlers inhaltliche Entscheidungen zu treffen. Und drittens die mangelnde Bereitschaft, dem Künstler die nötige Muße im Schaffensprozess zu gewähren und sein Album erst zu publizieren, wenn er mit dem Ergebnis zufrieden ist.

In Hendrix’ Fall ist dies besonders bitter, denn der Mann aus Seattle galt beim Aufnahmeprozedere als Perfektionist. Aus gutem Grund wollte er sich für seine Einspielung eigens ein selbst gestaltetes Studio errichten – das berühmte Electric Ladyland, das allerdings nicht rechtzeitig für die Aufnahmen zum gleichnamigen Album fertiggestellt wurde.

Hendrix musste mühsam bei der Plattenfirma durchsetzen, dass „Electric Ladyland“ überhaupt wie von ihm gewünscht als Doppelalbum erschien, dennoch war offenkundig einiges an Songmaterial übrig. Knapp zwei weitere Jahre blieben ihm nach der Veröffentlichung bis zu seinem Tod im September 1970 zudem noch, in dieser Zeit hat er weitergeschrieben; viele bis dahin unveröffentlichte Songs hat er bis zu seinem letzten Konzert am 6. September auf Fehmarn und der Jamsession am Abend vor seinem Ableben in London auch live noch gespielt, einige wurden bald danach veröffentlicht, andere blieben jedoch in den Archiven. Dort schlummerten sie vier Jahrzehnte lang, ehe 2010 „Valleys of Neptune“ und 2013 „People, Hell and Angels“ erschienen, zwei Alben mit jeweils zwölf zuvor unbekannten Hendrix-Songs. Und an diesem Freitag nun erscheint „Both Sides of the Sky“, der laut dem Plattenlabel „abschließende Teil der Trilogie“.