Bepflanzen von Blumenkübeln, Herrichten der Girlanden für den Osterbrunnen in der Stadtmitte: Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins haben im April gut zu tun. Foto: factum/Weise

Der Obst- und Gartenbauverein erfreut sich stabiler Mitgliederzahlen. Der Osterbrunnen wird noch in dieser Woche geschmückt. Auch Kita-Kinder dürfen gärtnern.

Gerlingen - Er sei 2003 „einfach reingerutscht“, meint Thomas Fauser lachend. Das bedeutet für den 47-jährigen Versicherungskaufmann: Er ist im 16. Jahr der Vorsitzende des Obst-, Wein- und Gartenbauvereins Gerlingen (WOG). Er ist es mit Leidenschaft, wie sein früh verstorbener Vater, und er freut sich darüber, dass der Verein gleichbleibend viele Mitglieder hat – etwa 230. Fast alle anderen Vereine klagen über Schwund. Worin unterscheiden sich die Hobbygärtner noch von anderen Klubs? „Musik wird im Saal gemacht“, sagt Fauser lachend, „wir agieren im Freien.“

Apropos Hobbygärtner. Die sind heute der Schwerpunkt der Vereinsarbeit und seiner Mitglieder. Angefangen hatte 1903 alles ganz anders. Vor mehr als 100 Jahren taten sich einige der vielen Weingärtner in Gerlingen zusammen, um ihr Auskommens zu sichern. Sie gründeten eine Art Maschinenring, um gemeinsam Großgeräte anzuschaffen und damit rationeller arbeiten zu können. Auch Spritzaktionen, um Pflanzenkrankheiten im Wengert bekämpfen zu können, wurden gestartet. 1913, so die Vereinschronik, bewirtschafteten 296 Mitglieder 30 Hektar Rebland.

Freude am Vorgarten oder Blumenkasten

Heute sind noch einige hauptberufliche Weingärtner mit im Verein. Die meisten Mitglieder des WOG haben einen Garten, ein Vorgärtle am Haus oder auch nur Freude an einem hübschen Balkonkasten. Gemeinsamkeit wird gepflegt: bei geselligen Anlässen, beim Herrichten des Schmucks für den Osterbrunnen, bei eintägigen Ausflügen oder der jährlichen Reise.

Der Verein versteht sich auch als Gemeinschaft für den Naturschutz, und er betreibt aktiv Nachwuchsarbeit – wie mit dem „Gärtnerdiplom“: Das erhalten die Kleinen aus dem Kinderhaus Malvenweg, die an vier bis fünf Vormittagen aktiv sind. Da werden Blumen in Kübel gepflanzt, wird Boden umgegraben und nach Regenwürmern gesucht, da lernt man viel über Bienen, geht in einen Weinberg oder auf eine Baumwiese. „Das freut mich jedes Mal“, erzählt Fauser, „wie die Kinder begeistert mitmachen.“ Und er wundert sich, wenn einer der Kleinen sich scheut, mit den Händen in Erde zu fassen. 18 Vier- bis Fünfjährige sind dieses Jahr dabei. Es sei „sehr gewinnbringend“, meint Mareike Mann vom Kinderhaus Malvenweg, „wenn die Kinder sehen, welche Tiere unter den Blumen leben.“ Da werde Natur „begreifbar gemacht“ – auch im Herbst beim Äpfellesen und Apfelsaft machen.

Aktionen auch für die Großen

Aber auch für die „Großen“ gibt es Aktionen: Obstbaumkurse oder das Abholen von Schnittgut in Gärten zum Beispiel. Das macht der Verein seit einigen Jahren, und der Erfolg gibt dem Vorsitzenden recht: Dadurch habe man neue Mitglieder gewonnen. Und mit Aktionen in der Partnerstadt Vesoul, wie das Bepflanzen einer Kreisverkehrsinsel, stütze man die Städtepartnerschaft.

Knapp 20 Termine bietet der WOG jedes Jahr für die Öffentlichkeit an. Fauser ist sehr froh, dass der Verein viele Unterstützer hat: „Ich habe eine tolle Mannschaft.“ Zehn Leute kamen am Samstag wieder zusammen, um den Schmuck für den Osterbrunnen in der Urbanstraße zu richten – im Sinne des Mottos „wir wollen der Stadt etwas zurückgeben“. Das Engagement für den Verein habe er schon von Kindesbeinen an von den Eltern gelernt, meint der Mann, der auch Stadtrat für die CDU ist und dieses Amt wieder anstrebt. Für „seinen“ WOG hat Fauser noch viele Ideen, auch für Kooperationen mit anderen Institutionen. Aber er sagt bedauernd: „Der Stoff geht uns nicht aus, aber die Zeit.“

51 Obstbauvereine im Landkreis Ludwigsburg

Im Landkreis Ludwigsburg gibt es 51 Obst- und Gartenbauvereine mit 8200 Mitgliedern, im Strohgäu sind es sieben. Stabile Mitgliederzahlen wie in Gerlingen habe aber nur die Hälfte der Vereine, sagt Ekkehard Grabner, der Geschäftsführer des Kreisverbands für Obstbau, Garten und Landschaft. Fünf bis sechs der 51 Klubs stürben langsam aus; der Verband unterstütze den Verein in Hemmingen beim Neuaufbau. „Zuwachs gibt es maximal in zehn der 51 Vereine“, sagt Grabner. Der Grund: sie hätten junge aktive Vorstände.