Andreas Lang ist derzeit der einzige Mieter Foto: Jacobs

Andreas Lang ist mit seiner Auto-Werkstatt seit zwei Jahren der einzige Mieter auf dem Eiermann-Campus. Entgegen der Pläne von Investoren steht der ehemalige IBM-Standort im Vaihinger Westen immer noch leer. Lang nimmt es mit Humor.

Vaihingen - Ein bisschen erinnert der Eiermann-Campus im Vaihinger Westen an diesem Morgen an eine Schlossanlage, bevor die Besucher eintreffen. An den Fahnenmasten flattern einige Banner im Wind, die Rasenflächen sind gepflegt. Nur der riesige Parkplatz ist noch leer. Aber auf jedem Deck zeigen Tafeln an, wie viele Plätze noch frei sind. Ein Wachmann läuft freundlich grüßend vorbei. Nein, er dürfe der Presse nichts sagen, nur so viel: Zur Autowerkstatt geht es dort vorne links.

„Vorne links“ reparieren Andreas Lang, Kfz-Mechanikermeister, und sein Angestellter Jörg Weber, Karosseriebaumeister, in der Werkstatt gerade ein aufgebocktes Auto. Auf den Parkflächen warten die nächsten. Über Arbeitsmangel kann sich Lang gerade nicht beklagen. Es laufe gut, sagt er. Der 38-Jährige ist Inhaber der Werkstatt – und seit zwei Jahren der einzige Gewerbetreibende auf dem Eiermann-Campus. Bereits sein Großvater Günther Flöthke hatte in den 70er-Jahren die Werkstatt auf dem Campus angemietet.

„Eine tolle Location hier“

Flöthke war mit dem IT- und Beratungsunternehmen IBM auf den Campus gezogen. Als selbstständiger Kfz-Mechanikermeister kümmerte er sich um die IBM-Firmenwagen und die Autos der Mitarbeiter. Sein Enkel Andreas Lang ist quasi in der Werkstatt groß geworden, hat in den Ferien mitgeholfen, später bei Mercedes seine Ausbildung gemacht, wusste aber immer: Die Werkstatt auf dem Campus will ich eines Tages übernehmen. „Es ist schon eine tolle Location hier“, sagt Lang. Und damit meint er explizit auch die Anlage und die Architektur des Gebäudekomplexes.

Seit Anfang 2010 ist Andreas Lang nun Inhaber des Werkstattbetriebs. Er übernahm das Geschäft, als IBM bereits gegangen war. Ganz bewusst hat er sich damals dafür entschieden, auf dem Eiermann-Campus zu bleiben. In Ehningen im Kreis Böblingen, wohin das IT- und Beratungsunternehmen Ende 2009 seinen Deutschlandsitz verlegt hatte, „haben wir nichts Gescheites gefunden“. Lang setzte darauf, dass die neuen Eigentümer, die Gesellschaft CBRE Investors, schnell neue Mieter für das Objekt finden würde. „Als es 2010 hieß, dass die IT-Firma Cenit aus Möhringen hierhin zieht, dachten wir, dass es gut anläuft.“ Die Lage der Autowerkstatt versprach, eine Goldgrube zu werden.

Seit zwei Jahren der einzige Mieter

Allerdings: Cenit entschied sich, am alten Standort zu bleiben. Zu unsicher war es dem Unternehmen aus Möhringen, auf einen Campus zu ziehen, dessen Eigentümer im Ruf standen, massive Finanzprobleme zu haben. Wenig später, Ende Juni 2011, meldete die Gesellschaft tatsächlich in Frankfurt Insolvenz an. Seitdem kümmern sich zwei Insolvenzverwalter aus der Stadt am Main um den Campus.

Seit zwei Jahren ist Lang nun der einzige Mieter auf dem ansonsten verlassenen Areal. „Als ich vom Rückzug von Cenit hörte, habe ich mir Gedanken gemacht, wie das hier jetzt weiter geht.“ Doch sein Unternehmen laufe auch so. Mitunter findet er sogar Gefallen daran, als einziger auf dem Campus tätig zu sein. „Man kann sich besser auf die Arbeit konzentrieren.“ Ein Gesprächsthema sei der Leerstand nicht mehr. „Anfangs haben die Kunden Bemerkungen darüber gemacht, dass hier alles leer ist.“ Inzwischen drehten sich die Gespräche wieder vor allem um die Reparatur.

Geld reicht vielleicht nur noch bis Ende des Jahres

Lang übernimmt weiterhin Wartungs- und Reparaturarbeiten für IBM, viele Kunden sind ihm treu geblieben. Aber immer wieder stellt er sich die Frage, was passiert, wenn sich nicht bald ein neuer Investor für den Campus findet. Diese Frage treibt auch Claudia Jansen um. Zusammen mit Stephan Schlegel ist sie als Insolvenzverwalterin für das Areal bestellt. Die Zeit dränge, sagt sie. Der Unterhalt des Geländes verschlinge monatlich horrende Summen, die sie nicht beziffern möchte. Nur so viel: „Wir wissen nicht, wie lange die Mittel reichen, um den Betrieb auf dem Campus aufrecht zu erhalten. Vielleicht nur noch bis Ende des Jahres.“