Reiner Heeb war von 1973 bis 2000 Landrat im Kreis Böblingen. Foto: Landratsamt

Rund 150 Trauergäste begleiten Reiner Heeb auf seinem letzten Weg. Die Redner würdigen die großen Verdienste des ehemaligen Landrats.

„Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?“ Den Konfirmationsspruch von Reiner Heeb setzte die Pfarrerin Eva Schury ins Zentrum ihrer Trauerrede in der Martin-Luther-Kirche in Böblingen. Die Worte aus Psalm 27 standen für die fachlich-zielstrebige und gleichzeitig menschennahe Art des einstigen Landrats, Politik im Landkreis und darüber hinaus zu machen. Diese Eigenschaften Heebs – Fleiß und Kompetenz auf der einen Seite, Menschlichkeit und Leidenschaft auf der anderen – wurde von allen Rednern hervorgehoben.

 

Rund 150 Trauergäste sind am vergangenen Freitag zum Alten Friedhof in Böblingen gekommen, um Abschied von Reiner Heeb zu nehmen, der am 19. Dezember im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Von 1973 bis 2000 hatte er den Landkreis Böblingen geführt und auf vielfältige Weise weiterentwickelt. Parallel engagierte er sich stark im sozialen Bereich, bei den Gemeinnützigen Werkstätten und Wohnstätten (GWW) und beim Deutschen Roten Kreuz, dessen Kreisvorsitzender er 28 Jahre lang war.

Zahlreiche politische und berufliche Weggefährten waren am Freitag anwesend: zuvorderst Heebs Landrat-Nachfolger Bernhard Maier und Roland Bernhard, zudem etliche Bürgermeister aus dem Kreis Böblingen, darunter ehemalige wie Alexander Vogelgsang (Böblingen) oder Wilfried Dölker (Holzgerlingen). Viele Kreisräte und ehemalige Dezernenten des Landratsamtes waren gekommen sowie Vertreter von CDU und Deutschem Roten Kreuz. Sogar Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper weilte unauffällig unter den Trauergästen.

Pfarrerin Eva Schury sprach in einer persönlichen Rede direkt die Familie von Reiner Heeb an, insbesondere seine Frau Elke, die ihren an Parkinson erkrankten Mann bis zuletzt gepflegt hatte. 2019 hatte man noch gemeinsam die Diamantene Hochzeit gefeiert. Schury betonte, dass Reiner Heeb in der Arbeit als Landrat seine Erfüllung gefunden habe, gleichzeitig aber auch seine Frau in ihrem Beruf als Steuerberaterin unterstützte. „Er machte sich aus vollem Herzen an seine Aufgaben“, so Schury. Es sei zwar für die Familie – seine Frau und die zwei Söhne – oft wenig Zeit übrig geblieben, „doch wenn sie ihn brauchten, war er sofort da.“

Kreisreform, Bahnnetz, Restmüllheizkraftwerk

Roland Bernhard, seit 2008 Landrat im Kreis Böblingen, erinnerte an die politischen Verdienste Heebs: die Integration des Altkreises Leonberg nach der Reform 1973 in den neuen Landkreis, die Förderung von S-Bahn und Schönbuchbahn und natürlich das Böblinger Restmüllheizkraftwerk, das Reiner Heeb gegen massive Widerstände durchsetzte – heute eine anerkannte Institution. Doch Bernhard wies auch darauf hin, dass es im Landkreis Böblingen unter Reiner Heeb gleichzeitig die erste Frauenbeauftragte im ganzen Land gegeben habe. Bei aller politischen Durchsetzungskraft habe Heeb stets „ein großes Herz für andere Menschen“ gezeigt, insbesondere notleidende. Zudem sei er kompetent und „bienenfleißig“ gewesen. „Das Licht in seinem Büro brannte immer bis in die Nacht“, berichtete Bernhard, der Ende der 1980er-Jahre unter Heeb das Böblinger Kreissozialamt leitete.

Der Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz erinnerte daran, wie der langjährige SPD-Politiker Reiner Heeb 1994 Teil der CDU-Familie wurde. Er habe den Kreisverband in schwierigen Zeiten ab 2000 angeführt und lange noch als unaufdringlicher Ratgeber zur Verfügung gestanden.

Ära Heeb beim Deutschen Roten Kreuz

„Ohne Reiner Heeb stünde das Deutsche Rote Kreuz heute im Kreis Böblingen lange nicht so gut da“, ergänzte Michael Steindorfner. Der Präsident des Kreis-DRK beschrieb die Beharrlichkeit, aber auch den ansteckenden Optimismus von Reiner Heeb, der dem DRK im Kreis Böblingen von 1978 bis 2006 vorsaß. Insbesondere im Bereich der Pflegeheime habe der Ehrenvorsitzende Pionierarbeit geleistet. „Wir können ohne Weiteres von einer Ära Heeb sprechen.“

Reiner Heeb wurde in einem Ehrengrab der Stadt Böblingen direkt gegenüber der Aussegnungshalle auf dem Alten Friedhof am Herdweg beigesetzt.