An der Eberhardstraße soll es künftig weniger Autos und mehr Grün geben. Anwohner befürchten aber gravierende Nachteile. Foto: Cedric Rehman

Die Stadt Stuttgart diskutiert ihren Plan für eine autofreie Eberhardstraße mit Anwohnern. Einige befürchten, dass geplante Baumbeete als Versteck für Drogen dienen könnten und die Szene nach 25 Jahren zurückkehrt.

S-Mitte - Die Eberhardstraße war den Schilderungen des Club-Betreibers Yusuf Oksaz zufolge vor 25 Jahren kein gemütlicher Ort. Die Drogenszene hatte sich an der Straße etabliert. Oksaz warnte bei der Bürgeranhörung zur autofreien Eberhardstraße vor einer Rückkehr der Szene. Die im Zuge der Umgestaltung in den kommenden Monaten geplanten Baumbeete nannte der Besitzer des Clubs Dilayla an der Eberhardstraße ein ideales Drogenversteck. Süchtige könnten sie außerdem nutzen, um Spritzen für den Heroingebrauch diskret zu entsorgen. „Die Straße geht nicht als Fußgängerzone“, erklärte Oksaz bei der Anhörung im Stuttgarter Rathaus.

Die Baumbeete machte er auch als Anziehungspunkt für Ungeziefer und Ratten aus. Die vorgesehenen Sitzgelegenheiten böten wiederum Feiernden eine Gelegenheit, schon vor dem Clubbesuch Alkohol zu konsumieren, meinte Oksaz. Je höher der Pegel beim sogenannten Vorglühen sei, desto lauter würde es. Oksaz warnte vor einer größeren Lärmbelastung für die Anwohner.

Clubbetreiber fordert Kontrollen

Um einen Rückfall in alte Zeiten oder neue Unordnung zu verhindern, sollte die Stadt künftig häufige Kontrollen an der Eberhardstraße durchführen, forderte der Clubbetreiber. Besser noch wäre es aus seiner Sicht, den Plan für die Umgestaltung ganz aufzugeben. „Unsere Straße ist schön genug“, meinte er.

Rainer Wallisch vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung hatte zu Beginn der Bürgeranhörung noch einmal den Plan der Stadt präsentiert. Bis zum Sommer sollen Parkplätze für Autos und Motorräder, der Taxistand und E-Ladestation weitestgehend aus der Eberhardstraße weichen. Ausnahmen sind Behindertenparkplätze und der Lieferverkehr für die an der Eberhardstraße liegenden Gastronomen und Geschäfte. Die Verwaltung will die frei werdende Fläche nutzen, um mehr Grün an die Straße zu bringen. Anwohnern wird die Möglichkeit eingeräumt, ein Parklet zu errichten. Dabei handelt es sich um Aufbauten aus Holz, die Passanten eine Sitzmöglichkeit bieten. Auch ein Regal zum Büchertauschen in der Nähe des Hegel-Hauses ist vorgesehen.

Bezirkschefin lobt Projekt

Bezirkschefin Veronika Kienzle reagierte auf die Kritik des Clubbetreibers Oksaz und verteidigte das Projekt. Sie meinte, dass Exzesse aus dem Nachleben nicht eine Verbesserung für die Mehrheit der Bürger ausbremsen dürften. Es sei falsch, auf ein Blumenbeet zu verzichten, weil Clubbesucher eine Flasche darin deponieren könnten, sagte Kienzle. Es müssten Wege gefunden werden, der Vermüllung zu begegnen, statt deshalb auf Stadtentwicklung zu verzichten, erklärte sie. Kienzle bezweifelte auch, dass eine autofreie Eberhardstraße wegen Baumbeeten besonders attraktiv für die Drogenszene werden könnte. Diese sei schon immer umhergezogen und wechsele von Zeit zu Zeit den bevorzugten Aufenthaltsort, sagte die Bezirkschefin. „Ich könnte an der Stadt fast jeden Platz nennen, wo es Dealer gibt“, erklärte Kienzle.

Sie lobte das Verfahren, dass nun mit der Bürgeranhörung begonnen habe. „Dass ist eine Chance, die Stadt mitzugestalten“, sagte die Bezirksvorsteherin.

Anwohner sorgt sich um Lärm

Anwohner äußerten allerdings ähnliche Sorgen wie Clubbetreiber Oksaz. Ein Mann beklagte eine mangelnde Sensibilität für Lärmschutz auf Seite der Verwaltung. „Mich überrascht die Vorgehensweise. Sie müssten wissen, dass Sie regresspflichtig sind,wenn wir als Anwohner dann in Zukunft Schallschutzfenster benötigen“, sagte der Mann in Richtung von Rainer Wallisch und seinen Kollegen aus der Verwaltung.

Andere aus dem Quartier rund um die Eberhardstraße wünschten sich einen besonderen Ausweis für ihre Autos. Dieser sollte dem Vollzugsdienst der Stadt deutlich machen, dass eine Berechtigung vorliegt kurz an der Eberhardstraße zu halten und zu entladen.

Rainer Wallisch hatte zuvor erklärt, warum die Eberhardstraße nicht anliegerfrei werde. Bei einer solchen Regelung wäre das Verkehrsaufkommen immer noch hoch. „Jeder kann ja sagen, dass er ein Anliegen hat“, meinte Wallisch.