Ebbe Kögel einst zu Beginn des Trockenmauerprojekts an der Yburg Foto: /Michael Käfer

Der anarchistische Stettener Freigeist Ebbe Kögel feiert Geburtstag – mit einem Vortrag über „70 Jahre Träume, Hoffnungen und Kämpfe“.

Am Samstag, 21. Oktober, wird in der Glockenkelter in Stetten in der Hindenburgstraße ein Jubiläum der eigenen Art gefeiert: „Ibr miir kommd koiner mee – 70 Jahre Träume, Hoffnungen und Kämpfe eines schwäbischen Anarchisten“, titelt Eberhard „Ebbe“ Kögel zum zweigeteilten Diavortrag über das eigene Leben, Wirken und die zugehörigen Befindlichkeiten. Just an einer Adresse, die, so fordert der streitbare Stettener Mensch für alles Gesellschaftspolitische seit Jahren, eigentlich wie einst längst wieder die Obergaß 43 sein müsste. Zu dem Geburtstagsgeschenk reicht es zumindest diesmal wohl nicht mehr.

Zweigeteilter Diavortrag

In einem zweigeteilten Diavortrag blickt der Allmende-Vorsitzende und Spross einer seit über 300 Jahren im Wengerterdorf Stetten im Remstal ansässigen Familie Ebbe Kögel zurück auf sein – politisches – Nachkriegsleben seit 1953. Nach Kaffee und Kuchen um 15.30 Uhr beginnt um 16.30 Uhr der erste Vortragsteil – mit Herkunft, Kindheit, Jugend und Ausbildung.

Insbesondere geht es hier um die Zeit im selbstverwalteten Jugendzentrum mit der spektakulären Hausbesetzung 1977 sowie die erste Begegnung Kögels mit anarchistischen Ideen. „Ibr miir kommd koiner mee“, so heißt es in der Mitteilung zur Veranstaltung in der Glockenkelter, sei die freie schwäbische Übersetzung des einst weit bekannten anarchistischen Wahlspruchs „Ni dieu, ni maitre“ – kein Gott, kein Herr.

Politische und kulturelle Aktivitäten

Nach dem Abendessen um 18 Uhr wird um 20 Uhr zuerst ein kurzer Film über das Leben von Hannelore Poré gezeigt. Der Titel hier: „Ich bin ein freier Mensch“. Danach folgt der zweite Teil des Vortrags, mit Auslandsaufenthalten, Studium und dann politische und kulturelle Aktivitäten: Allmende mit Politik und Kultur, Heimatforschung und Geschichtswerkstatt, K21 samt Widerstand gegen Stuttgart 21, Bürgerprojekt Anstifter Stuttgart, Erinnerungsarbeit, etwa mit der Initiative zur Gedenkstätte Hotel Silber, Kommunalpolitik, Gründung Parteifreies Bündnis (PFB) und die Tätigkeit im Gemeinderat. Zwecks Essensplanung, so heißt es in der Einladung, sei bei der kostenfreien Veranstaltung eine Anmeldung per E-Mail unter info@allmende-stetten.de nötig.

Eberhard Kögel war nicht nur mit dabei, als vor gut 30 Jahren in Stetten die revolutionären Gefühle ausbrachen. Er versteht sich auch als Archivar derer, die einst immerhin das erste selbst verwaltete Jugendzentrum in der gesamten Bundesrepublik durchgesetzt haben. Zur „Rebellion in der Provinz“ hat er zusammen mit Friederike Kamann das zweibändige Buch „Ruhestörung“ geschrieben, das mit dem Heimatpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde. Für sein von Kögel initiiertes Trockenmauerprojekt wurde der Stettener Verein Allmende jüngst mit dem Kulturlandschaftspreis ausgezeichnet.