Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Steuer eines Elektro-Smart - Im Herbst 2012 will Daimler mit 300 Fahrzeugen, die jeder mieten kann, in Stuttgart an den Start gehen. Foto: dpa

Neue Mobilitätskarte soll alle umweltfreundlichen Angebote in der Region bündeln.

Stuttgart - Die Menschen sollen bald frei wählen können, ob sie eine Fahrt im Ballungsraum umweltfreundlich mit Elektroauto, Bus oder Bahn zurücklegen. Mit einer "intelligenten" Mobilitätskarte will die Region bei der E-Mobilität 2012 bundesweit an die Spitze vorstoßen.

Die Fahrt ins Büro oder zum Einkaufen mit sperrigem Gepäck wird mit dem Elektro-Smart zurückgelegt; zwischendurch fährt man mit dem E-Bike zur Post; ins Theater abends geht es mit der Stadtbahn, und auf der Rückfahrt steigt man ins Taxi. Dabei wird stets - ob zum Reservieren des Elektroautos, zum Auffinden des Fahrradstandorts oder zum Bezahlen des Taxis - dieselbe Karte gezückt. So stellen sich die Initiatoren der Mobilitätskarte die nahe Zukunft in der Region vor.

Kundenkreis von bis zu 800.000 Personen

"Wir wollen alle Angebote der Elektromobilität für den Weg von A nach B und die Abrechnung der jeweiligen Wegekosten auf einer Plattform bündeln", erklärt Reinhard Schlossnickel, Stabsstellenleiter des OB im Stuttgarter Rathaus. Durch Funktionen für Parken, Taxifahrten oder Eintritte in Museen und Theater könnte die "intelligente Mobilitätskarte" noch erweitert werden.

Das Projekt, an dem Schlossnickel seit einem Jahr arbeitet, soll im Januar oder Februar erstmals dem Gemeinderat vorgestellt werden. Bis Ostern 2013 soll die Karte an den Start gehen. Die Initiatoren rechnen mit einem Kundenkreis von bis zu 800.000 Personen in der Region Stuttgart.

Herzstück des Projekts sind 300 Elektro-Smart, welche die Daimler AG über die Carsharingfirma Car2go - zu Deutsch: Auto zum Mitnehmen - von Herbst 2012 an in Stuttgart anbieten will. Die Mietfahrzeugflotte könnte später auf 500 erweitert werden. "Bei der Reichweite des Smart mit voller Batterie von rund 130 Kilometern und einer durchschnittlichen Fahrtstrecke in der Stadt von fünf bis zehn Kilometer ist das Aufladen kein Problem", verspricht Andreas Leo, Pressesprecher von Car2go.

Stadtgebiet mit 300 Ladestationen

Stadtgebiet mit 300 Ladestationen

Eine Fahrt mit dem E-Smart soll auf die Minute abgerechnet werden, wobei die Fahrzeuge an jedem beliebigen Punkt zurückgegeben werden dürfen. 300 Ladestationen im Stadtgebiet sollen das Aufladen bei Standzeiten erleichtern.

Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) und der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) bilden mit Bahnen und Bussen und den Zigtausend Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs das Rückgrat der Mobilitätskarte. "Wir treiben das Projekt voran, weil wir überzeugt sind, dass es auch uns mehr Kunden bringt", sagt SSB-Vorstand Jörn Meier-Berberich. Voraussetzung sei aber ein "tragfähiges Geschäftsmodell" für die Karte. "Wir wollen kein subventioniertes Projekt; wir machen keine Luftnummer" , verspricht der SSB-Manager. An diesem Dienstag stellt er das Projekt seinem Aufsichtsrat vor.

"Keine exklusiven Rechte"

Die neue Mobilitätskarte soll kein geschlossenes System sein. Auch für Daimler gibt es "keine exklusiven Rechte", betont Schlossnickel. Die Deutsche Bahn, die selbst Carsharing anbietet, ist bereits mit an Bord. Weitere Wirtschaftspartner wie Energiekonzerne, Ökostromanbieter oder Handelsketten signalisieren ihr Interesse.

"An der Wiege des Automobils wollen wir in der Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte auch weiterhin ganz vorne sein", sagt OB Wolfgang Schuster. Er sei sich "ganz sicher", dass man sich im Wettbewerb mit anderen Standorten behaupten werde.