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Deutsche Mafia-Jäger und ein deutscher Zeuge bringen die mutmaßlichen Killer vor Gericht.

Duisburg/Reggio Calabria - Deutsche Mafia-Jäger und ein deutscher Zeuge bringen in Italien ein mutmaßliches Killer-Trio vor Gericht: Zweieinhalb Jahre nach der Blutrache eines Mafiaclans der 'Ndrangheta an sechs Landsleuten in Duisburg ist auch der dritte Hauptverdächtige in der Mafia-Hochburg San Luca gefasst worden. Eine Woche lang haben deutsche Ermittler an den Vorbereitungen für den Schlag gegen die mutmaßlichen Mörder mitgewirkt.

Kurz zuvor lieferte außerdem ein deutscher Zeuge vor dem Bezirksgericht in Kalabrien einen wichtigen Hinweis auf einen der bereits Gefassten, der als ein Todesschütze gilt. Der Mann erkannte Giovanni Strangio wieder, der über eine Videokonferenz zugeschaltet war. Der Zeuge aus einem Düsseldorfer Waffenhandel erklärte, er würde den Mann wiedererkennen, der nach Munition verlangte. Daraufhin drückte sich Strangio sofort aus dem Videobereich im zugeschalteten Saal und versuchte, seine Frisur zu verändern. Der Zeuge erkannte ihn trotzdem. Der Mann trage jetzt nur eine andere Frisur. "Der Zeuge hat Mut gehabt, in Italien auszusagen", meinte der Duisburger Kriminaldirektor Holger Haufmann, einer der deutschen Fahnder.

Strangio und sein Schwager Giuseppe Nirta sind vermutlich diejenigen Männer, die damals vor dem Mafia-Restaurant Da Bruno in der Nähe des Hauptbahnhofs mit Berettas sechs Landsleute erschossen hatten. Darauf weisen zumindest Schmauch- und DNA-Spuren hin. Die Rolle des jetzt verhafteten Sebastiano Nirta ist noch nicht ganz geklärt. Definitiv kamen nur die zwei Schnellfeuerwaffen zum Einsatz. Ob doch möglicherweise er geschossen hat, ist offen. Die Fahnder halten sich bedeckt. Sie legen nicht immer alle Karten auf den Tisch.

Ein Kronzeuge belastet vor allem Giuseppe Nirta. Der Zeuge sitzt zusammen mit Nirta im Knast. Nirta habe sich damit gebrüstet, der Kopf zu sein. "Ich habe das Sagen gehabt", gab der Kronzeuge Nirta wieder. Er soll beleidigt gewesen sein, weil in den Zeitungen Strangio als Haupttäter hingestellt wurde. Nirta habe sich auch gegen den Vorwurf gewehrt, er habe zwei Unschuldige erschossen, zwei 16 und 18 Jahre alte junge Männer. Das habe er nur gemacht, um "keine Zeugen zu hinterlassen".

Die letzten erforderlichen Beweise für eine Anklage haben wohl die Schwestern von Strangio geliefert. In der elektronischen Post haben Angela und Theresa untereinander über die Täter geschrieben. Angela, Strangios Frau, hatte sogar ihrem Geliebten geschrieben. Der Dummkopf werde sicher später festgenommen, weil man seine DNA-Spuren in Deutschland gefunden habe, hieß es da. Sebastiano Nirta konnte übrigens anhand seiner Unterhose identifiziert werden. Die DNA stimmt mit der aus Duisburg überein. Hose und Zigarettenstummel hatten die Italiener aus seiner Wohnung besorgt. Mit ihm wurden am Donnerstag auch die beiden Frauen festgenommen.