Kommt aus dem 3D-Drucker: der Buga-Zwerg namens Karl Foto: Buga

Manche sehen eine Ähnlichkeit der Buga-Werbefiguren mit den provokanten Gartenzwergen des Künstlers Ottmar Hörl. Doch der Gartenschau-Karl kommt aus dem 3D-Drucker und jeder darf ihn vervielfältigen.

Heilbronn - Hat die Sache das Zeug zu einem Kunstskandal? – Das fragt man sich gerade in Heilbronn. Es geht um Karl, den etwas kubistisch gestalteten Gartenzwerg, gedacht als Sympathieträger der Buga und nach Meinung ungenannter Sammler einem der Zwerge des Aktionskünstlers und Bildhauers Ottmar Hörl auffallend ähnlich. Hörls Zwerge gelten als Kunstwerke, Karl erhebt diesen Anspruch nicht. Die Buga Heilbronn sollte, das war der Wunsch des Geschäftsführers Hanspeter Faas, ohne Maskottchen auskommen. Durchgesetzt hat er sich damit nicht, Karl kam quasi durch die Marketing-Hintertür. Der Name des pinkfarbenen Zwerges ist eine historische Reminiszenz, er erinnert an den Karlshafen, der Teil des Buga-Geländes geworden ist.

Ein Kantiger Zwerg in „blütenrosa“

Schlagzeilen machte Karl von Anfang an. Kurz nach seiner Präsentation im Frühjahr dieses Jahres auf dem Kiliansplatz überstand er ein „Attentat“. Der fast mannshohe Ur-Karl bestand aus neuartigen Carbon-Fasern, die als innovativer Baustoff unter anderem für einen Pavillon des Landes auf der Buga eingesetzt werden. Sein Nachfolger ist kompakter, aber genauso kantig. Ob es eine Ähnlichkeit zu Hörls Gartenzwergen gibt, die in Installationen zu sehen waren und nun in großer Auflage auf dem Kunstmarkt sind, hängt vor allem von der Optik des Betrachters ab – und ob die Verwendung der Farbe pink – bei der Buga nennt man sie „blütenrosa“ – für ein Plagiat ausreicht. Der Unterschied liegt im Detail: Hörls Gartenzwerg hebt in einer Version die Finger zum Victory-Zeichen, sein Sponti-Zwerg von 2006 hebt den Mittlefinger zum „Effenberg-Gruß“, Karl dagegen streckt dem Betrachter ein Blümchen entgegen.

Auf seiner Webseite läßt Hörl die Kunsthistorikerin Eva Schickler seine Zwerge so definieren: „Im Unterschied zu allen anderen Gartenzwergen zeichnet sich ein Hörl-Zwerg durch die Reduktion auf das Wesentliche aus. Dadurch wirken die Figuren zeitgemäß, gleichzeitig aber auch zeitlos und universell. Der Hörl-Zwerg ist faktisch die formale Essenz des Gartenzwergs an sich.“ Das ist Karl natürlich nicht. Von großer Originalität ist die Assoziation „Buga und Gartenzwerg“ ohnehin nicht und ob es ein Patent auf den „Gartenzwerg als solchen“ gibt, das ist ebensowenig vorstellbar wie bei einer Kuckucksuhr.

Ästhetisch ist Karl für viele ein Alptraum

Karl ist viel unterwegs, im Januar kommt er zur CMT nach Stuttgart, deren „Kulturpartner“ die Buga Heilbronn ist. Präsentiert wird er auf der Webseite als der „etwas andere Gartenzwerg“, bunt und vielfältig: „Ich komme direkt aus dem 3D-Drucker und repräsentiere durch meine moderne Form die Garten- und Stadtausstellung – zukunftsnahe Architektur eingebettet in einen Gartentraum.“ Nach ästhetischen Kriterien kann man ihn aber auch als Alptraum sehen. Marc Gundel, Leiter der Städtischen Museen Heilbronn, findet: „Der Karl passt zur Buga“. Er sei ein Marketing-Instrument, ihn nach künstlerischen Kriterien zu beurteilen „wäre unfair“ und er müsse sich ja auch nur drei Monate halten. Er bezweifelt aber, dass sich Hörl mit seiner Reaktion auf den Heilbronner Karl einen Gefallen getan hat. Hörl hatte zunächst eher gelassen auf den Heilbronner „Karl“ reagiert, aber in der „Heilbronner Stimme“ auch darauf verwiesen, dass man nur ihn als Künstler mit Gartenzwergen im Verbindung bringe. Nun will sich Hörl mit Karl offenbar nicht weiter befassen. Einer der Hörl-Grundsätze lautet: „Ich will als Künstler nicht eine bestimmte Form als gut vorstellen, sondern durch die Arbeit Impulse setzen“. Jetzt ist ein Marketing-Gag daraus geworden – für die Buga.

In einem Offenen Brief an den Künstler lädt Faas Hörl zu Buga ein und versichert, man habe überhaupt kein Problem damit, dass er sich von Karl distanziere, „denn Sie machen Kunst und wir haben eine Werbefigur geschaffen.“ Und weiter schreibt Faas: „Wir nehmen das sehr ernst und sind überzeugte Anhänger der Nanologie mit internationaler Mitgliedschaft in der Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge in Basel. Im Zweifelsfall scheuen wir keine Mühe, vor dem dortigen Zwergengericht die Causa Karl zweifelsfrei klären zu lassen.“

Erst im Januar 2018 haben Kölner Rechtsanwälte im Auftrag von Hörl eine Abmahnung herausgeschickt, wegen Urheberrechtsverletzung an dem Kunstwerk „Sponti 2006“, dem Zwerg mit Mittelfinger-Gruss. Anlass war der Vertrieb von Gartenzwerg-Skulpturen im Internet „die das urheberrechtlich geschützte Kunstwerk plagiieren“. Mit Karl dagegen ist nichts zu verdienen. Das Programm zum 3D- Nachdruck kann man kostenfrei von der Buga-Website herunterladen. Allerdings ist es streng verboten, Karl dann zu verkaufen.