Duale Hochschule in Mosbach Foto: dhm

Die Duale Hochschule Mosbach will gegen den drohenden Fachkräfte- mangel angehen. Ein vierwöchiges Programm für ausländische Abiturienten soll den Standort bekannter machen.

Stuttgart - Gabriele Gangemi hat klare Vorstellungen von seinem künftigen Beruf. Der 19-jährige aus Florenz will Maschinenbauingenieur werden und dann im Motorsport arbeiten. Wenn alles glatt läuft, wird er sein Studium nicht in Italien absolvieren, sondern in Deutschland, möglicherweise in Mosbach. „Bei uns gibt es leider keine Duale Hochschule“, erzählt er.

Derzeit verschafft sich Gabriele mit 16 anderen Abiturienten aus Süd- und Osteuropa einen Eindruck von den Möglichkeiten in Deutschland. Die Duale Hochschule Mosbach hat die jungen Frauen und Männer auf den Campus Bad Mergentheim eingeladen. Vier Wochen lang können sie sich mit der Sprache und Kultur vertraut machen und die Studienangebote kennenlernen. Vormittags steht Deutsch auf dem Stundenplan, nachmittags besuchen sie Unternehmen, Hochschulen und Städte. Das Daimler-Museum in Stuttgart habe ihn sehr beeindruckt, sagt Gangemi. Aber auch die Menschen – „sie sind sehr freundlich“. Auf die Idee, sich für das Programm zu bewerben, hatte ihn seine Deutschlehrerin gebracht.

Für die Duale Hochschule Mosbach ist der Kurs Neuland. „Unseren Partnern aus der Wirtschaft ist wichtig, ihren Bedarf an Fachkräften langfristig zu sichern“, sagt Constanze Steinhauser, Sprecherin der Hochschule Mosbach. Bei einer gemeinsamen Umfrage der Hochschule und der Industrie- und Handelskammer Region Heilbronn-Franken gaben 2013 viele Unternehmen an, dass sie an ausländischen Studierenden und deren Ausbildung in Bad Mergentheim oder Mosbach interessiert seien. Denn wegen des Geburtenrückgangs wird der Nachwuchs knapp. Nach einer neuen Studie der Boston Consulting Group fehlen in Deutschland bis zum Jahr 2020 rund 2,4 Millionen Arbeitskräfte. 2030 könnten es zehn Millionen sein.

Den ländlichen Raum treffe diese Entwicklung als erstes, sagt Gabi Jeck-Schlottmann, Rektorin der DHBW Mosbach. Zwar ist die Duale Hochschule Baden-Württemberg bei angehenden Studenten sehr beliebt. In ländlichen Regionen tun sich Firmen allerdings schon heute schwer damit, genügend Bewerber zu finden, die aus ihrer Sicht geeignet sind. Seit Jahren bieten die Unternehmen, die mit dem Standort Mosbach zusammenarbeiten, mehr Studienplätze an als von Studierenden angenommen werden. „Als Hochschule in einer solchen Region haben wir angesichts dieser Zahlen gar keine Wahl, als uns für Studierende aus dem Ausland zu öffnen“, so die Rektorin.

Davon profitieren auch die Unternehmen, ist Seon-Su Kim, Leiter des Campus Bad Mergentheim, überzeugt. „Im Idealfall erhalten unsere Partnerunternehmen hoch qualifizierte Nachwuchskräfte, die sowohl die deutsche Unternehmenskultur als auch internationale Rahmenbedingungen verstehen und darüber hinaus das Grundverständnis für ihre Heimatregion mitbringen.“

Darauf hofft auch Martina Heger-Dorfi, Personalchefin der Firma Würth Industrie Service, die derzeit 62 Studenten in Mosbach und Bad Mergentheim hat – die meisten im Bereich Wirtschaft, aber auch in Technik und Informatik. Im September werden erstmals zwei Studenten aus dem Ausland mit dem Studium beginnen. Bereits heute bildet das Unternehmen so genannte Trainees aus anderen Ländern aus und hat regelmäßig ausländische Praktikanten zu Gast. „Wir erwarten einen spannenden Austausch mit jungen Menschen aus verschiedenen Ländern, neue Impulse für die Ausbildung und auch einen höheren Bekanntheitsgrad für die Duale Hochschule, die Stadt Mergentheim und für die gesamte Region“, sagt Heger-Dorfi.

Teodora Maria Covaci genießt die Wochen in Bad Mergentheim. Es sei spannend, ein fremdes Land und neue Menschen kennenzulernen, sagt die 17-jährige Rumänin aus Satu Mare. Sie möchte später Wirtschaftswissenschaften studieren. Ob in Deutschland, weiß sie noch nicht. „Es ist nicht leicht, so weit weg von der Familie und den Freunden zu sein“, sagt sie. Für ihre Entscheidung hat sie noch Zeit – 2015 macht sie Abitur.