Der Stuttgarter Trainer Christian Gross blickt am Samstag gegen Leverkusen einem Ball hinterher. Foto: dpa

Zu Rang drei fehlen dem VfB nur vier Punkte. So weit will Trainer Christian Gross aber gar nicht gehen.

Stuttgart - Es gibt im Fußball diese seltenen Momente, in denen 41.000 Menschen nur noch ein Ziel haben: Sie wollen das Glück erzwingen. Fünf Minuten vor Schluss traten die VfB-Fans nervös von einem Bein aufs andere, Mimik und Gesten schwankten zwischen Hoffnung und Verzweiflung - und wäre da eine Möglichkeit gewesen, sie hätten den Ball ins Tor gebrüllt.

Dann fiel die Flanke von Pawel Pogrebnjak ein wenig glücklich vor die Füße von Cacau. Der nahm kurz Maß und drosch die Kugel flach ins linke Eck des Leverkusener Tors. Es war das befreiende 2:1 in einem teuflisch engen Spiel, das die letzten Zweifel beseitigte. "Der VfB ist wieder da", sangen die Fans - die Roten können den Sprung in die Europa-Liga noch schaffen.

Wie eng Glück und Missgeschick beieinanderliegen, ließ sich eindrucksvoll am Gegner studieren. "Wir haben gut gespielt, hatten eine gute Raumaufteilung und haben gegen einen starken Gegner alles gegeben", sagte Leverkusens Trainer Jupp Heynckes und blickte betroffen. Tranquillo Barnetta musste schon nach 19 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz, am Ende gingen Bayer die Kräfte aus. Das Team fiel vom dritten auf den vierten Platz zurück. Leverkusen droht wieder einmal alles zu verspielen. "Die Jungs tun mir leid", seufzte Heynckes.

Der VfB dagegen steht zum ersten Mal in dieser Spielzeit auf Tabellenrang sechs, der nach menschlichem Ermessen für die Teilnahme in der Europa-Liga reichen müsste. Selbst der ganz große Coup ist rein rechnerisch noch möglich: Zu Rang drei (Werder Bremen; 54 Punkte/+ 28 Tore), der zur Qualifikation in der Champions League berechtigt, fehlen dem VfB (50/+8) nur vier Punkte.

So weit will Christian Gross gar nicht gehen. Der Schweizer Trainer ist auch so drauf und dran, etwas zu erreichen, was nach der chaotischen Hinrunde kein Mensch mehr erwartet hätte. "Jetzt haben wir es selbst in der Hand, und darüber bin ich sehr froh", sagt Gross, "jetzt brauchen wir für die restlichen drei Spiele viel Frische und die volle Konzentration." Horst Heldt hat wenig Zweifel, dass es gelingen kann. "Der Trainer wird die Spannung hochhalten, und mit der Kraft mache ich mir auch keine Sorgen", sagt der VfB-Manager und setzt ein wenig ironisch nach: "Die Spieler haben sich in der Vorrunde ja lange genug ausgeruht."

Am kommenden Freitag tritt der VfB beim VfL Bochum an, danach kommt Mainz 05, am letzten Spieltag wartet 1899 Hoffenheim. "Der Druck wird größer", sagt Christian Gross und warnt vor Übermut. Die letzten drei Saisonspiele werden zur Nervenprobe. Und man mag gar nicht daran denken, wo das beste Team der Rückrunde stehen könnte, hätte es eine einigermaßen passable Hinrunde gespielt. In Bochum jedenfalls schließt sich der Kreis. Am 5. Dezember 2009 gab es in der Mercedes-Benz-Arena gegen das Team aus dem Revier ein 1:1. Danach musste Teamchef Markus Babbel gehen, Christian Gross kam. Die Aufholjagd konnte beginnen.