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Immer mehr ehemalige Verkäuferinnen wollen ihre Filialen als Genossenschaft wiederbeleben.

Stuttgart - Die baden-württembergische Landesregierung schließt finanzielle Hilfen für die Wiederbelebung rentabler, ehemaliger Schlecker-Läden nicht mehr aus. „Wir prüfen sehr ernsthaft, inwieweit bestehende Förderangebote an den Bedarf angepasst werden können“, sagte ein Sprecher des Landeswirtschaftsministeriums.

„Keine Landesregierung setzt sich so intensiv mit dem Thema auseinander wie die baden-württembergische“, sagte Leni Breymaier, Landesbezirksleiterin der Gewerkschaft Verdi. „Das reicht aber nicht.“ In einem Brief fordert die Mitinitiatorin des Genossenschaftprojekts Gelder für die Anschubfinanzierung der rentablen Filialen. In Baden-Württemberg verzeichneten im vergangenen Geschäftsjahr 100 Schlecker-Standorte einen Jahresumsatz von über 500.000 Euro – und kommen somit für das Genossenschaftsprojekt infrage. Pro Laden sind allein für die Vorbereitungsphase 3000 Euro fällig. Wird die Filiale anschließend als Dorfladen mit regional angepasstem Sortiment wiederbelebt, benötigen die Verkäuferinnen weiteres Kapital. „Bei einem durchschnittlichen Laden mit einer Fläche von 200 Quadratmetern beträgt der Finanzierungsbedarf 40.000 bis 60.000 Euro“, sagt Unternehmensberater Wolfgang Gröll, den Verdi für das Projekt engagiert hat.

„Kunden, Gemeinden und Vermieter sollen sich auch finanziell beteiligen“

Neben der bereits zugesagten finanziellen Unterstützung durch die katholische und die evangelische Betriebsseelsorge, die Partei die Linke und Verdi soll Geld von Geschäftspartnern kommen. „Kunden, Gemeinden und Vermieter sollen es nicht nur wollen, sondern sich auch finanziell beteiligen“, sagt Christina Frank. Die Verdi-Sekretärin ist im Bezirk Stuttgart zuständig für 600 ehemalige Schlecker-Verkäuferinnen und hat das Genossenschaftsprojekt mit auf die Beine gestellt. Das Geschäftsmodell sieht die Gründung einer Dachgesellschaft vor, an der die Läden in Form einer Mini-GmbH angegliedert werden. In der Dachgesellschaft werden zentrale Aufgaben wie Verwaltung und Einkauf zentralisert.

Immer mehr ehemalige Schlecker-Verkäuferinnen schließen sich dem Projekt an. Um die 50 Frauen zählt Frank aktuell. Bisher ist geplant, eine Genossenschaft auf Landesebene zu gründen. Bundesweite Kooperationen schließt Frank aber nicht aus.