Sechs Monate nach seiner spektakulären Flucht sitzt der Chef des Sinaloa-Kartells, Joaquin „El Chapo“ Guzmán, wieder hinter Gittern. Foto: AP

Ein Treffen mit Schauspieler Sean Penn soll die mexikanischen Behörden auf die Spur des flüchtigen Kartell-Chefs Joaquin Guzmán gebracht haben. Der wird nun an die USA ausgeliefert.

Mexiko-Stadt - Der weltweit mächtigste Drogenboss Joaquin „El Chapo“ Guzmán liebt die große Bühne. Das dürfte ihm nun zum Verhängnis geworden sein. Wie die mexikanische Tageszeitung „El Universal“ berichtet, habe ein Dokumentarfilmprojekt mit US-Star Sean Penn zur Lokalisierung von Guzmán geführt. Der Chef des Sinaloa-Kartells hatte dem Schauspieler und Produzenten ein Interview gegeben, das nun im Magazin „Rolling Stone“ veröffentlicht wurde. „Ich habe einen glaubwürdigen Hinweis erhalten, dass die US-Antidrogenbehörde DEA von unserer Reise nach Mexiko wusste“, schreibt Penn.

Guzmáns Antworten sprechen für sich. „Nein, Sir“, beantwortet er die Frage, ob er ein gewalttätiger Mensch sei – und inszeniert sich ansonsten als Kind armer Eltern, das die Not in den Drogenhandel getrieben habe. „In unserer Gegend gibt es keine Jobs. Die einzige Möglichkeit, um Geld für Essen zu verdienen, ist der Anbau von Opium, Marihuana.“ Das Interview ist auch aus anderen Gründen brisant. Liefert Guzmán doch ein Geständnis ab, das ihn nach seiner Auslieferung in die USA zum Verhängnis werden könnte. Denn der 57-Jährige bestätigt darin, dass er der größte Drogenhändler der Welt sei: „Ich liefere mehr Heroin, Methamphetamin, Kokain und Marihuana als jeder andere auf der Welt. Ich habe eine Flotte von U-Booten, Flugzeugen, Lastwagen und Booten“, sagte Guzmán laut Penn bei dem siebenstündigen Geheimtreffen, das im Oktober in Tamazula im mexikanischen Bundesstaat Durango stattgefunden haben soll. Für diese Aussagen dürften sich die Richter in den USA besonders interessieren.

Guzmán war am Freitag in der Stadt Los Mochis im Westen des Landes von Marine-Infanteristen gefasst worden. Bei dem Feuergefecht kamen fünf seiner Mitstreiter ums Leben, sechs weitere wurden verhaftet, darunter auch der „Tunnelbaumeister“, der den Tunnel für die Flucht Guzmáns vor sechs Monaten aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano anlegte. Nach einem Zugriffsversuch in seinem Haus floh Guzmán laut Ermittlern durch die Kanalisation, wurde aber auf einer Landstraße gestellt

Guzmán soll so bald wie möglich an die USA ausgeliefert werden

Schon direkt nach Guzmáns Festnahme hatte Generalstaatsanwältin Arely Gómez erklärt, Kontakte des Verbrechers zu Schauspielern und Produzenten hätten entscheidende Hinweise gegeben. Im Oktober – drei Tage nach Penns Treffen mit dem Drogenboss – war nach Gómez’ Worten ein erster Versuch zur Festnahme in Durango abgebrochen worden, weil Guzmán sich in Begleitung zweier Frauen und eines Mädchens befunden habe. Diese habe man nicht gefährden wollen. Dann verlor sich seine Spur offenbar zeitweise. Doch spürten ihn Ermittler in Los Mochis in seinem Heimatstaat Sinaloa wieder auf

Penns Treffen mit Guzmán kam nach Darstellung des Hollywood-Stars durch Vermittlung der mexikanischen Schauspielerin Kate Del Castillo zustande, die sich der Drogenboss für das geplante Filmprojekt wünschte. So berichtet es Penn auf der „Rolling Stone“-Website. Dort ist auch ein zweiminütiges Video mit Aussagen von Guzmán und das Foto von Penn und Guzmán beim Handschlag zu sehen. Nach Penns Darstellung haben sich beide über Themen vom Drogenhandel bis zur Nahostpolitik unterhalten. Seine Verantwortung für den Rauschgiftkonsum in aller Welt bestreitet Guzmán in dem Interview: „Denn an dem Tag, an dem ich nicht mehr existiere, wird das überhaupt nicht abnehmen.“

Mexikos Generalstaatsanwaltschaft will ihn nun an die USA ausliefern. Sie werde die Ausweisung vorantreiben, teilte die Behörde mit. In den Vereinigten Staaten liegen mehrere Haftbefehle gegen ihn vor. Schon zweimal gelang Guzmán auf spektakuläre Weise die Flucht. In den USA dürfte das deutlich schwieriger werden. Die Fortsetzung des Filmprojektes mit Sean Penn dürfte die Auslieferung allerdings deutlich erleichtern.