Rote Zahlen statt Trendwende bei der Deutschen Bank Foto: dpa

Rote Zahlen statt Trendwende: Die Deutsche Bank verbucht den dritten Jahresverlust in Folge. Schuld seien die US-Steuergesetze, erklärt der Vorstand. Denn eigentlich sei der Konzern auf einem guten Weg.

Frankfurt/Main - Die Deutsche Bank hat auch im dritten Jahr unter Sanierer John Cryan rote Zahlen geschrieben. Knapp eine halbe Milliarde Euro Verlust stand Ende 2017 in den Büchern, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Freitag in Frankfurt mitteilte. 2015 hatte die Deutsche Bank ein Rekordminus von rund 6,8 Milliarden Euro verbucht, für 2016 summierte sich das Minus auf 1,4 Milliarden Euro.

Der Dax-Konzern hatte bereits Anfang Januar auf den erneuten Jahresverlust eingestimmt - wegen einmaliger Belastungen in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro infolge der US-Steuerreform. „Nur durch die Belastungen der US-Steuerreform zum Jahresende haben wir nach Steuern einen Verlust verbuchen müssen“, erklärte Konzernchef Cryan.

Vor Steuern erzielte die Bank mit plus 1,3 Milliarden Euro (Vorjahr: minus 810 Mio Euro) erstmals seit drei Jahren ein positives Ergebnis. „Wir sind auf einem guten Weg zu nachhaltigem Wachstum und einer höheren Rendite“, bilanzierte Cryan, der das Institut seit Sommer 2015 führt.

In den Vorjahren hatten vor allem teure Rechtsstreitigkeiten das Geldhaus belastet

Die Vorbereitungen für den Teilbörsengang der Vermögensverwaltungstochter DWS kämen ebenso gut voran wie die Integration der Postbank. Im gemeinsamen Privat- und Firmenkundengeschäft sollen ab dem zweiten Quartal rund 13 000 Beschäftigte der Deutschen Bank und etwa 17 000 Beschäftigte der Bonner Tochter unter einem rechtlichen Dach arbeiten. „Wir haben also Fortschritte gemacht, sind aber mit unseren Ergebnissen noch nicht zufrieden“, stellte Cryan fest.

In den Vorjahren hatten vor allem teure Rechtsstreitigkeiten das Geldhaus belastet. Seit seinem Amtsantritt drückt Cryan beim Abbau solcher Altlasten aufs Tempo. Kurz vor der Bilanzvorlage konnte die Bank ein weiteres Kapitel schließen: Wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation muss die Deutsche Bank in den USA 70 Millionen Dollar Geldbuße zahlen. Die Aufsichtsbehörde CFTC sieht es als erwiesen an, dass die Bank von 2007 bis 2012 durch falsche Angaben den Referenzzinssatz Isdafix zu ihren Gunsten beeinflussen wollte. Erst zu Wochenbeginn hatte die CFTC dem Institut wegen des Vorwurfs der Manipulation von Edelmetallpreisen eine Geldbuße von 30 Millionen Dollar aufgebrummt.

Aber auch im Tagesgeschäft lief es zuletzt nicht rund beim deutschen Branchenprimus. Im Gesamtjahr rutschten die Erträge - also die gesamten Einnahmen - auf 26,4 Milliarden Euro ab nach 30,0 Milliarden beziehungsweise 33,5 Milliarden Euro in den beiden Vorjahren. Das Geldhaus begründete den Einbruch um 12 Prozent im vergangenen Jahr zum einen mit Verkäufen von Tochtergesellschaften und Beteiligungen etwa an der chinesischen Hua Xia Bank oder der britischen Lebensversicherung Abbey Life. Zum anderen machten sich die niedrigen Zinsen und insbesondere die Flaute am Kapitalmarkt negativ bemerkbar.

Der Aktienhandel ging um 25 Prozent zurück

Besonders drastisch sah es im Schlussquartal aus, in dem die Erträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro sanken. Vor allem das Geschäft des einstigen Goldesels - der Handel mit Anleihen und Währungen - brach ein: um 29 Prozent. Der Aktienhandel ging um 25 Prozent zurück. Damit litt die Deutsche Bank stärker unter den ruhigen Kapitalmärkten als viele Konkurrenten.

Die neuen Steuergesetze in den USA belasten indes auch bei etlichen US-Konkurrenten der Deutschen Bank die Jahresbilanzen 2017 - auch wenn die Institute auf längere Sicht profitieren dürften. Unter anderem können Banken US-Steuern nicht mehr so stark durch frühere Verluste drücken: Bisher konnten frühere Fehlbeträge mit künftigen Gewinnen verrechnet werden, was die Steuerlast senkte.