Zehn Jahre Drehpunkt Erdmannhausen: Bettina Meh, Katja Schubert, Monika Böhm und Michaela Ianzano (von rechts). Foto: privat

Nach der Schlecker-Pleite eröffneten Drehpunkt-Drogerien. Viele davon haben aufgegeben. Nicht der Laden in Erdmannhausen. Aber es ist nicht einfach.

Etwas mehr als zehn Jahre ist es her, als die Drogeriemarktkette Schlecker pleite ging. 25 000 Frauen verloren von heute auf morgen ihren Job. Ein paar wenige versuchten ihr Glück in der Selbstständigkeit – indem sie ihren eigenen Drogeriemarkt im ehemaligen Schlecker-Laden aufmachten. Einen Drehpunkt. Neun Stück in Baden-Württemberg und im Saarland waren es. Heute sind es noch drei. Einer in Stetten am kalten Markt auf der schwäbischen Alb, einer in Ludwigsburg-Hoheneck und einer in Erdmannhausen.

Das Sortiment ist punktgenau auf die Kundschaft abgestimmt

Warum es gerade sie geschafft haben? Bettina Meh überlegt kurz. Sie hat den Drehpunkt in Erdmannhausen damals mit zwei Kolleginnen aufgemacht, nachdem der Schlecker dort und überall in Deutschland zugemacht hatte. Und das haben sie offensichtlich gut gemeistert, denn im vergangenen November wurde das Zehnjährige gefeiert. Ganz klar war für die Damen damals, dass das Sortiment punktgenau auf die Kundschaft abgestimmt sein muss. Zwei Jahre lang lag ein Büchle an der Kasse. Darin wurde notiert, wonach gefragt wurde. Das eine Shampoo von dieser Marke, das andere Putzmittel von jener. Und so weiter. Die Macherinnen haben geschaut, was fehlt in Erdmannhausen und sie mit Liebe zum Detail eine Drogerie geschaffen, in der es an nichts fehlt. Deko, Wolle, Konfetti . . . Alles da.

Inzwischen – und das gehört auch zur Wahrheit – bleiben aber manche Regale leer. Das liegt nicht nur an aktuellen Preisverhandlungen oder Lieferschwierigkeiten, wie es sie anderswo auch gibt. Die Drehpunkt-Frauen – zum Team gehören heute Bettina Meh und Katja Schubert sowie die zwei Mini-Jobberinnen Monika Böhm und Michaela Ianzano – müssen sehr genau kalkulieren, was sie sich überhaupt leisten können, ins Regal zu stellen. „Wir haben gerade schwer zu kämpfen“, sagt Bettina Meh. Es ist ein Teufelskreis: Die Krisen, die Kundschaft kauft weniger ein, es kommt kein Geld in die Kasse, die Bestellungen müssen klein ausfallen, Regale bleiben leer . . . Lang nicht alle, das zeigt auch der Blick in den Laden. Von allem ist theoretisch genug da. Nur fehlt es eben doch an diesem oder jenem Hundefutter, an einem bestimmten Waschmittel oder dem gewohnten WC-Reiniger.

Es geht auch ums Zwischenmenschliche

Die vier Damen wünschen sich, dass wieder mehr Kunden kommen. Und das nicht nur um ihrer selbst Willen. „Es geht auch um die, die auf das Angebot hier angewiesen sind, Ältere oder solche, die nicht so mobil sind“, sagt Bettina Meh.

Dabei geht es auch ums Zwischenmenschliche. Der Drehpunkt in der Erdmannhäuser Ortsmitte ist auch sozialer Treffpunkt. Ein Schwätzchen ist immer drin. „Wie geht es Ihnen heute?“, fragt Bettina Meh eine Kundin. Man kennt sich, man weiß voneinander. In den zehn Jahren sind schwere Schicksale und schöne Momente geteilt worden. Auch dafür steht der Laden. Nicht umsonst gibt es gleich neben der Kasse einen grünen Stuhl. Da kann man sich auch mal vom Weg ausruhen. Oder im heißen Sommer ein Glas Wasser trinken. Oder eben ein bisschen reden.