Wer ist der Schnellste? In Korb treten Downhillfahrer gegeneinander an. Foto: Frank Eppler

Über Schanzen und enge Kurven geht es abwärts. Am Hanweiler Sattel messen sich an diesem Wochenende Downhillfahrer aus ganz Baden-Württemberg. Der Rennveranstalter SC Korb verzeichnet so viele Teilnehmer wie noch nie.

Korb - Das rot-weiße Absperrband flattert im Wind, die Blätter rauschen. Zwischen den Bäumen am Hanweiler Sattel taucht ein Downhillfahrer auf, nimmt Kurs auf die Schanze aus Steinen, fliegt durch die Luft, landet in einer tiefen Furche des Waldbodens, rast um die Kurve und verschwindet aus dem Blickfeld. Wenig später lenkt der nächste sein Rad über das Hindernis.

Der SC Korb veranstaltet an diesem Wochenende ein Rennen auf der vereinseigenen Downhillstrecke am Hanweiler Sattel in Korb. „Das ist das einzige Downhillrennen in der Region – der inoffizielle Schwabencup, sozusagen“, sagt Matthias Bayer, der die Abteilung Radsport des Vereins leitet. „Wir hatten noch nie so viele Teilnehmer wie in diesem Jahr.“ 85 sind es insgesamt, zwölf Jahre alt ist der jüngste, 47 der älteste. Sie starten in verschiedenen Klassen. „Das Rennen wird immer bekannter, wir machen das jetzt zum sechsten Mal. Die Teilnehmer kommen aus ganz Baden-Württemberg“, berichtet Bayer.

Downhill gibt es auch in Peru

Nur fünf Frauen gehen an den Start. „Es gibt einfach wenige Frauen, die diesen Sport machen“, erklärt der 33-Jährige. Eine von ihnen ist die 15-jährige Marleen. Sie lebt seit elf Jahren mit ihrer Familie in Peru und ist nur für einen Monat in Deutschland, zu Besuch bei den Großeltern in Hertmannsweiler. „In Peru fahre ich auch Downhill, mit einer Gruppe von Freunden. Wir bauen uns die Strecken selbst, im Gelände“, erzählt sie. Denn Wälder gibt es nicht so viele in dem südamerikanischen Land. „Es macht einfach Spaß“, sagt die Jugendliche über das Downhillfahren. Allerdings müsse man auch immer wieder die eigene Angst überwinden. Daran, dass hauptsächlich Jungen diesen Sport betreiben, hat sie sich als Schwester von drei Brüdern gewöhnt. Trotzdem: „Ich hätte schon gerne mehr Freundinnen, die Downhill fahren“, sagt Marleen, bevor sie wieder in Richtung Start fährt. Die Strecke sei wirklich „cool“. Damit das so bleibt, ist einiges an Arbeit nötig, betont Matthias Bayer. Mit dem Bau von Kurven und Schanzen allein sei es nicht getan: „Man muss die Strecke schon in Schuss halten.“ Denn der rund ein Kilometer lange Weg durch den Wald, auf dem die Fahrer etwa 120 Höhenmeter überwinden, verändert sich im Laufe der Zeit – vergleichbar mit einer Skipiste, deren Beschaffenheit am Morgen eine ganz andere ist als am Abend, wenn unzählige Skifahrer auf ihr ins Tal gefahren sind.

„An einem Rennwochenende haben wir da natürlich einen ganz anderen Verschleiß, wenn geschätzt tausend Fahrten stattfinden“, erklärt Bayer. „Dann kommen zum Beispiel Wurzeln aus dem Boden raus.“ Wird der Untergrund somit unebener und schwieriger zu befahren, verlangt das den Fahrern umso mehr technisches Können ab. „Aber man passt sich ja mit der Zeit an die Strecke an“, sagt der Downhillfahrer. Den ganzen Samstag und den Sonntagmorgen über trainieren die Teilnehmer am Hanweiler Sattel, bevor das eigentliche Rennen am Sonntagmittag beginnt. Dann geht es darum, möglichst schnell ins Ziel einzufahren.

Ein gefährlicher Sport?

Tom Schäfer tritt in der Hobbyklasse an. Der 20-Jährige aus Affalterbach ist bereits zum dritten Mal dabei. „Man kann viel machen mit dem Rad – es ist wendiger und leichter als beispielsweise ein Motorrad“, antwortet er auf die Frage, warum Downhillfahren Spaß macht. Schwere Verletzungen sind Schäfer bisher erspart geblieben.

„Klar kann mal was passieren, es kann sein, dass man sich etwas bricht, wenn man stürzt“, sagt Matthias Bayer. Grundsätzlich hält er Downhillfahren aber nicht für einen besonders gefährlichen Sport. „Man fängt ja klein an und fährt entsprechend des eigenen Könnens“, sagt der 33-Jährige, der seit rund 15 Jahren Downhiller ist. An diesem Wochenende sitzt er jedoch hauptsächlich in einem Kleintransporter mit Anhänger, sammelt die Sportler mit ihren Rädern am Ende der Strecke ein und fährt sie den Berg hoch zum Startpunkt – Shuttleservice.

„Bei so einem Rennen herrscht natürlich eine ganz besondere Atmosphäre. Man will es perfekt runterkriegen“, erklärt Bayer. Am Grillstand hält er den Wagen kurz an: „Da ist mein Sohn“, sagt er. Der Fünfjährige ist einer der wenigen Menschen hier, die keine Protektoren tragen. Aber Fahrradfahren kann er schon.