Radler, die auf abschüssige Waldstrecke abfahren, müssen sich gedulden. Brütende Spechte verhindern den Baubeginn. Foto: dpa

Kommende Woche sollten die Arbeiten für Stuttgarts Downhillstrecke beginnen. Dann entdeckte ein Vogelschützer balzende und brütende Spechte. Jetzt kann die Abfahrtsstrecke für Radsportler erst im August gebaut werden.

Stuttgart - Die Reihe der Stuttgarter Bauvorhaben, die von geschützten Tieren zum Erliegen gebracht oder verzögert werden, setzt sich fort. Unter Juchtenkäfer, Eidechsen, Fledermäuse und Rotmilane als Verursacher hat sich jetzt der Specht eingereiht. Am Dienstag hatte Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) noch angenommen, dass der rund sechs- bis achtwöchige Bau der Downhillstrecke zwischen Degerloch und Heslach kommende Woche beginnen würde. Am Mittwoch erhielt sie eine Hiobsbotschaft, und am Freitag verkündete sie im Technik-Ausschuss, dass der Zeitplan Makulatur ist.

Das Amt für Umweltschutz der Stadt hat den Baustart bis etwa Mitte August vertagt. Die Abfahrtsstrecke für Radsportler wird daher erst im September oder im Oktober fertig. Wenn in einem Projekt mal der Wurm drin ist, dann aber gründlich“, sagt Sportamtsleiter Günther Kuhnigk seufzend.

Verzögerungen gab es immer wieder. Der damalige OB Wolfgang Schuster (CDU) hatte schon 2006 eine Downhillstrecke versprochen. 2014 sollte der 1,02 Kilometer lange Kurs mit 23 Streckenelementen und Aufprallmatten an den Bäumen links und rechts endlich eröffnet werden, doch dann wurde der rund 175 000 Euro teure Bau mitten im Landschaftsschutzgebiet vertagt. Und jetzt, da alle Vorarbeiten erledigt schienen, auch noch das: Am 8. März entdeckte ein Vogelschützer vom Naturschutzbund in unmittelbarer Nähe der Trasse die streng geschützten Tierarten Mittelspecht, Schwarzspecht und Grauspecht und hörte auch Balzrufe.

Bruthöhlen in den Bäumen werde man zwar erst Mitte Mai lokalisieren können, weil die Spechte sich dann erst bei der Futterbeschaffung für den Nachwuchs zeigen werden, erläuterte das Umweltamt. Doch wahrscheinlich gebe es Bruthöhlen auch in einem Radius von 80 Metern um die Strecke. Zu nah für die lärmempfindlichen Tiere. Daher kassierte das Umweltamt die artenschutzrechtliche Befreiung, mit der die Arbeiten am 27. Oktober 2014 genehmigt worden waren, wieder ein. Sportamtsleiter Kuhnigk bleibt ruhig. „Fakten muss man anerkennen. Und wir sind ja keine Vogeltöter“, sagt er.