Im Beachclub Mauritius in Heslach legt ein DJ bei einer Hudu-Party auf. Foto: Fotokoffer/Daniel L’Gaal

Dürfen Flashmob-Partys „Hugendubels“ heißen? Die Buchkette mit diesem Namen hat sich dagegen gewehrt. Die Stuttgarter DJ-Community nennt sich nun Hudu und preist bei einem Tanzfest im Mauritius des Alten Schützenhauses vegane Speisen an.

Flashbash – so nennen sie ihre Partys in Anlehnung an Flashmobs. Blitzschnell tauchen DJs an schönen Orten von Stuttgart auf, etwa auf dem Birkenkopf oder vor dem Schloss Solitude, um spontan mit all jenen zu feiern, die davon kurzfristig in den sozialen Medien erfahren oder zufällig vorbeikommen. Die Musik wird ohne Strom gespielt, sie bekommt ihre Energie über Solarpanels, also vom Sonnenlicht.

 

Seit den ersten Live-Streams im Netz, seit April 2020, firmiert die Community unter den Namen Hugendubels, weil der so schön sei, und holt sich bei Instagram damit immer mehr Follower. Der Claim lautet: „The modern concept of a green lifestyle“. Das moderne Konzept eines grünen Lebensstils bedeutet, so erklärt das Team: Die Partys sollen „Menschen mit Natur und Musik in Verbindung bringen“, auf dass sie „die Zeit drum herum“ vergessen und dabei „stets etwas für den Erhalt der Umwelt“ tun. Dem Gründer Till Elsässer kam die Idee dazu, als er aus einem thailändischen Schweigekloster nach Stuttgart zurückkehrte. „Es ist wichtig, dass jeder und jede seinen Beitrag leistet“, sagt er, „dass unser Leben immer nachhaltiger wird.“

Es drohte ein Gerichtsverfahren

Als immer mehr Hugendubels-Partys quer durch Stuttgart immer mehr Menschen zum Tanzen im Freien anlocken, die Sache also immer größer wird, erfährt die Münchner Buchkette Hugendubel davon. Auch Regine Hugendubel, die Tochter des bekannten Regenschirmfabrikanten (Werbeslogan: „Vergiss nicht deinen Hugendubel“), ist verärgert. „Hugendubel ist kein Fantasiename, sondern ein Familienname mit Tradition“, sagt sie. „Wirklich nur traurig“ sei es, was die Partymacher daraus machten und für diese „nichts als eine Bankrotterklärung, dass ihnen nichts anderes einfällt“. Ihr tue es „weh“, was mit ihrem Familiennamen geschehe. „Meine Altvorderen rotieren im Grab“, klagt sie. Gegen das Feiern habe sie nichts, aber bitte nicht unter ihrem Namen und nicht dort, wo man Tiere störe.

Die Familien Hugendubel drohen mit einem Gerichtsverfahren. Schließlich ist die Party-Community dazu bereit, nach einer Übergangsfrist den Namen zu ändern, also in den sozialen Medien, was sehr aufwendig ist, alles umzustellen. Nun also heißt die Marke Hudu. „Wir haben ein gutes Arrangement mit dem Buchunternehmen Hugendubel gefunden“, berichtet Till Elsässer und erklärt: „Als wir gestartet sind, waren wir klein, weil wir immer größer geworden sind, ist die Namensänderung sinnvoll.“

Drei DJs aus der Hip-Hop- und Elektro-Szene haben bei der ersten Hudu-Party im Mauritius Stuttgart-Süd im Alten Schützenhaus in Heslach (ein zweites Mauritius gibt es seit einigen Wochen am Börsenplatz in der City) aufgelegt für ein „partyorientiertes Publikum“, wie Elsässer sagt. Dafür hat man einen Sonntag gewählt, eine Zeit zwischen 14 und 21 Uhr, damit Partygäste auch ihre Kinder mitbringen können. Etwa 400 Gäste sind gekommen, um in allen Räumen sowie im Freien zu feiern. Serviert wird veganes Essen.

Die zweite Marke der Community heißt „Hudu Kitchen“. Deren Mitarbeiter haben in der Mauritius-Küche mitgewirkt und unter anderem eine vegane Linsensuppe sowie eine vegane Bolognese zubereitet. Das Motto lautet: „Vegan ganz easy“. Die Hudus wollen beweisen, dass es gar nicht kompliziert ist, vegane Speisen zu kochen und dass diese auch noch gut schmecken. Gesammelt wird im Mauritius für die Hilfsorganisation Stelp, deren Vertreterin Linda Weiss verschiedene Projekte vorstellt. Die Botschaft lautet: Feiern und Tanzen sind top, aber man muss auch auch soziale Verantwortung übernehmen und anderen helfen, denen es nicht so gut geht.

Die Sonne liefert die Energie für Musik im Freien

„Der ganze Stolz“ der Community ist das grüne DJ-Equipment, das mithilfe der Stadtwerke Stuttgart über eine Crowdfunding-Aktion finanziert worden ist. Eine solarbetriebene „Powerstation“ wird mittels Sonneneinstrahlung innerhalb von wenigen Stunden aufgeladen und kann als batteriegespeister Stromgenator überall in der Natur benutzt werden. Mit „moderater Lautstärke“ (Hudu will in der Natur Tiere nicht erschrecken und macht stets um 22 Uhr Schluss) könne man acht Stunden Musik spielen, ohne eine Steckdose fürs Stromkabel zu benötigen. Till Elsässer schwärmt von einem „kleinen Meilenstein in der Outdoor-Festival-Geschichte“. Weitere Flashmob-Partys sind geplant. Wo und wann es weitergeht? Dieses Geheimnis wird, na klar, erst in letzter Minute auf den digitalen Kanälen gelüftet.