Taliban-Kämpder haben am Dienstag unter anderm das Diplomatenviertel in der afghanischen Hauptstadt angegriffen. Foto: dpa

Die Taliban haben am Dienstag unter anderem das Diplomatenviertel von Kabul angegriffen.

Kabul - Spektakuläre Kommandoaktion der Taliban kurz nach dem zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September: Aufständische haben das Diplomatenviertel in der afghanischen Hauptstadt Kabul unter Beschuss genommen - auch die Botschaft der USA.

Explosionen und Gefechte in der Hauptstadt

Bei der Kommandoaktion am Dienstag seien das Hauptquartier der Internationalen Schutztruppe (Isaf) und die US-Botschaft mit Maschinengewehren und Panzerfäusten beschossen worden, teilte die von der Nato geführte Isaf mit. Ausländische Soldaten seien nicht zu Schaden gekommen. Auch unter den amerikanischen Diplomaten habe es keine Verletzten gegeben, sagte ein Sprecher der US-Botschaft. Nach Regierungsangaben wurden neun Menschen verletzt.

Derzeit ist die Isaf dabei, die Verantwortung für die Sicherheit im Land schrittweise an die Afghanen zu übergeben. Nach einem Nato-Beschluss soll der Kampfeinsatz am Hindukusch bis 2014 beendet werden.

Augenzeugen berichteten von Explosionen und Gefechten. Mindestens fünf bewaffnete Angreifer hätten sich in einem im Bau befindlichen Hochhaus am Abdul-Haq-Platz nahe der US-Botschaft verschanzt, sagte der Chef der Kabuler Kriminalpolizei, Mohammad Sahir.

Gebiet wurde weiträumig abgesperrt

Ein Sprecher der Isaf erklärte, afghanische und ausländische Sicherheitskräfte hätten umgehend und "angemessen" reagiert. Die Truppen würden bei ihrem Einsatz von Hubschraubern unterstützt. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt. Die Gefechte dauerten an.

Weitere Anschläge in anderen Stadtteilen verhindert

In anderen Stadtteilen verhinderten afghanische Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben weitere Anschläge. Wie Polizeichef Sahir mitteilte, wurde ein mutmaßlicher Selbstmordattentäter erschossen, als dieser versuchte, in das Hauptquartier der Grenzpolizei im Westen der Stadt einzudringen. Zwei weitere mutmaßliche Extremisten seien unweit des Parlaments sowie auf der Straße zum Internationalen Flughafen getötet worden.

Unterschiedliche Angaben über Opferzahlen

Über die Zahl der Opfer gab es unterschiedliche Angaben. Das Innenministerium teilte in einer Erklärung mit, mindestens fünf Zivilisten seien bei den Gefechten am Abdul-Haq-Platz verletzt worden. Drei weitere und ein Polizist seien bei den Zwischenfällen in den anderen Stadtteilen verletzt worden. Afghanische Medien berichteten zudem von einem getöteten Polizisten.

Taliban bekennen sich zu den Anschlägen

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid bekannte sich zu der Tat. Kämpfer hätten Regierungsgebäude, Einrichtungen des Geheimdienstes sowie die US-Botschaft und weitere diplomatische Vertretungen angegriffen, sagte er. Auch Selbstmordattentäter seien im Einsatz gewesen. Angaben der Aufständischen gelten als wenig zuverlässig und haben sich oft als falsch herausgestellt.

Die Taliban hatten in den vergangenen Wochen zahlreiche Angriffe in Kabul und anderen Teilen Afghanistans verübt. Erst vor dreieinhalb Wochen hatte ein Selbstmordkommando das britische Kulturinstitut in Kabul angegriffen und neun Menschen getötet, darunter zwei Ausländer. Ende Juni hatten Taliban ein Luxushotel in der Stadt angegriffen und elf Menschen getötet. Die Sicherheitskräfte hatten mehrere Stunden gebraucht, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.

In der nördlich von Kabul gelegenen Provinz Parwan kamen Mitte August mehr als 20 Menschen ums Leben, als ein Selbstmordkommando den Amtssitz des Gouverneurs stürmte. Ende Juli attackierten die Taliban in Tarin Kowt in der Südprovinz Urusgan mehrere Regierungsgebäude und töteten mehr als 20 Menschen. Kurz davor war bei einem gezielten Anschlag der Vorsitzende des Provinzrates von Kandahar und Bruder von Präsident Karsai, Ahmad Wali Karsai, ums Leben gekommen.