Eine Vorlesung im Hörsaal lässt Corona aktuell nicht zu. Aber auch nach der Pandemie werden digitale Formate in der Lehre eine Rolle spielen. Foto: dpa/Stefan Puchner

Nach Corona wollen viele Studenten nichts lieber als Seminare in echt und an der Uni. Aber völlig analog wird die Lehre nicht mehr. Bei der Entwicklung von Digitalprojekten sind die Hochschulen im Land vorne mit dabei.

Stuttgart - Für alle Studierenden, die in baden-württembergischen Hochschulen eingeschrieben sind, ist es eine gute Nachricht: Beim Wettlauf um Fördermittel aus der neu gegründeten Stiftung innovative Hochschullehre, sind Universitäten, Duale Hochschulen und die Hochschulen für angewandte Wissenschaften aus dem Südwesten ganz vorne mit dabei. Sie sind an 42 Projekten beteiligt, die mit insgesamt 55,5 Millionen Euro gefördert werden. Nur Bayern schneidet mit 51 Beteiligungen und einer Fördersumme von 53,8 Millionen Euro ähnlich gut ab. Bundesweit wurden 139 Anträge bewilligt und 330 Millionen Euro verteilt.

 

Ehrgeiz gilt nicht nur der Forschung

Obwohl es meistens lange dauert, bis die Ergebnisse solcher Programme in Seminaren und Vorlesungen tatsächlich Spuren hinterlassen, ist die hohe Beteiligung aus dem Südwesten ein gutes Zeichen. Denn lange war die Lehre mit der Betreuung der Studenten eine Art ungeliebtes Stiefkind, vor allem der Universitäten. Erst recht galt das im Schatten der Exzellenzwettbewerbe zugunsten der Forschung.

Dem wollten Bund und Länder gegensteuern, indem sie die Stiftung innovative Hochschullehre gegründet und mit 150 Millionen Euro Jahresbudget ausgestattet haben. Deren allererstes Förderprogramm wurde für die Digitalisierung ausgelobt. Sein Ziel ist es „Präsenzlehre, Blended Learning und Online-Lehre innovativ weiterzudenken, zu erproben und strukturell zu verankern“.

Von der E-Prüfung bis zur Studien-Cloud

Dass die Hochschulen im Südwesten sich nicht auf die Exzellenz in der Forschung beschränken, sondern Ehrgeiz gezeigt haben, auch bei der fortschrittlichen Lehre mit digitalen Instrumenten mitzuspielen, lobt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) als Riesenerfolg. „Das Programm ist ein Schub für die digitale Lehre und hilft den Hochschulen dabei, Studium und Lehre innovativ digital weiterzuentwickeln“, betont sie.

Die Vorhaben, mit denen die Institute im Land vorankommen wollen, sind breit gefächert: Alle neun Universitäten in Baden-Württemberg wollen zum Beispiel gemeinsam digitale Prüfungsformate entwickeln. Die Duale Hochschule will ein Kompetenznetzwerk etablieren, die Hochschule Aalen arbeitet an einer Studien-Cloud und die Musikhochschule Trossingen an einem Musikstudium im digitalen Raum.

Zwar haben sehr viele Studenten in den Corona-bedingten Online-Semestern jetzt echte Sehnsucht nach Seminaren und Vorlesungen in Präsenz. Aber digitale Formate werden aus Forschung und Lehre nicht mehr verschwinden. Das Studium der Zukunft muss laut Theresia Bauer noch stärker als bisher auf kreative Settings, kollaboratives Arbeiten, individuelle Lernszenarien und persönliches Feedback ausgerichtet sein.