Die Luca-App auf dem Smartphone eines Gastes in Göppingen zeigt die bisherige Dauer des Café-Besuchs an. Foto: Staufenpress/Tilman Ehrcke

Dem Gesundheitsamt wurden von der Smartphone-Anwendung bislang erst zweimal Kontaktlisten übermittelt. Nicht alle Gastronomen bieten die digitale Lösung an. Viele setzen unverändert auf die Kontakterfassung mit Stift und Papier.

Göppingen - Das Land hat viel Geld in die Hand genommen, um die Luca-App flächendeckend einzuführen. Damit soll die Kontaktnachverfolgung im Falle von Coronainfektionen in der Gastronomie und bei Veranstaltungen vereinfacht werden. „Die Landesregierung hat 3,7 Millionen Euro investiert, um alle Gesundheitsämter mit den notwendigen Lizenzen und Zugängen für den Betrieb des Luca-Systems für zunächst ein Jahr auszustatten. Luca ist zwischenzeitlich bereits bei allen Gesundheitsämtern installiert“, teilte das Sozialministerium mit. Zumindest im Kreis Göppingen hat die App aber bislang keinen Nutzen gehabt – außer, dass sie Restaurantbesuche vereinfacht.

Bislang keine Wirkung entfaltet

„Der Abruf von Listen über Luca funktioniert problemlos. Allerdings konnten wir bisher vom Einsatz der App nicht profitieren“, berichtet die Sprecherin des Landratsamts, Clarissa Weber. Offenbar verursacht die Nutzung der App im Gesundheitsamt viel Arbeit: „Die Kontaktlisten müssen aufwendig und zeitintensiv aufbereitet werden, um die wichtigen Informationen entnehmen zu können. Im Vergleich zu analog erstellten Listen ergab sich kein Vorteil.“

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Doch diese Arbeit mit den digitalen Kontaktlisten fällt nicht oft an. Seit Einführung der App im Landkreis vor mehr als drei Monaten war sie quasi bedeutungslos: „Bislang gab es nur zwei Mal die Situation, dass Kontaktlisten durch uns von Luca angefordert wurden“, sagt Weber. Einige Male seien auch Kontaktlisten von anderen Gesundheitsämtern weitergeleitet worden. Alles ohne Folgen: „Bisher wurde im Landkreis Göppingen niemand aufgrund dieser Daten in Quarantäne versetzt.“ Unterm Strich hat Luca bislang keine Wirkung entfaltet, resümiert Weber: „Demnach spielt die Luca-App keine aktive Rolle bei der Kontaktnachverfolgung im Landkreis Göppingen.“ Genau für diesen Zweck wurde die Anwendung für Smartphones aber eigentlich entwickelt.

Die meisten Gäste sind geimpft

Das Landratsamt hat keinen Überblick, welche Einrichtungen Luca nutzen, darüber gebe es keine Informationen, sagt Weber. Einer, der sie einsetzt, ist Remus Catau, der das Caffe Bozen am Göppinger Schlossplatz betreibt. „Ich würde mal sagen, bestimmt 80 Prozent der Gäste nutzen die App, wenn nicht noch mehr“, sagt er. Wer das nicht möchte, kann seine Daten weiterhin auf einem Zettel eintragen. Auch das griechische Restaurant Orakel in Göppingen bietet beide Möglichkeiten: „Mit Hygienekonzept und Kontaktnachverfolgung (Luca-App) oder schriftlich“, heißt es auf der Homepage. Die Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Susanne Weißkopf, bietet den Gästen im Hotel Ochsen in Uhingen ebenfalls das Einchecken per Luca an. Diese sei mittlerweile weit verbreitet. „Erstaunlicherweise auch bei Senioren“, hat sie festgestellt. Ohnehin seien die meisten ihrer Gäste geimpft. „Wir nutzen die Luca-App nicht“, meint hingegen Lorenc Lleshaj, der das Restaurant Tresor am Göppinger Marktplatz und im Weberpark betreibt. „Weil wir einfach noch das Altbewährte mit Stift und Zettel verwenden.“ Es habe deshalb auch noch keine negativen Reaktionen der Gäste gegeben. „Das ist nach meinem Befinden auch persönlicher“, sagt der Gastronom aus Göppingen.

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„Haben wir nicht“, heißt es kurz und bündig vom Wirt des Landgasthofs Helfenstein in Geislingen-Weiler. „Wir haben Listen, die auf jedem Tisch liegen.“ Das sei auch sicherer: „Ich weiß ja nicht, was mit den Daten im Internet passiert.“

Frank Reutter, Inhaber vom Hotel Restaurant Löwen in Bad Boll, sagt: „Aktuell nutzen wir Luca noch nicht, ich muss mich da erst mal ein bisschen schlau machen.“ Bis jetzt habe es von den Gästen auch keine Nachfrage gegeben. „Wir haben die Kontaktnachverfolgung bisher immer schriftlich gemacht.“