Marak Bender und Julius Kauderer, Auszubildende des Esslinger Autohauses Jesinger, haben das Fuhrparkmanagement des Unternehmens digitalisiert. Foto: Michael Steinert

Vom digitalen Tankbuch bis zum Videoclip für die Unternehmens-Plattform: Auszubildende aus acht Betrieben der Region haben ausgezeichnete Digitalisierungsprojekte in Esslingen vorgestellt.

Esslingen - Draußen, im mittelalterlichen Umfeld der Esslinger Ritterstraße, halten die fahrenden Händler ihre weihnachtlichen Waren auf dem Adventsmarkt feil. Drinnen, in den Räumen des Veranstaltungszentrums Econvent, hat der Jahrmarkt der Zukunft Quartier bezogen. Auszubildende aus acht Betrieben aus der Region haben am Samstag ihre Digitalisierungsprojekte zur Wirtschaft 4.0 vorgestellt, die sie in den vergangenen zehn Monaten gemeinsam mit ihren Ausbildern entwickelt haben.

„Wenn wir unsere wirtschaftliche Stärke erhalten wollen, dann müssen wir das Versprechen der Wirtschaft 4.0 auch konkret einlösen“, hatte der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger noch in seiner Begrüßung gefordert. Der Rundgang durch die aufgebauten Projektpräsentationen hat gezeigt, dass die Unternehmen gewillt sind, die Herausforderung anzunehmen.

Da ist der Berufsnachwuchs des Autohauses Wilhelm Jesinger, der das Fuhrparkmanagement für die Ersatz-und Mietwagenflotte des Esslinger Unternehmens digitalisiert hat. So können beispielsweise Tankdaten über das Tablet automatisch in das System einfließen oder Fehler schneller lokalisiert werden.

Da sind die Auszubildenden der Firma Eberspächer Climate Control Systems, die Videoclips für die digitale unternehmenseigene Lernplattform gedreht haben. Oder die angehenden Mitarbeiter des Innenausbau-Spezialisten Westermann GmbH aus Denkendorf, die mit ihren neuen digitalen Kommissionierlisten die Organisation im Warenausgang, in der Arbeitsvorbereitung und in der Logistik verbessert haben.

Publikumspreis für die Hermann Bilz AG

Den Vogel abgeschossen aber haben die Auszubildenden der Hermann Bilz AG aus Esslingen mit ihrem „Product-Selector“. Auf der Webseite des Unternehmens, das Präzisionswerkzeuge herstellt, werden die Kunden Schritt für Schritt zu dem Produkt geführt, das ihren spezifischen Ansprüchen genügt. Das verkürzt die durchs9chnittlich zehn Minuten dauernde telefonische Beratung während der Geschäftszeiten erheblich. Auf die Frage, welches Projekt sich das Fachpublikum in ihrem eigenen Betrieb vorstellen könnten, haben die Bilz-Azubis am Samstag denn auch die höchste Zustimmungsquote bekommen – gefolgt von Autohaus Jesinger, dem Projekt der Firma Eberspächer und der Intranet-Idee des Ingenieurbüros Hemminger.

Die Abschlusspräsentation ist Teil des Projekts „Auszubildende als Digitalisierungsscouts“, das von dem Rationalisierungs- und Innovationszentrum (RKW) der Deutschen Wirtschaft in Zusammenarbeit mit der Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen der Industrie-und Handelskammer (IHK) ins Leben gerufen worden ist. Esslingen ist, neben Hamm in Nordrhein-Westfalen und Halberstadt in Sachsen-Anhalt, eine von bundesweit drei Modellregionen, die den Zuschlag für das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Projekt bekommen haben.

„Das ist nicht der Abschluss des Projekts, sondern der Auftakt für die Zukunft“, erklärt Heinrich Baumann, der IHK-Präsident und Geschäftsführende Gesellschafter der Esslinger Unternehmensgruppe Eberspächer. Er appelliert an den Berufsnachwuchs, die Chancen der „Karriere mit Lehre“ wahrzunehmen. Als Digiscouts könnten sie helfen, gerade kleineren Betrieben den Weg in die Wirtschaft 4.0, die Verschmelzung von analogen und digitalen Welten, zu ebnen.