Elektroauto der Firma Tesla Foto: Gjerdingen

Die neue Regionaldirektorin Nicola Schelling will trotz der Kritik an ihrer Entscheidung festhalten, für Dienstfahrten ein Elektrofahrzeug des amerikanischen Herstellers Tesla zu nutzen.

Stuttgart - Elektromobilität und Energiewende seien für sie „keine Lippenbekenntnisse“, sagt Nicola Schelling. Um hier auch persönlich Vorreiter zu sein und „ein Zeichen zu setzen“, habe sie sich gesagt: „Ich möchte diesen Wagen fahren.“ Denn dieser sei „voll elektrisch“ und erfülle jene Bedingungen der „Alltagstauglichkeit“ – nämlich dass sie bei einer Reichweite von knapp 500 Kilometern zu Zielen in der Region und auch wieder zurück gelange. Solche Limousinen gebe es aus der Region Stuttgart nicht.

Als die promovierte Juristin kurz nach ihrer Wahl den Regionalpräsidenten Thomas Bopp (CDU) fragte, was er von ihrer Idee halte, kam die knappe Antwort: „Nix!“ Er habe ihr abgeraten, sagt Bopp am Dienstag unserer Zeitung, das sei „keine gute Idee“. Allerdings: Als ehrenamtlicher Regionalpräsident sei er „nicht für die Anschaffung von Dienstfahrzeugen zuständig“. Die Aufgaben seien klar getrennt, hierüber habe allein die Geschäftsstelle der Region zu befinden. Doch dass jetzt öffentliche Diskussionen folgen werden, „das hatte ich befürchtet und ihr deshalb abgeraten“.

Nach Auffassung von Bopps Parteifreund, dem stellvertretenden CDU-Fraktionschef Rainer Ganske, geht es auch um die Wirtschaftsförderung in der Region, für die die Regionaldirektorin zuständig ist. Da hätte es ihr gut angestanden, auf ein ausländisches Dienstauto zu verzichten. Andere Regionalräte verweisen etwa auf die Mercedes B-Klasse Electric Drive, die in diesem Herbst auf den Markt komme. Andreas Hesky, Fraktionschef der Freien Wähler im Regionalparlament und Waiblinger Oberbürgermeister, zeigt sich am Dienstag „irritiert bis verwundert“. Gerade das Thema Dienstwagen in öffentlicher Hand sei immer „sehr heikel, da braucht es Fingerspitzengefühl“. Er hätte sich gewünscht, dass Nicola Schelling ihren Wunsch im Ältestenrat des Regionalparlaments vorbringt: „Doch das ist nicht passiert.“ Dabei hätten die Fraktionschefs ihr sicher signalisiert, dass sie hierbei vorsichtig vorgehen müsse. Ein Tesla stehe für „Sportwagen und Lifestyle“, das habe eine besondere Wirkung, wenn man damit etwa auf dem Marktplatz einer der 179 Kommunen in der Region ankomme. Etliche Bürgermeister wüssten ja nicht mal, was ein Tesla sei, oder hätten zumindest noch keinen gesehen.

Mit Einwänden, ein Tesla sei „ein schickes Fahrzeug“ oder gar „Luxus“, kann Nicola Schelling indes wenig anfangen. Fortbewegung müsse doch Spaß machen dürfen, und „auch andere Dienstwagen erfüllen den Anspruch an Komfort“. Allerdings: „Es hat sich politischer Druck aufgebaut“ gegen dieses Elektrofahrzeug, was besonders mit den Kosten im Zusammenhang stehe. Weil sie diesem Druck keinen Raum geben wolle, bestelle sie den Tesla jetzt privat, das sei ein normaler Leasing-Vertrag, circa 1200 Euro monatlich, die sie aus eigener Tasche bezahle. Vom Verband erhalte sie die Aufwendungen ersetzt, wenn sie das Auto einsetze: „Das ist das ganz normale Kilometergeld.“ Der Tesla komme in einigen Wochen. Und trotz der Bedenken gebe es für sie keinen Grund, umzuschwenken, zumal der finanzielle Aspekt wegen der Selbstfinanzierung ja wegfalle. „Dadurch habe ich die Chance, ohne diesen Angriffspunkt Flagge zu zeigen.“