Diebstahl auf Friedhöfen sind eine Sache der Polizei, doch Betroffene sollten sich keine Hoffnungen machen. Von Schließungen der Friedhöfe hält die Stadt nichts.
Unsere Leserin Silke D. ist der Verzweiflung nahe: „Auf dem Alten Friedhof in Stuttgart-Vaihingen häufen sich die Diebstähle von Schalen, Blumensträußen und Engeln. Nach Rücksprache mit anderen Besuchern, auch bei denen“, sagt sie. Sie schlägt deshalb vor, dass Friedhöfe wie früher wieder abends verschlossen werden. Und was die Situation in Vaihingen betrifft, regt sie an, diese Maßnahme „mit der Industriebewachung und den Schließungen der dortigen Bürogebäude in der Umgebung zu verknüpfen“. Doch ihrer Erfahrung nach stellt sich das Friedhofsamt stellt stur: „Es meint, Friedhöfe müssten immer zugänglich sein“.
Grabschmuck, Dekoration und Blumen
Was die Leserin beschreibt, ist in Vaihingen leider kein Einzelfall . Wohl so ziemlich jeder, der die Gräber von Verstorbenen in einem der Stuttgarter Friedhöfe besucht, kennt dieses Problem. Das wird auch von der Stadt bestätigt: „Der Diebstahl in Vaihingen ist kein Einzelfall. Bei den uns bekannten Fällen, unter anderem bei den hier Genannten auf dem Alten Friedhof in Vaihingen wurden Grabschmuck, Dekoration und Blumen gestohlen“. Dieser Bestandsaufnahme folgt jedoch eine nüchterne Erkenntnis: „Allerdings konnten die Diebstähle nicht beobachtet und auch im Nachgang nicht durch die zuständigen Behörden ermittelt werden.“ Und zuständig ist die Polizei. Deshalb lautet die Empfehlung der Stadt: „Die Geschädigten sollten immer Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei stellen“. Doch auch da folgt die Enttäuschung: „Oft können die Fälle nicht aufgeklärt werden. Die Erfolgsquote ist sehr gering.“
Friedhöfe als Erholungsraum
Es ist eben offensichtlich so: Nur der gemeinsame Wille der Friedhofsbesucher kann verhindern, dass der Diebstahl an den letzten Ruhestätten nicht überhand nimmt. Natürlich gilt das Hauptaugenmerk der oder den Grabstätten, die man selbst mehr oder weniger regelmäßig besucht. Aber es sollte auch ein Blick frei sein für das Umfeld, um zu sehen, ob auch da auf einmal wichtige oder persönliche Erinnerungsstücke fehlen.
Von Überlegungen, die Friedhöfe wieder zu schließen, ist die Stadt in der Tat nicht überzeugt: „Ein verschlossener Friedhof schützt nicht vor diesen Taten, da der Täter auch abgeschlossene Tore oder Mauern überwinden kann. Da wurden in der Vergangenheit teilweise auch Tore beziehungsweise Schließanlagen beschädigt“, informiert die Stadt und fügt hinzu: „Auch scheint eine nächtliche Schließung nicht zielführend, da keinerlei Anhaltspunkte vorliegen, dass die Taten in den Abend- und Nachtstunden verübt wurden.“
Und dann wird vonseiten der Stadt auch noch auf ein verändertes Nutzungsverhalten bei Friedhöfen hingewiesen: „Gerade in der Großstadt dienen Friedhöfe mit ihrem parkähnlichen Charakter vielen Bewohnern und Besuchern auch als Natur- und Naherholungsraum. Und von vielen Bürgern werden sie auch als Durchgangsmöglichkeit genutzt, um etwa zur Kirche, Wohngebäuden, zu Haltestellen oder zur Arbeitsstelle zu gelangen.“ Die Offenheit nutzte auch den Besuchern, denn es handle sich „um einen Ort der Trauer, der dem Trauernden jederzeit zugänglich sein sollte.“