Rock mit Rollator: Szene aus der Altenheim-Revue „Schnabeltassen“ Foto: Patrick Pfeiffer

Die Idee kam von der Bochumer Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Petra Afonin: Angeregt durch ein Konzert in einem Altenheim entstand ihr Stück „Schnabeltassen“. Uraufführung hatte die Senioren-Revue nun an der Württembergischen Landesbühne Esslingen.

Die Idee kam von der Bochumer Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Petra Afonin: Angeregt durch ein anrührendes Chorkonzert in einem Altenheim hatte sie dem Intendanten der Württembergischen Landesbühne Esslingen (WLB) Friedrich Schirmer ein Exposé vorgelegt. Nachdem dieser ad hoc Interesse signalisierte, schrieb Afonin dem WLB-Ensemble „eine Altenheim-Revue“ auf den Leib. Das Ergebnis heißt „Schnabeltassen“ und erlebte am Donnertagabend in der Inszenierung von Thomas Goritzki seine Uraufführung.

Dass Afonin aus dem Ruhrgebiet stammt, schlägt sich in dem musikalischen Reigen nieder, der seine Protagonisten im Spätherbst des Lebens die vier Jahreszeiten besingen lässt. So gehört Herbert Grönemeyers „Bochum“-Song zu den herbstlich-melancholischen Liedern, die in diesem Fall solistisch, meistens jedoch im vielstimmigen Chorgesang die Themen Alter und Altern zur mitklatschfähigen Unterhaltung machen. Auch die Figur Hubert Kowalitzki als prolliger Neigschmeckter aus dem Pott (Ulf Deutscher verkörpert ihn in jeder Sekunde), der sich mit den Schwaben schwertut und noch schwerer mit einem italienischen Taxifahrer (in seiner Demenz berührend dargestellt von Antonio Lallo), darf man als Verbeugung vor Afonins Herkunft verstehen. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Mit seinen einerseits realitätsnah gezeichneten und kostümierten Typen, andererseits aber klischeehaft und auf billige Gags ausgerichteten Dialogen gleicht „Schnabeltassen“ einem Flickenteppich aus echten Beobachtungen, allgemeinmenschlichen Erfahrungen und gängigen Klischees. Für ein Bühnenwerk, das mehr anklingen lässt als es zeigt, und damit künstlerisch Gewicht erhielte, erforscht Afonin die Seelen ihrer Figuren nicht tief genug.

Sicher: Wenn Frau von Rindfleisch (Ralph Hönicke) über das Verrinnen der Zeit sinniert, oder wenn Bertolt Brechts „Ballade von der sexuellen Hörigkeit“ durch die Autorin umgedichtet wird zum „Lied von der Unverträglichkeit des altersgerechten Eintopfes“, dann weist dies in die richtige Richtung. Doch nur selten zeigt die „Schnabeltassen“-Revue so viel Biss oder aber echte Empathie. Denn dass sich der Frühling in Form einer späten Liebe auch noch im hohen Alter zeigen kann, ist wahrhaftig genug. Das hätte man nicht zur reinen Lachnummer verulken müssen.

Zu sehen am 6. und 21. April sowie am 10. und 13. Mai, jeweils um 19.30 Uhr. Kartentelefon (07 11) 35 12 30 44.