Impfen, impfen, impfen, auch rund um Weihnachten und im neuen Jahr, das ist nicht nur die Devise in der Impfstation an der Königstraße. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die bisher registrierte Zahl der neuen Corona-Variante hält sich in Stuttgart noch in Grenzen. Trotzdem geht das Gesundheitsamt davon aus, dass Omikron im Januar das Infektionsgeschehen auch hier dominieren wird. In den Krankenhäusern rechnet man ebenfalls mit einer steigenden Zahl von Covid-Patienten.

Stuttgart - Wäre nicht die große Frage, was die neue Omikron-Variante bringt, könnte man ein bisschen aufatmen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die am Freitag in Stuttgart von 422 auf 369,5 Fälle pro 100 000 Einwohner sank, geht seit Tagen stetig zurück. „Wir haben eine rückläufige Tendenz, aber noch immer auf einem zu hohen Niveau“, sagt Stefan Ehehalt. Das macht dem Leiter des städtischen Gesundheitsamts Sorgen, er rechnet „mit einer erheblichen Zunahme der Fallzahlen im Januar“. Dabei hat man bisher nur 41 Omikron-Fälle nachgewiesen. Zwei Infizierte seien auf einer Normalstation im Krankenhaus. In 15 Fällen sei der Infektionsort geklärt. Eine Handvoll Infizierte sind aus Südafrika, eine kleine Zahl aus den USA zurückgekommen, die anderen hätten sich im privaten Umfeld angesteckt. Trotz der überschaubaren Zahl werde die neue Variante im Januar die dominante sein.

Impfquote sollte bei „90 Prozent plus“ liegen

Für den Augenblick aber betont Stefan Ehehalt das Erreichte. So seien alleine vorige Woche hier knapp 70 000 Personen geimpft worden, zwei Drittel aus Stuttgart. „Eine sensationelle Leistung“, findet Ehehalt. Die Boosterquote liege schon bei 28,5 Prozent. Die der Zweitimpfungen aber nur bei 64,1 Prozent, weshalb der Amtsleiter für eine Impfpflicht ist. Man brauche wegen der hoch ansteckenden Omikron-Variante eine Quote von „90 Prozent plus“. Aber die Boosterkampagne in den Altenpflegeheimen sei abschlossen. Trotz einer deutlich höheren Inzidenz als im Vorjahr habe man weit wenige Todesfälle. Ehehalt: „Die Impfung wirkt.“ Bei Omikron aber nicht so gut und nicht so lang. Eine „explosionsartige Verbreitung“ der Variante sei nicht ausgeschlossen.

In den Krankenhäusern erlebt man derzeit eine leichte Entspannung auf hohem Niveau. Aktuell habe man 79 Covid-Patienten, 26 werden beatmet, sagt Mark Dominik Alscher, der Chef des Robert-Bosch-Krankenhauses. Es waren schon 85 Patienten in dieser Welle. Im Klinikum der Stadt werden noch 46 Covid-Patienten behandelt, 19 beatmet, sagt Jan Steffen Jürgensen, der Medizinische Vorstand. Vor zwei Wochen waren es noch über 70 Patienten. Im Januar rechne man mit einer „Zunahme um 50 Prozent“ oder mehr, sagt Jürgensen. Mark Dominik Alscher geht davon aus, dass man durch die neue Variante bald „mehr Normalbetten für Covid-Patienten brauchen wird“.

In der Masse fällt das Verhalten des Einzelnen ins Gewicht

Um die Ausbreitung der Omikron-Variante möglichst zu dämpfen, appelliert Stefan Ehehalt an die Menschen, die bekannten Regeln zu Hygiene und Abstand, das Tragen von Masken und die Beschränkung von Kontakten „noch konsequenter einzuhalten“ als bisher. Welche Bedeutung die Kontaktreduktion hat, macht der Gesundheitsamtsleiter an einem einfachen Rechenbeispiel deutlich. Wenn bei rund 600 000 Einwohnern jeder vier Kontakte habe, kämen 2,4 Millionen Begegnungen zusammen; werde diese Zahl auf zwei halbiert, seien es nur noch 1,2 Millionen Kontakte. Für einen selber sei das keine große Sache, erklärt Stefan Ehehalt, für das gesamte Infektionsgeschehen in der Stadt „fällt das aber ins Gewicht“.