Die Füenf singen vom „Beilagensalat“ und wissen, wie „mir im Süden“ ticken. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die „Nacht der Lieder“ ist nach einem Jahr Pause wieder zurück. Eine Revue für einen guten Zweck. Mit Nummern, die eigentlich gar nicht zusammenpassen, und die sich doch bestens ergänzen.

Stuttgart - Ein Jahr ließ es auf sich warten, das doppelte Jubiläum. Nun kam es umso fulminanter daher. 20. „Nacht der Lieder“ im 20. Jahr des Bestehens der Benefizshow, da muss man kein Mathematiker sein, um zu sehen: Da stimmt was nicht. Doch hatte man da nicht mit Corona gerechnet. Weil es voriges Jahr keine „Nacht der Lieder“ gab, feierte man also nun die 20. Auflage.

Einzigartig und vielfältig

Nur vor 500 statt vor 1000 Zuschauern, der Pandemie und den Auflagen des Landes geschuldet, aber man durfte spielen und auftreten. Immerhin. Joe Bauer, der langjährige Kolumnist der Stuttgarter Nachrichten, Erfinder und bis heute Gestalter der „Nacht der Lieder“, sagt einen Satz, den sich mancher Politiker hinter die Ohren schreiben sollte: „Kunst ist unverzichtbar!“ Man stelle sich vor, man hätte wieder auf diesen Abend verzichten müssen. Einen Abend, vielfältig wie die Stadt, eine Revue von Nummern, die eigentlich nicht zusammenpassen und sich doch bestens ergänzen. Ein Abend, wie StN-Kolumnist Tom Hörner sagt, den man so „in the Länd und auch auf der Welt sonst nicht erleben kann“.

Doppeltes Jubiläum

Ein Weggefährte der ersten Stunde fehlte. Ballettchef Eric Gauthier ist mit seiner Theaterhaus-Company auf Tour. Erstmals führte also Patrizia Moresco durchs Programm. Die italienische Schwäbin, in Berlin lebend, ist die Patentante von Artistin und Luftakrobatin Vanessa Lee, der Tochter von Roland Baisch – der die erste „Nacht der Lieder“ moderierte. So schließt sich der Kreis. Damals, 2001, feierte man im Metropol-Kino, jenem legendären Lichtspielhaus. Demnächst soll es zu einer Kletterhalle umgebaut werden. Das sei folgerichtig, sagt Bauer, „es gibt in dieser Stadt genügend Gründe, die Wand hochzugehen. Und von dort oben kannst du bis nach Backnang sehen!“

Besuch vom Ballett

An der Murr wird sicher ein ausgezeichnetes Laienschauspiel veranstaltet, aber das hat keine so formidable Showtreppe zu bieten wie das Staatstheater. Bei einer Show des Nürtinger Tausendsassas Harald Schmidt hatte Bauer die Treppe gesehen und leiht sie seitdem immer wieder aus. So klaubt er sich seit jeher das Beste zusammen, was die Stadt zu bieten hat. Dazu zählen die jungen Tänzer der John-Cranko-Schule. Wie so viele ihrer Vorbilder am Stuttgarter Ballett möchten sie eine Weltkarriere machen, ihr Auftritt bei der „Nacht der Lieder“ war ein guter Start. Sie kommen aus aller Welt, um hier ihren Traum zu verwirklichen. Fauza Marie Beg ist in Mumbai in Indien geboren – und musiziert über alle Grenzen hinweg: Jazz, Soul, Samba, indische Musik, Pop, Swing, Disco. Was sie macht, passt in keine Schublade.

Kein Etikett passt

Auch bei den Hanke Brothers fällt es schwer, ein Etikett zu finden. Was David, Lukas, Jonathan und Fabian Hanke machen, ist das noch Klassik? Oder schon Pop? Egal, es ist auf jeden Fall was Besonderes. Genauso beeindruckend fand Moresco auch, „dass alle vier Brüder von denselben Eltern sind“. Die Italienerin in ihr leidet schwer, „ich würde euch gerne alle umarmen“, sagte sie zu den Gästen, aber sie dürfe ja nicht. Für die Deutschen hingegen sei durchs Abstandhalten ein Traum in Erfüllung gegangen. Mit Corona und seinen Auswirkungen aufs Reisen beschäftigte sich die Schauspielerin und Kabarettistin Katalyn Hühnerfeld. Sie schlüpft in die Rolle etwa von Jessica, die sich im Yoga Retreat erholt: „Da merke ich beim Meditieren, ich will BWL studieren.“ Übrigens war der Auftritt selbst für Hühnerfeld eine Auszeit. Vor drei Wochen kam Tochter Corinna auf die Welt, ihr drittes Kind, auf der Bühne ist sie froh, „endlich mal meine Ruhe zu haben“.

Paukenschläge zum Schluss

Ruhig war es dort aber nicht. Dafür sorgten wie gewohnt die Showband unter der Leitung von Jens-Peter Abele und die südafrikanische Sängerin Thabilé, die die Hoffnung beschwor. Nicht fehlen durfte auch die A-cappella-Formation Die Füenf. Nach 25 Jahren gehen sie auf Abschiedstournee – und wollen dabei ganz sicher erreichen, dass wirklich jeder weiß, dass „mir im Süden die hochwertigen Kraftfahrzeuge herstellen“.

Die Paukenschläge zum Schluss lieferte das Percussion-Ensemble der Stuttgarter Musikhochschule, die Talkin’ Drums. Die Benefizshow kam bisher der Aktion Weihnachten zugute. Ob heuer etwas übrig bleibt, steht in den Sternen. Doch wenn, wird es die Künstlersoforthilfe bekommen. Denn: „Kunst ist unverzichtbar!“

Aktion Weihnachten

Info
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