Die Bachelors Sebastian Klaus (links) und Dennis Gries haben sich angefreundet. Foto: RTL/Das große Finale

RTL kündigte eine große Veränderung des Formats „Der Bachelor“ an und schickte zwei Junggesellen auf die Suche nach ihren Traumfrauen. Doch die Mängel des Formats wurden dadurch eher verdoppelt.

Am Ende gab es doch ein Happy End für beide Bachelors. Wenn auch nicht unbedingt so, wie sich das Publikum und Sender vielleicht gewünscht hätten. Aus zwei Männern, die Rivalen sein sollten, waren letztlich Freunde geworden. Es fehlte nur noch, dass sie sich gegenseitig die letzten roten Rosen überreicht hätten. Die übergaben sie zum Staffelfinale am Mittwoch, 20. März, jedoch brav an die Damen ihres Herzens. Hier ging die vermutliche Hoffnung der Kuppelshow-Macher auf: dass bei zwei Bachelors es zumindest einer glücklich verliebt in die Wiedersehensshow mit Frauke Ludowig schaffen könnte. War die Änderung des Konzepts also ein voller Erfolg? Leider nein.

Als große Sensation hatte RTL den Wandels von „Der Bachelor“ in „Die Bachelors“ angekündigt. Nicht nur ein Junggeselle sollte die begehrten Rosen verteilen, sondern gleich zwei. Mehr Gerechtigkeit für die 30 Frauen, die nun ebenfalls – wenn auch nur sehr eingeschränkt – eine Wahl haben? Ein Konkurrenzkampf, der sich nun nicht nur unter den Frauen, sondern auch zwischen den beiden Männern abspielen könnte? Sebastian Klaus und Dennis Gries wurden Ende Januar als neue Bachelors in dieses Experiment geschickt und sollten einem Format neuen Pfiff verleihen, das bereits bei seiner Einführung im Jahr 2012 nicht mehr zeitgemäß war und ein fragwürdiges Frauenbild transportiert.

Für Larissa und Sebastian gab es kein echtes Happy End. Foto: RTL/Das große Finale

Doch eine positive Veränderung blieb auch mit zwei Junggesellen aus. Die beiden Bachelors unterscheiden sich optisch kaum – Sixpack und Zahnpastalächeln dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Charakterlich schien Sebastian zunächst der tiefgründigere von beiden zu sein und Dennis der Schlawiner, der sich am liebsten dauerhaft von einer Frau zur nächsten geknutscht hätte.

RTL wollte mit der Änderung des Konzepts vor allem die Quoten wieder in Schwung bringen, die bei der vergangenen „Bachelor“-Staffel mit dem Stuttgarter David Jackson ordentlich geschwächelt hatten. Im Durchschnitt wollten weniger als zehn Prozent der 14- bis 49-Jährigen dabei zusehen, wie der Junggeselle seine Traumfrau suchte. Zu viele Reality-Formate gibt es inzwischen, die dem „Bachelor“ Konkurrenz machen. Fans solcher Formate kommen beispielsweise bei „Are you the one?“ oder „Temptation Island“ mehr auf ihre Kosten – hier stehen Streitereien, Sex und Saufen auf der Tagesordnung.

Im „Bachelor“-Kosmos dagegen „fallen“ zwar sehr häufig Küsse, aber deswegen regen sich die meisten Kandidatinnen nicht mehr auf. Was vielleicht daran liegt, dass es vielen eben doch darum geht, einen Einstieg ins Reality-Business zu finden und nicht darum, die wahre Liebe zu finden.

Auch das ist ein Thema, das in jeder Staffel in ermüdender Regelmäßigkeit diskutiert wird: Wer ist wirklich für den Bachelor da, wer will nur den Ruhm? Gähn. Auch beim doppelten Bachelor änderte sich deshalb inhaltlich nicht viel. Wer auf einen Konkurrenzkampf zwischen den beiden Männern gehofft hatte, wurde enttäuscht. Jeder hütete sein eigenes Grüppchen Frauen und nach den Dates tauschte man sich einträchtig über die Kuss-Qualitäten der Damen aus.

Dennis und Katja versuchen es mit einer Fernbeziehung. Foto: RTL/Das große Finale

Auch die Quoten blieben wochenlang im Keller – und erholten sich erst ein wenig, als die Staffel gegen Ende an Fahrt aufnahm. Das lag hauptsächlich an Kandidatin Eva, die sich überraschend zu einer der Favoritinnen von Sebastian entwickelte. Und was noch viel wichtiger war: sie mauserte sich beim Publikum zur wohl beliebtesten aller Bachelor-Kandidatinnen. „Sie trägt ihr Herz auf der Zunge“, stellte auch Sebastian fest, den die „deepen“ Gespräche mit der von Selbstzweifeln geplagten Eva durchaus beeindruckten. Plötzlich fieberte man doch am Bildschirm mit, ob sich Sebastian nun für die eiskalte Kandidatin Larissa oder für Publikumsliebling Eva entscheiden würde. Und nicht mal sein neu gewonnener Kumpel Dennis konnte verstehen, warum Sebastian nach dem Dreamdate verfrüht Larissa seine Liebe gestand. Dramaturgisch eine Katastrophe – zumal ihn Larissa zappeln ließ, von Zweifeln sprach, um dann doch wieder die Rose anzunehmen.

Die heimliche Gewinnerin der Staffel heißt Eva. Sie ist der Publikumsliebling. Foto: RTL/Das große Finale

Die letzte Nacht der Rosen lief dann auch dementsprechend erwartbar ab. Sebastian gab Eva einen Korb, die es gelassen aufnahm. Vor seiner Auserwählten Larissa setzte Sebastian zu seinem großen Monolog an, der traditionell für einen romantischen Moment vor der letzten Rosenvergabe sorgen soll. Doch er kam nicht weit: „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“, platzte es aus Larissa heraus und damit war es endgültig dahin mit der Romantik. Die Rose nahm sie zwar noch an, aber bei der anschließenden Wiedersehenssendung mit Frauke Ludowig war wohl niemand schockiert, dass diese Verbindung nicht von Dauer war. Für ein Happy End sorgte wenigstens Dennis, der nun eine Fernbeziehung mit seiner Auserwählten Nadja führt.

RTL jedenfalls fühlt sich nach dieser Staffel sogar ermutigt, den Bachelor-Kosmos (neben „Der Bachelor“ gibt es noch „Die Bachelorette“ und „Bachelor in Paradise“) noch um ein Format zu erweitern: demnächst wird es den „Golden Bachelor“ für Junggesellen und Junggesellinnen über 60 Jahren geben.