Der französische Präsident Emmanuel Macron (links) und Bundeskanzlerin Angela Merkel haben mit ihrem Vorschlag für den Recovery Fonds eine rote Linie der EU überschritten. Foto: AFP/JOHN THYS

Der Sondergipfel der vergangenen Tage über die Finanzen der EU hat die Kräfteverhältnisse innerhalb der Staatengemeinschaft mächtig verschoben. Mit der Verschuldung wird außerdem eine rote Linie überschritten – womöglich nicht zum letzten Mal, kommentiert unser stv. Chefredakteur Wolfgang Molitor.

Brüssel - Niemand hatte die Absicht, Europa scheitern zu lassen. Selbst nicht nach einer rekordverdächtigen Verhandlungszeit. Denn die Europäische Union mag sich winden und wandeln. Am Ende weiß jeder der 27 Staats- und Regierungschefs, dass es einen Kompromiss geben muss. Und so war auch dieser Gipfel, den viele vor lauter Erleichterung über das unter vielen Kompromissen ächzende Finanz-Paket jetzt gern den Stempel des Historischen aufzudrücken gedenken, vor allem eines: ein Schachern in virenverseuchter dramatischer Notlage ums Große und Ganze. Aber auch ein Kräftemessen und ein eigennütziges Reviermarkieren.