Philipp Büttner ist Aladdin und Nienke Latten ist Jasmin Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Am 21. März feiert ein neues Musical im Apollo-Theater seine Stuttgart-Premiere. Neu auf der Bühne sind Nienke Latten und Philipp Büttner

Stuttgart - Am 21. März feiert ein neues Musical im Apollo-Theater seine Stuttgart-Premiere. Neu auf der Bühne sind Nienke Latten und Philipp Büttner.

Sie beide sind ja nun schon in vielen Aufführungen des Walt-Disney-Musicals „Aladdin“ in Hamburg aufgetreten. Was hat denn dort dem Publikum am besten gefallen?

Latten: Was das Musical bei den Besuchern bewirkt, wurde mir erstmals so richtig klar zur Weihnachtszeit, als wir nach einer Vorstellung unter das Publikum gingen und Geld einsammelten für eine Benefizaktion. Die Begeisterung, die Dankbarkeit des Publikums über diese Show war so groß, das wurde mir da erstmals so richtig bewusst.

Büttner: In den Aufführungen selbst sind es meist zwei Momente, die dem Publikum immer ganz besonders gefallen. Das ist im ersten Akt das erste Zusammentreffen von Aladdin und Jasmin, verbunden mit der bangen Frage, wie es mit den beiden wohl weitergehen wird. Und im zweiten Akt ist es die Szene mit dem fliegenden Teppich.

Latten: Ja, für mich als Jasmin liegen Glück, Verliebtsein und Trauer im ersten Akt ganz nah beieinander. Das ist eine einzige Achterbahnfahrt dr Gefühle für mich und für das Publikum, und das in jeder Vorstellung.

Sie geben alles bei den Aufführungen?

Büttner: Die Rolle des Aladdin ist schon eine ganz besondere Herausforderung, da ich quasi die ganze Aufführung über auf der Bühne stehe, immer irgendwie in Aktion bin. Und das bei einer Aufführungsdauer von etwa zwei Stunden und 40 Minuten. Das kostet außerordentlich viel Kraft. Pro Aufführung trinke ich etwa vier bis fünf Liter Wasser. Die Trinkflaschen werden mir zugereicht, wenn ich mal kurz im Hintergrund verschwinden kann.

Das bedeutet dann schon eine extrem gute Körperbeherrschung.

Büttner: Ein Toilettengang ist während der Aufführung nicht drin. Aber es gibt ja eine Pause, für das Publikum und für mich. Da darf ich dann aber auch Dinge wie den Weg zur Toilette nicht vergessen.

Gibt es denn keine häufigen Kostümwechsel in den Stück?

Büttner: Bei mir hält sich das mit zwei verschiedenen Kostümen in Grenzen.

Latten: Bei mir sind es drei Kostüme. Aber im Ensemble sieht das anders aus. Da gibt es einige, die haben bis zu 20 verschiedene Kostüme. Damit der Wechsel möglichst schnell geht, tragen die teilweise bis zu vier Kostüme übereinander.

Büttner: Die Kostüme spielen eine sehr wichige Rolle in dieser Inszenierung. Viele von ihnen sind sehr teuer und extra von Hand gefertigt speziell für die Stuttgarter Aufführung, einige sind mit Swarowski-Kristallsteinen versehen.

Für welches Publikum ist also „Aladdin“ das ideale Musical?

Büttner: Es ist ein Musical für die ganze Familie im besten Wortsinn. Die Kleinen fiebern mit der Prinzessin, die Größeren sind gebannt von den Verwicklungen der anderen Personen.

Latten: Und das ist alles ganz groß und prächtig inszeniert, dass es jede Erwartung übertrifft. Ich habe meine Freundinnen schon eingeladen zu Aufführungen genauso wie meine Großeltern. Und natürlich haben die sich die Filme und Szenenausschnitte im Vorfeld angeschaut, die es heute im Internet dazu gibt. Aber alle waren dann sprachlos, wie das dann doch noch mal ganz anders rüberkommt real auf der Bühne. Ich kann wirklich nur empfehlen: Jeder muss kommen und sich das hier in Stuttgart anschauen.

Wie oft haben Sie denn schon das Musical aufgeführt?

Büttner: Ich war jetzt dreieinhalb Jahre in Hamburg, und habe da etwa 1800 Mal den Aladdin gespielt.

Latten: Da kann ich noch nicht mithalten: Meine Premiere als Jasmin in Hamburg war am 30. Oktober vergangenen Jahres, also werde ich sie inzwischen wohl so an die 120 Mal gespielt haben. Deshalb freue ich mich jetzt auch schon ganz besonders darauf, wenn es in Stuttgart losgeht. Die Theaterbühne ist ja hier in ihren Dimensionen etwas anders gebaut als in Hamburg. Da bin ich schon sehr gespannt, wie sich das auswirkt auf das Publikum. In Stuttgart ist ja auch der Zuschauerraum anders gestaffelt, die Reihen sind steiler übereinander geordnet als in Hamburg.

Büttner: Derzeit arbeiten wir noch auf der Probebühne, da werden diese Änderungen einstudiert. Aber ich freue mich auch schon sehr auf den Moment, an dem wir endlich auf die richtige Bühne können im Stuttgarter Apollo Theater.

Ein Musicalkünstler muss ja in drei Disziplinen gleichermaßen fit sein: Tanz, Gesang und Ausdruck. Aber gibt es denn trotzdem nicht ganz persönliche Vorlieben?

Latten: Ja, bei mir ist es vor allem der Gesang. Aber nur singend auf der Bühne zu sein, das wäre für mich zu wenig, da fehlt mir etwas. Tanz und Schauspiel gehören schon unbedingt dazu.

Büttner: Bei mir ist es auch der Gesang. Ich singe auch gerne dann, wenn ich gar nicht auf der Bühne bin. Aber alles zeigen zu können in einem Musical, also auch Tanz und Schauspiel, da ist für mich ein Traum wahr geworden.

Für Stuttgart haben Sie beide zunächst einmal Verträge bis einschließlich Oktober bekommen. Wie geht es dann weiter?

Büttner: Wir beide gehen schon sehr davon aus, dass auch den Stuttgartern dieses Musical sehr gut gefallen wird und dass es um einiges länger gespielt wird. Und dass wir dann auch weiter hier verpflichtet sein werden. Ich habe ja die vergangenen dreieinhalb Jahre in Hamburg gelebt, das ist zu einem richtigen Zuhause für mich geworden, das ich jetzt hinter mir lasse. Stuttgart kommt mir auch privat sehr entgegen: Meine Familie lebt in Würzburg und in München habe ich gute Freunde. Da ist Stuttgart geschickter als Hamburg.

Latten: Das Hamburger Engagement war mein erstes außerhalb meiner niederländischen Heimat. Das war für mich alles sehr aufregend und hat mir sehr viel Freude und Spaß gemacht. Jetzt geht es so hoffentlich weiter in Stuttgart. Ich bin ja nun erst seit ein paar Tagen hier, konnte noch nicht so viel erleben in der Stadt. Man hat mir gesagt, das Klima soll hier um einiges meditteraner sein als an der Küste.

Gute Musicalkünstler sind heute inzwischen auch bei Staats- und Stadttheatern sehr gefragt. War es da für Sie von besonderem Interesse, an einem reinen Musical-Unternehmen zu arbeiten wie jetzt bei Stage Entertainment?

Büttner: Für mich war von Anfang an klar, dass ich am liebsten an so einer Großproduktion wie jetzt „Aladdin“ mitarbeiten will. Beides habe ich ja kennengelernt. Schon während meines Studiums an der an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München zwischen 2010 und 2014 spielte ich am Akademietheater in „Dracula“ mit, auf der Felsenbühne im österreichischen Staatz beim Musical „Titanic“, in Pforzheim wieder „Dracula“ in Augsburg „Hair“ und am Münchner Gärtnerplatztheater in „Jesus Christ Superstar“. Aber erst hier wie in „Aladdin“ fühle ich mich so richtig wohl.

Latten: Es war schon mein Kindheitstraum, in einer Disney-Produktion mitwirken zu können. Und jetzt ist dieser Traum Wirklichkeit geworden. So viel Erfahrung sammeln wie Philipp konnte ich noch nicht, aber wir haben ja dasselbe Auswahlverfahren durchlaufen. Und ich weiß schon: In Deutschland sind die Anforderungen an uns Künstler sehr hoch. Hier werden an sehr vielen Häusern Musicals gespielt, und die Aufführungen sind immer sehr gut besucht. Das ist ein besonderer Ansporn.