Auch wenn die Beratung von Hilfsbedürftigen online erfolgt – an beiden Seiten des PCs sitzen echte Menschen. Foto: Pixabay

Wo immer möglich, wird online geholfen. Die Diakonie Marbach erweitert so ihre Kontaktmöglichkeiten.

Marbach - Seit Dienstag hat die diakonische Bezirksstelle Marbach ein neues Angebot: Hilfsbedürftige können nun auch anonym übers Smartphone oder den PC in Kontakt mit den fachkundigen Beratern treten. Damit soll nicht nur während der Corona-Pandemie dafür gesorgt werden, dass die Sozialberatung nicht unter den Tisch fällt. „Bei manchen ist die Hemmschwelle groß, sich an uns zu wenden“, sagt Marco Storck. Der junge Mann, der in Esslingen Soziale Arbeit studiert, hat im Rahmen eines Praktikums bei der diakonischen Bezirksstelle den Online-Zugang entwickelt. Unter dem Schutz der Anonymität sei diese Hemmschwelle geringer, ist er überzeugt.

Doch natürlich ist die Online-Beratung auch perfekt, um sich auch in Pandemiezeiten umfassend um Rat- und Hilfesuchende zu kümmern. „Die persönliche Beratung wurde im ganzen Land sehr wenig in Anspruch genommen“, hat Rainer Bauer, der Leiter der Bezirksstelle, festgestellt. Geschlossene Ämter und geschlossene Beratungsstellen hätten dafür gesorgt, dass sich vieles aufgestaut habe und vieles schiefgelaufen sei.

Man arbeite tatsächlich derzeit unter erschwerten Bedingungen, bestätigt auch John Litau, Geschäftsführer der Liga Freie Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg, in der sich die elf Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege zusammengeschlossen haben. „Wo immer möglich, versuchen die Verbände auf online umzustellen. Manches muss allerdings nach wie vor Face-to-Face sein, etwa die Psychosozialberatung mit Seelsorgeelementen.“ Auch in den Fällen, in denen beispielsweise Menschen bergeweise ungeordnete Unterlagen angehäuft hätten, könne man online nicht helfen. Insgesamt ergebe sich bei den Verbänden kein homogenes Bild, doch werde überall hochprofessionell gearbeitet, und die Sozialarbeiter suchten den bestmöglichen Weg um zu helfen.

Die Marbacher Bezirksstelle ist dabei im Landkreis tatsächlich offenbar Vorreiter. Zwar hat auch die Caritas neben der persönlichen Beratung, die aktuell nur nach Terminvergabe möglich ist, ein Online-Angebot, doch läuft das über die Caritas Deutschland. Bis es dann von deren Server an die zuständige Behörde weitergeleitet wird, vergeht wiederum mehr Zeit. „Und manches muss schnell gehen, weil beispielsweise bei Ämtern Fristen zu beachten sind“, weiß Rainer Bauer.

Wer sich unter www.marbach-onlineberatung.de an die diakonische Bezirksstelle wendet, bekommt nach spätestens 48 Stunden, in der Regel jedoch viel schneller, eine Antwort. Dazu ist lediglich eine Registrierung erforderlich, bei der man sich jedoch einen beliebigen Fantasienamen geben kann. Der Wohnort des Hilfesuchenden sollte allerdings korrekt angegeben werden.

Für einen barrierefreien Zugang sorgt unter anderem die Übersetzungsmöglichkeit in mehrere Sprachen und die Option, die Textanzeige zu vergrößern. Im Nachrichtenfeld kann man sein Problem schildern; wer will, kann auch Dateien wie beispielsweise Behördenschreiben mitschicken. „Dann brauchen wir allerdings eine unterschriebene Datenschutzerklärung, weil der Ratsuchende ja dann nicht mehr anonym ist“, betont Marco Storck. Sollte die nach 24 Stunden nicht eingetroffen sein, würden die Daten wieder gelöscht.

Aber noch einen weiteren Vorteil bietet die Online-Beratung, findet Rainer Bauer: „Man kann sich eine Weile Gedanken zu dem geschilderten Problem machen und darüber, wie man am besten helfen kann.“ Auf der neuen Seite finden sich zudem weiterführende Links, beispielsweise zur Suchtberatung. Ebenfalls hinterlegt sind Formulare,unter anderem für das Jobcenter oder die Beantragung von Wohngeld. Trotzdem ist auch die persönliche Beratung nach Terminvergabe nach wie vor möglich.

„Es hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie manches verändert“, resümiert John Litau. „Am Anfang wurde alles bis auf das Nötigste heruntergefahren, inzwischen hatte man Möglichkeiten, kreativ zu sein.“ Arbeitsabläufe seien angepasst und zum Teil auch Umbauten etwa an Fahrzeugen vorgenommen worden. „Corona ist aber nicht nur eine Herausforderung, sondern auch mit zusätzlichen Kosten verbunden“, so Litau. Und da es im Wohlfahrtsbereich keine Refinanzierungsmöglichkeiten gebe, „kommen da manche schon in finanzielle Nöte“.

Die Einrichtung des neuen Angebots der diakonischen Bezirksstelle in Marbach wurde jedoch gefördert: durch die deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt.