Sophia Kleinherne: Abwehrspielerin beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt und Nationalspielerin. Foto: imago images/Eibner

Am 20. Juli startet die Fußball-WM der Frauen, in diesem Jahr ausgetragen in Australien und Neuseeland. In einem Interview sprach die deutsche Verteidigerin Sophia Kleinherne nun über den Unterschied von Männer- und Frauenfußball.

Für seine sensationellen Siege bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in den Jahren 2004 und 2007 wurde das deutsche Team in seiner Heimat nicht nur von weiblichen Fans gefeiert. Vor der kommenden Weltmeisterschaft, die am 20. Juli 2023 mit dem Auftaktspiel Neuseeland - Norwegen im neuseeländischen Auckland beginnt, zeigt sich das deutsche Team motiviert und siegesgewiss. In einem Interview mit der deutschen Ausgabe des "Playboy" erklärte Sophia Kleinherne (23, Verteidigerin der deutschen Nationalmannschaft, ihre Sicht auf die noch immer herrschende Kluft zwischen Frauen- und Männerfußball.

"Durch die EM haben wir zeigen können, zu was wir mittlerweile fähig sind"

Mit Blick auf die letzte Fußball-Europameisterschaft der Frauen im vergangenen Jahr sagte sie: "Ich glaube, dass viele nicht mitbekommen haben, wie sich der Frauenfußball in den letzten Jahren entwickelt hat. Viele hatten noch das Frauenfußball-Bild von vor 20 Jahren im Kopf. Durch die EM haben wir zeigen können, zu was wir mittlerweile fähig sind."

Sophia Kleinherne wünscht sich mehr Fokus auf den Sport

Für die weitverbreitete Argumentation, dass Männer technisch und qualitativ besseren Fußball zu bieten haben, sieht sie mittlerweile keine Grundlage mehr. Wer anders denkt, solle sich noch einmal das spannende Champions-League-Finale der Frauen zwischen Wolfsburg und Barcelona vom vergangenen Juni anschauen.

"Solche Spiele, dramatisch und auf höchstem Niveau, sind keine Einzelfälle mehr", erklärte sie dazu. "Die Leute, die den Frauenfußball nach wie vor kritisieren, gucken einfach durch eine komplett falsche Brille - oder schauen gar nicht zu und urteilen einfach aus verstaubten Vorurteilen heraus." Vergleiche mit Männern sollte man grundsätzlich "einfach lassen", so Kleinherne. "Das macht man bei anderen Sportarten ja auch nicht. Ich wünsche mir, dass man einfach nur den Fußball sieht."

"Mir ist kein weiblicher Neymar bekannt"

Dass einer Umfrage zufolge 52 Prozent der befragten Personen die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen sympathischer als die der Männer findet, erklärt sie sich damit, dass der Frauenfußball für die Fans nahbarer und zudem ehrlicher sei.

Im Gegensatz zu gewissen männlichen Fußball-Stars würden Fußballerinnen auf dem Rasen beispielsweise weniger Schauspiel betreiben: "Mir ist kein weiblicher Neymar bekannt. Ich kenne zum Beispiel keine Spielerin, die zwei oder drei Minuten liegen bleibt. Im Ernst: Ich behaupte mal, dass wir wirklich in jeder Sekunde des Spiels immer mit vollem Herzen dabei sind - und man uns selbst bei Niederlagen nie vorwerfen kann, nicht alles gegeben zu haben."

In dem Team der Nationalmannschaft stecke viel Leidenschaft. "Wir erwarten nicht nur, dass die Zuschauer für uns da sind, wir sind auch für sie da", so die Profifußballerin.

Die August-Ausgabe des "Playboy" erscheint am 13. Juli 2023.