Bastian Schweinsteiger hat es schon wieder am rechten Knie erwischt, diesmal bei einem Zweikampf im Training mit der Nationalelf. Erneut ist das Innenband betroffen. Für die aktuellen Länderspiele fällt er aus. Vieles erinnert vor der EM an den WM-Vorlauf 2014.
Berlin - Immer wieder Schweinsteiger. Gerade erst hatte der in die Jahre gekommene Kapitän und Anführer der deutschen Weltmeister nach einer Knieverletzung seine ersten Comeback-Minuten in England bei Manchester United absolviert. Und jetzt wollte der 31-Jährige im Länderspiel gegen die Engländer in Berlin beweisen, dass er immer noch für die Chefrolle in der Nationalmannschaft bei der EM-Mission in Frankreich taugt. Doch im Geheimtraining am Dienstagabend zog sich der Mittelfeldspieler bei einem Zweikampf die nächste Blessur zu - wieder am rechten Knie. Erneut ust das Innenband betroffen.
„Für die beiden Spiele gegen England und Italien fällt er natürlich aus“, sagte Bundestrainer Joachim Löw in Berlin noch vor der endgültigen Diagnose. Schweinsteiger war am Mittwochmorgen mit Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt aus der Hauptstadt nach München geeilt, um das Gelenk in der Praxis des Mannschaftsarztes genau untersuchen zu lassen. Eine Kernspinaufnahme bestätigte die Vorahnungen: Das Innenband im Knie ist teilweise gerissen.
„Es sieht nicht sehr positiv aus“, berichtete Löw. Bei einem Pass zum Ende der Übungseinheit am Dienstagabend hatte sich Schweinsteiger im Zweikampf verletzt. Eine Prognose über die erneute Ausfalldauer seines Kapitäns mochte Löw nicht stellen. Aber klar ist: Im Kampf um die EM-Teilnahme beginnt für Schweinsteiger ein Wettlauf mit der Zeit. Das erste Spiel bestreitet der Weltmeister am 12. Juni in Lille gegen die Ukraine. Das Finale findet am 10. Juli in Paris statt.
Für Schweinsteiger heißt es jetzt wieder Reha
Der DFB-Veteran mit 114 Länderspielen war in der Vergangenheit ein Spezialist dafür, sich nach Verletzungen auf den Punkt fit zu machen. Vor der triumphalen Weltmeisterschaft in Brasilien plagte er sich monatelang mit einer Patellasehnenverletzung am linken Knie herum.
Im Trainingslager in Südtirol konnte Schweinsteiger kaum trainieren, nur langsam kam er später in Brasilien in Schwung. Löw ernannte ihn zur „Spezialkraft“. Erst in den K.o.-Spielen nach der Vorrunde konnte sich der Rotuinier in die Startelf zurückkämpfen. Und im Finale schlug schließlich seine größte Stunde. Beim 1:0 nach Verlängerung gegen Argentinien wurde er blutverschmiert zur Symbolfigur der kampfstarken Deutschen. Es war die Krönung seiner bewegten Karriere.
Der Wechsel im vergangenen Sommer vom FC Bayern zu Manchester United, zu Ex-Trainer Louis van Gaal, sollte ihm den Weg zur EM ebnen, zu seinem wohl letzten großen internationalen Turnier. Löw hatte ihn nach dem Rücktritt von Philipp Lahm zunächst nur bis 2016 zum Kapitän auf Zeit ernannt. Kleinere Verletzungen wie Adduktorenbeschwerden warfen ihn in der körperbetonten Premier League immer wieder zurück. In 31 Einsätzen für ManUnited in allen Wettbewerben erzielte er ein Tor. Jetzt heißt es wieder Reha - und Zittern um den EM-Einsatz.